Die „Baller League“ sorgt für Unmut bei Amateurvereinen. Der Siegburger SV hat die Verträge zweier Spieler gekündigt – auch in Hennef gibt es Konsequenzen.
FußballSpieler verlassen den Siegburger SV wegen der „Baller League“
Ein Foto mit Lukas Podolski, Handshake mit Hans Sarpei und Small Talk mit Kevin Prince Boateng – die gerade angelaufene „Baller League“ lockt mit großen Namen und viel Show. Zwölf Teams mit teils prominenten Trainern und Teammanagern treten bis zum 1. April an elf Spieltagen gegeneinander an, bis es das Finale der besten vier gibt.
Dabei sind Spieler aus der Region. Aufsehen erregte der FV Bonn-Endenich, der die Verträge mit fünf Leistungsträgern auflöste, die sich für die „Baller League“ entschieden. Dabei war es der Siegburger SV, der die ersten Rausschmisse realisierte.
„Wir waren der erste Club, der dagegen war“, sagt Mehmet Dogan, Sportlicher Leiter des Mittelrhein-Ligisten. „Wir unterstützen sowas nicht.“ Der Verein hat das aber nicht an die große Glocke gehängt. Mit Bilal El Morabiti ging gar ein Stammspieler, der bei Calcio Berlin gelandet ist. Auch mit Yannick Zierden hat der Verein den Dienstvertrag beendet. „Ihr seid unsere Spieler, ihr habt einen Vertrag“, das war unsere klare Linie, so Dogan weiter.
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Sportlicher Leiter des Siegburger SV: Baller League sei Landesliga-Niveau
„Ich bin ein Fußballfan, der die Tradition liebt. Diese Kirmes-Liga macht die anderen Ligen kaputt“, befürchtet der Sportliche Leiter. „Das stört den Betrieb im Amateur-Fußball. Diese Sch.... versaut uns Verantwortlichen die Arbeit.“ Dabei seien die Regeln klar. Wer bei Siegburg unterschreibe, stimme damit zu, dass er keinen zweiten Vertrag eingehen könne. „Manche Spieler haben es nicht kapiert, die wollen in beiden Ligen spielen.“
Die jungen Leute dächten wirklich, dass sie Profis werden könnten. „Das ganze Drumherum ist Bundesliga, der Fußball aber hat Landesliga-Niveau“, schätzt Dogan die sportliche Seite ein, „das ist ein ganz normaler Hallenkick.“ Doch die Präsenz in den sozialen Medien ziehe die Sportler enorm an. „Das ist alles Kindergarten.“
Hennef-Trainer Özyurt: Baller League ist für seine Spieler verboten
Er fordert, dass der Fußballverband Mittelrhein (FVM) darauf reagiert: „Da muss etwas passieren.“ Wer in einem Verein spielt, dürfe nicht in der „Baller League“ antreten. Der FVM arbeite derzeit an einer Stellungnahme, sagte Pressesprecherin Nina Halambek auf Anfrage dieser Zeitung, sie solle in Kürze fertig sein.
Auch beim Liga-Konkurrenten FC Hennef ist das Thema angekommen. „Wir haben einen Spieler, Leo Camara – der kam sehr früh zu mir“, erinnert sich Trainer Fatih Özyurt. „Da wusste ich noch so gut wie nichts darüber, dachte, das wäre so ein bisschen Hobbykicken. Ich habe ihm gesagt, mach mit. Aber du bist Vertragsspieler, der FC Hennef hat höchste Priorität.“
Das Wort, das er dem Spieler gegeben hat, will er halten. Inzwischen habe er sich eines Besseren belehren lassen: „Das ist eine Parallel-Liga, die ganz gefährlich werden kann.“ In der vergangenen Woche ist er vor die Mannschaft getreten und hat eine klare Ansage gemacht: „Ab heute ist das Thema Baller League für jeden verboten. Der FC Hennef wird keine Spieler mehr für die Baller League freigeben.“
Baller League sei Gefahr für Amateurfußball
Auch er sehe den Verband in der Pflicht, besonders in Fragen der Spielberechtigung. „Da wird ja gegen Bezahlung gespielt.“ Und wie er gehört habe, sollten die Prämien demnächst verdoppelt werden. „Ich sehe eine echte Gefahr für den Amateurfußball.“
Persönlich habe er nichts gegen eine solche Veranstaltung. „Super, dass es so etwas gibt, aber nicht mit aktuellen Vereinsspielern. Das ist was für ehemalige Profis.“ Wer noch aktiv sei, müsse sich entscheiden. „Schließlich bezahlen wir die Spieler und bilden sie aus.“ Wenn sie dann in die Baller League gingen, wäre das ein Kündigungsgrund.
„Ich habe vollstes Verständnis für Bonn-Endenich und den Siegburger SV“, sagt der Trainer und betont seine Solidarität mit den noch stärker betroffenen Vereinen. Und hofft auf eine schnelle Reaktion des FVM.