Troisdorf – Die A-cappella-Nacht ging noch wie geplant über die Bühne, besorgten Anrufern erklärte Florian Sydow noch am Montag, dass „Irish Spring“ ebenfalls stattfinden werde. Doch schon tags darauf wurde der Irische Frühling abgesagt. „Es war ein harter Schnitt“, erinnert sich der Leiter des städtischen Kulturmanagements und der Veranstaltungshallen. „Die Türen blieben zu.“ Wann sie sich für einen geregelten Betrieb wieder öffnen? Darüber können Sydow und Kulturdezernent Horst Wende derzeit noch nicht einmal spekulieren.
110 Veranstaltungen wurden seither insgesamt abgesagt. 50 davon allein in der Stadthalle, 30 in den Bürgerhäusern Sieglar und Spich, weitere 30 in den Mehrzweckhallen der Stadt Troisdorf. Weitere dürften folgen: Gastspiele von Völkerball oder der Coverband Still Collins – eigentlich Publikumsmagneten – sind gefährdet.
Hygienekonzept
Ungewiss ist auch, ob die verschobene Baumesse oder der Architektenkongress stattfinden können. Nur eine Handvoll Vermietungen stehen in der Bilanz der vergangenen Monate: Blutspenden, ein Spielzeugmarkt, kleine Veranstaltungen mit Hygienekonzept.
Planungssicherheit fehlt Sydow und den Branchenkollegen komplett: „Die kann auch konservativ sein.“ Für die bisher gültige Absage von Großveranstaltungen bis zum 31. Oktober fehlt nicht zuletzt die Definition: Was ist groß? Und was kommt danach? „Man macht sich damit keine Freunde“, so Sydow, „aber ich wäre Angela Merkel, Herrn Laschet oder dem Bürgermeister nicht böse, wenn Karneval abgesagt würde.“
Veranstaltungen unter Coronabedingungen
Auch die Karnevalsgesellschaften drängen nach seiner Aussage auf eine Entscheidung: Dass es wohl keine Veranstaltungen geben werde, sei „den meisten Karnevalisten klar“. Aber „das hilft ihnen nicht.“ Denn ohne offizielles Verbot kommen sie nicht aus geschlossenen Verträgen raus. Für alle gilt gleichermaßen: Veranstaltungen unter Coronabedingungen sind aufwendig und teurer, zugleich aber darf nur eine geringere Zahl von Zuschauern kommen. „Das kann sich die Branche nicht auf lange Sicht leisten“, sagt Florian Sydow.
Da stehe die Stadthalle besser da, betont Horst Wende, der auch städtischer Kämmerer ist: „Manchmal ist es ein Glück, wenn man Teil einer öffentlichen Verwaltung ist.“ Geld, das für die Kultur im Haushalt stehe, werde auch dafür ausgegeben.
Enge Terminpläne
Tägliche Aufgabe für das Team, das Stadthalle, Bürgerhäuser und Mehrzweckhallen betreut, ist derzeit die Suche nach Ausweich- oder Nachholterminen. Was normalerweise mit einem Vorlauf von zwei Jahren geplant wird, muss nun unter Regeln organisiert werden, die sich im engen Takt ändern. Möglich wäre zurzeit ein Verzicht auf Abstände im Saal, wenn alle Besucher rückverfolgt werden könnten. „Nicht durchführbar“, sagt Wende: nicht am Einlass und im Foyer, an den Theken und in den Toiletten.
Neue Leitung
249 Belegungstage zählten die Verantwortlichen allein in der Stadthalle im Jahr 2019. Hinzu kamen Veranstaltungen in den Mehrzweckhallen und Bürgerhäusern der Stadt.
Seit dem 1. Februar ist Florian Sydow verantwortlicher Leiter für Veranstaltungshallen und Kulturmanagement – mit viel Erfahrung: Der 39-jährige Vater von zwei Töchtern arbeitete seit 2005 in den Bürgerhäusern.
Als Meister der Veranstaltungstechnik war Sydow an der Planung der neuen Stadthalle beteiligt und zunächst deren technischer Leiter. (dk)
Nächstes Problem sind die engen Terminpläne. „Was jetzt geschoben wird, muss man 2021 noch unterbringen“, sagt Sydow. Viele Künstler seien aber dann schon anderweitig gebucht, manche abgebrochene Tournee werde nicht fortgesetzt. Eine Verschiebung ist für Sydow dennoch „immer der bessere Weg“: Tickets und Verträge bleiben gültig. Dennoch habe die Stadthalle über den Ticketdienstleister von Anfang an auf Wunsch auch Erstattung geleistet.
Ohne Illusionen gehen Florian Sydow und seine Mitarbeiter im Kulturmanagement in die Zukunft. „Die Kultur war eine der ersten Branchen, die geschlossen wurde. Und sie wird eine der letzten sein, die gelockert wird.“ Aber, so Horst Wende: „Wir können uns nicht monatelang tot stellen.“