Wettringen ist fahrradfreundlichste Kleinstadt Deutschlands
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Düsseldorf – Die fahrradfreundlichsten kleinen Städte in Deutschland liegen im Münsterland. Wettringen im Kreis Steinfurt eroberte im neuen Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in der Kategorie der Städte unter 20 000 Einwohnern Platz eins und bekam die Bestnote 1,96, wie der ADFC am Dienstag mitteilte. Auf Platz zwei folgt mit Reken ebenfalls eine münsterländische Gemeinde. Und auch Heek, Olfen und Schöppingen tummeln sich unter den Top 10 in dieser Kategorie. Die vielgelobte „Fahrradstadt” Münster landete bei den Städten bis 500 000 Einwohnern wieder nur auf Platz zwei hinter Karlsruhe. Als Gesamtnote über alle Städte hinweg erhielt NRW diesmal von den Fahrradfahrern nur die Note „ausreichend”.
Unter den 14 Metropolen Deutschlands hat Köln bei den Radfahrern den schlechtesten Ruf. Die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf erreichte bei den Städten über 500 000 Einwohnern zumindest noch den achten Platz. Auf den letzten drei Plätzen liegen aber Essen, Dortmund und Köln. Für Düsseldorf haben die Umfrage-Teilnehmer immerhin „handfeste Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit” bemerkt, wobei die Stadt trotzdem nur auf ein „ausreichend” kam. Die drei bundesweit fahrradfreundlichsten Metropolen sind Bremen, Hannover und Frankfurt/Main. Allerdings kam auch Spitzenreiter Bremen mit Note 3,57 quasi nur ein gutes „ausreichend”.
Auch bei mittelgroßen Städten tragen NRW-Kommunen oft die rote Laterne. Je nach Kategorie sind Duisburg, Hagen und Lüdenscheid die Schlusslichter. Das sauerländische Lüdenscheid bekam in der Gruppe der Städte bis 100 000 Einwohnern mit 5,01 nicht nur ein klares „mangelhaft”, sondern auch die schlechteste Note im gesamten Ranking überhaupt.
„Das Fahrradklima ist insgesamt gleich geblieben - gleich ausreichend”, sagte der ADFC-Landesvorsitzende Thomas Semmelmann. Radfahrer fühlten sich oft unsicher, klagten über Baustellenführungen und Falschparker und beschrieben die Wege durch die Stadt als Stress. Durchgängig gut bewertet worden sei, dass Innenstädte gut per Fahrrad zu erreichen seien.
Der alle zwei Jahre zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium erhobene „Fahrradklima”-Test ist zwar nicht repräsentativ, gilt aber als Stimmungsbarometer. Allein in NRW beteiligten sich im Herbst 2020 mehr als 60 000 Menschen an der Online-Umfrage - rund 20 000 Teilnehmer mehr als 2019. Grund für die Steigerung könnte die Corona-Pandemie sein. Bei den Fragen ging es unter anderem um das Sicherheitsgefühl der Radler, Konflikte mit Fußgängern oder Autofahrern oder um die Qualität von Radwegen.
Nach Ansicht des Grünen-Verkehrspolitikers Arndt Klocke gerät NRW in Sachen Fahrrad „weiter ins Hintertreffen”. Das Land müsse die Kommunen stärker ertüchtigen, damit mehr lokale und regionale Projekte zügiger umgesetzt würden. Der Landesbetrieb Straßen.NRW müsse zu einer breit aufgestellten Mobilitäts-Planungszentrale umgebaut werden.
Sowohl die Grünen als auch der ADFC bezeichneten den Entwurf des Fahrradgesetzes der CDU/FDP-Landesregierung als „Enttäuschung”. Die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad” hatte gefordert, dass bis 2025 der Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen in NRW von 8 auf 25 Prozent gesteigert werden solle. Im jetzt vorgelegten Entwurf für ein Fahrradgesetz werde das Zieldatum 2025 aber nicht mehr genannt, sagte Semmelmann. Auch die Forderung von 1000 Kilometern Radschnellwegen und 300 Kilometern überregionalen Wegen finde sich nicht wieder. „Zu unkonkret”, „keine Ziele”, sagte Semmelmann. Der Entwurf müsse nachgebessert werden.
Der ADFC empfiehlt E-Bikefahrern zwar das Tragen eines Helms, ist aber gegen eine Helmpflicht. Erfahrungen in anderen Ländern zeigten, dass der Radverkehrsanteil nach Einführung einer Helmpflicht um mehr als 20 Prozent gesunken sei.