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Drittligist überwintert auf Platz 15Das sind die Probleme von Viktoria Köln

Lesezeit 4 Minuten
Marcel Risse nach Braunschweig

Mit drei Niederlagen in Serie verabschiedeten sich Viktoria-Kapitän Marcel Risse und seine Teamkollegen in die Winterpause.

Köln – Der FC Viktoria Köln blickt auf ein kompliziertes erstes Halbjahr der Saison 2021/2022 in der Dritten Liga zurück. Erneut hat der Klub einen riesigen personellen Umbruch vollzogen, 15 Zugängen stehen 17 Abgänge gegenüber. Hinzu kamen zahlreiche Verletzungen, die unter anderem dazu führten, dass die Höhenberger lediglich auf Platz 15 überwintern. Die Ursachen für die mäßige Zwischenbilanz erscheinen vielschichtig.

Die sportliche EntwicklungDass die Mannschaft angesichts zahlreicher Neuverpflichtungen nicht von Beginn an funktionieren konnte und Zeit benötigt, war jedem in Höhenberg klar und wurde nach außen hin auch stets sachlich kommuniziert. Zum ersten Mal unruhig wurde es nach der 0:1-Auswärtsniederlage Mitte September bei Schlusslicht und Aufsteiger TSV Havelse: „Wir werden ordentlich Gegenwind bekommen“, orakelte der fassungslose Trainer Olaf Janßen im Spätsommer.

Bis dahin hatte die Viktoria lediglich einmal gewonnen, reichlich Gegentore kassiert und rangierte auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Fortan sollten sich die Gemüter jedoch beruhigen, das Team riss sich zusammen und spielte erfolgreicher: In den folgenden acht Partien sammelte die Viktoria respektable 17 Punkte, verlor die letzten drei Begegnungen jedoch allesamt und beendete das erste Halbjahr mit 22 Punkten. „Ich denke, dass wir unter den ganzen widrigen Umständen mit dieser Ausbeute leben können“, bemerkt Sportvorstand Franz Wunderlich, der inständig auf weniger Verletzungspech in den restlichen 19 Begegnungen hofft.

Timmy Thiele Analyse

Der  Ausfall von Timmy Thiele (l.) schwächt den Kölner Angriff.

Das VerletzungspechTatsächlich haben die für das Wohl der Profimannschaft Verantwortlichen jeden erdenklichen Stein umgedreht, um der Inflation von Verletzungen auf die Schliche zu kommen. Die Übersicht, die Olaf Janßen kurz vor der Winterpause zum Besten gab, gleicht einer Horror-Bilanz: „Insgesamt hatten wir 120 Spielerausfälle im Verlauf der Saison. Also sechs pro Spiel“.

An der medizinischen Abteilung scheint es zumindest nicht zu liegen: Mittelhandbrüche, Knieprobleme oder Außenmeniskus-Risse taugen nicht unbedingt als Indiz für eine fehlerhafte Trainingssteuerung.

Auch in Sachen Ernährung liegt der FC Viktoria ganz weit vorne: „Wir essen zusammen zu Mittag, nach der zweiten Einheit am Nachmittag erhalten die Spieler noch eine spezielle Verpflegung. So etwas gibt es kaum in dieser Liga“, sagt Janßen.

Offenbar hat man in Höhenberg auf zu viele neue Fußballer gesetzt, die in ihren alten Vereinen zu wenig Spielzeit bekommen hatten und sich an die Intensität des Liga-Alltags erst einmal gewöhnen mussten.

Zu- und AbgängeMan kann der sportlichen Leitung nicht vorwerfen, dass der Mannschaft gleich drei Leistungsträger den Rücken kehrten: Der langjährige Kapitän Mike Wunderlich entschied sich im fortgeschrittenen Sportleralter von 35 Jahren und nach mehr als zehn Jahren Viktoria zu einem letzten sportlichen Schritt und wechselte zum 1.FC Kaiserslautern, den quirligen Lucas Cueto zog es zum Karlsruher SC in Liga zwei und das Leihgeschäft mit Innenverteidiger und Leader Michael Schultz mit Eintracht Braunschweig endete nach nur einem halben Jahr.

Olaf Janßen gegen Berlin (1)

Trainer Olaf Janßen hofft auf eine bessere zweite Halbserie.

Alleine Wunderlich und Cueto brachten es im vergangenen Jahr zusammen auf 22 Tore – so viele sind dem Team bislang insgesamt gelungen. Die Zugänge wurden größtenteils erst unmittelbar vor Saisonstart verpflichtet, waren häufig verletzt (Palacios, Jastremski, Philipp) und konnten nicht in Form kommen.

Neues Personal im WinterErscheint dringend nötig, gerade im Angriff. Timmy Thiele wird in dieser Saison wohl kein Spiel mehr für den FC Viktoria bestreiten und muss sich einer Operation unterziehen; Veteran Albert Bunjaku scheint sich allmählich aus dem Profifußball verabschieden zu müssen und spielte zuletzt keine Rolle mehr. Die Hoffnungen auf mehr Wucht im Angriff ruhen auf den beiden Youngstern, jedoch noch unerfahrenen Stürmern Lenn Jastremski und dem talentierten Südkoreaner Seokju Hong.

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Dennoch wird der Klub wohl noch einen weiteren erfahrenen Angreifer bis zum Wiederbeginn der Meisterschaft am 15. Januar beim FSV Zwickau verpflichten. Womöglich auch noch einen Verteidiger, der der drittschwächsten Abwehr der Liga mehr Stabilität und damit auch weniger Gegentore beschert.

Die PrognoseWenn es der Viktoria gelingt, die Anzahl der Verletzungen zu reduzieren, die Gefährlichkeit im letzten Drittel zu erhöhen und das eigene Tor intensiver zu verteidigen, wird sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ergebniskrisen wie zuletzt und zu Beginn der Saison sollten jedoch unbedingt vermieden werden.