Siegburg – Langsam und sacht schwebte das 22,3 Tonnen schwere Stahlbetonstück durch den Morgenhimmel, die Sonne stand noch tief. „Die Elemente hängen gut und gerade am Haken“, sagte Kevin Bieler zufrieden, Polier der Firma Meyer Bau aus Altenkirchen. Er war der Verantwortliche für den neuen Abschnitt der Überführung für die Autobahn 3, der am Samstag über der Zeithstraße eingesetzt wurde. Zusammen mit Raman Murati von Ruhrtalbau aus Oberhausen wies er die Bauarbeiter an, als das erste Brückenteil Zentimeter für Zentimeter auf die beiden Widerlager niedersank.
Ein 220-Tonnen-Autokran war in der gesperrten Baustelle aufgebaut worden. Doch direkt daneben rollte der Verkehr in Richtung Süden weiter. Nur gut anderthalb Meter neben den vorbeirauschenden Transportern drückten und schoben die Mitarbeiter, koordiniert und genau aufeinander achtend, die vorgespannte Konstruktion auf den im Plan vorgesehenen Platz. Achse, Fuge und Anschlag mussten genau passen. Mit Wasserwaage und Zollstock maßen Bieler und Murati immer wieder nach, bis sie dem Kranführer signalisierten: „Ablassen.“
Wie bei „Tetris“
Vier der 22,3 Tonnen schweren Teile positionierte die Truppe. Der Bewehrungsstahl ragte an den Köpfen und an der Oberfläche heraus, die Haken für den Transport waren mit einbetoniert. Beim Anbringen der Stahlverbindungen allerdings stellte sich heraus, das ein Brückenteil falsch beschriftet worden war. Wie bei dem Computerspiel „Tetris“ musste noch einmal getauscht werden. Da waren die Beteiligten schon so eingespielt, dass es keine halbe Stunde dauerte, bis alles an Ort und Stelle war.
Etwas komplizierter gestaltete sich schließlich das Einsetzen des letzten Elements. Denn dort musste für die spätere Verschalung noch ein Gerüst angebracht werden. Das Gewicht erhöhte sich auf 23 Tonnen und das Teil geriet dadurch in leichte Schieflage. Mit Muskelkraft, Brechstangen und Kettenzug gelang es den Männern aber zügig, auch den Kopf zur Siegburger Innenstadt hin in die perfekte Position zu bugsieren.
„Das lief wie geschnitten Brot“, freute sich Bieler, die Zusammenarbeit mit dem Lohmarer Unternehmen, das den Autokran stellte lobte er ausdrücklich. Nach dem Einsetzen wurden die Einzelteile mit Stahlverbindern verschraubt. In die noch bestehenden Fugen füllten die Arbeiter speziellen Schaumstoff, darüber kamen Zementleisten. So ist gewährleistet, dass nichts nach unten durchfallen kann. Schließlich sollte die Zeithstraße schnell wieder geöffnet werden können.
Fertig sind Bieler, seine Firma und die Nachunternehmer aber noch lange nicht. Denn allein an dieser Stelle müssen in Richtung Stallberg noch zwei Mal, bei laufendem Verkehr, Brückenabschnitte neu gesetzt werden. Seit 2019 werden im Zuge der Instandsetzung der A 3 zwischen dem Autobahnkreuz Bonn/Siegburg und Lohmar auf sechs Kilometern Strecke 13 Unterführungen sowie die komplette Straßenausstattung erneuert oder ersetzt, die Fahrbahn saniert und die Lärmschutzwände neu aufgebaut.