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Corona-SchnelltestsDie wichtigsten Fragen zum Freitesten ab 8. März

Lesezeit 6 Minuten
Schnelltests

(Symbolbild)

Berlin – Die Corona-Schnelltests als erster Ausweg aus dem Lockdown – so hatte es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits vor ihren Beratungen mit den Ministerpräsidenten angekündigt: „Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden.“ Um das Freitesten zu ermöglichen, hat die Runde am späten Mittwochabend nun beschlossen, dass allen Bürgern ab Montag, dem 8. März, ein kostenloser Schnelltest pro Woche ermöglicht werden soll - etwa im Testzentren, Apotheken oder Praxen. Die Kosten übernimmt der Bund.Wir beantworten die damit verbundenen Fragen:

Wer kann und darf Schnelltests durchführen?

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen herkömmlichen Corona-Schnelltests und sogenannten Laientests. Die Zusage des Bundes, dass jedermann pro Woche Anspruch auf einen Test hat, bezieht sich auf die herkömmlichen Schnelltests: Sie dürfen nur von medizinischem Personal oder besonders geschulten Personen vorgenommen werden. Möglich sind solche Tests in Arztpraxen, in Testzentren, in Apotheken, Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den Laientests zumeist um Schnelltests, bei denen ein Abstrich im vorderen Nasenraum ausreicht. Diese dürfen von jedermann gekauft und zu Hause ohne Aufsicht angewendet werden.

Was kosten die Tests, wenn man sie sich selbst kauft?

Eines der klarsten Angebote kommt vom Discounter Aldi. Er kündigte an, bereits von Samstag an Corona-Schnelltests für den Selbstgebrauch als Aktionsartikel zu verkaufen. Die Packung mit fünf Tests soll 24,99 Euro kosten, also rund fünf Euro pro Stück. Der Test sei in Deutschland produziert und für den Heimgebrauch zugelassen. Das Unternehmen beugt aber schon einmal vor: Um möglichst vielen Kundinnen und Kunden den Kauf zu ermöglichen, darf jeder zunächst nur eine Packung kaufen. Die Firma Viromed bietet im Internet eine Packung mit 25 Stück für 245,50 (pro Tests 9,90 Euro inklusive Mehrwehrtsteuer). Die Lieferzeit wird mit fünf bis sieben Tagen angegeben. Die Drogerieketten dm und Müller wollen nach eigenen Angaben die Tests so günstig wie möglich anbieten.

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Welche Laientests sind gut und leicht zu handhaben?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet sieben in Deutschland zugelassene Antigen-Schnelltests für Laien. In der Anwendung unterscheiden sie sich kaum von den Schnelltests, die von geschultem Personal durchgeführt werden müssen: Beide Produkte weisen einen Bestandteil des Coronavirus, das Antigen, nach und zeigen über einen Teststreifen wie bei Schwangerschaftstests binnen Minuten das Ergebnis. Zwei Striche bedeuten, dass eine Person Sars-CoV-2 positiv ist. Ein Strich stellt ein negatives Testergebnis dar. Bei den Schnelltests für Laien genügt ein Abstrich im vorderen Nasenbereich. Das heißt, das Wattestäbchen muss nicht mehr durch die Nase bis an die hintere Rachenwand geführt werden, wie es bei den bisherigen Antigen-Schnelltests üblich war.

Die Qualität der Selbsttests ist abhängig von der Spezifität und Sensitivität, die beschreiben, wie zuverlässig der Test infizierte und nicht-infizierte Personen erkennt. So wies beispielsweise der Test „AESKU.RAPID SARS-CoV-2“ der Firma Aesku.Diagnostics in einer Studie eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 98 Prozent auf. Durch ähnlich hohe Werte zeichnet sich der „CLINITEST Rapid COVID-19 Self-Test“ aus, den Siemens Healthcare Diagnostics Products vertreibt. Aber auch die anderen fünf Schnelltests zur Eigenanwendung weisen hohe Spezifitäts- und Sensitivitätsraten auf.

Wie kommt man an die medizinischen Tests heran und was kosten sie?

Die Termine für Corona-Schnelltests lassen sich online buchen, bei einer Stichprobe in Berlin-Mitte geht das derzeit zum Beispiel schon für den nächsten Tag. Auch in Hamburg und Dortmund gibt es in den Testzentren viele freie Termine. Das gilt aber vor allem für die Antigen-Schnelltests, die das Virus direkt nachweisen. Wer einen PCR-Abstrichtest möchte, der als genauer gilt, hat weniger Auswahl an freien Zeitfenstern. Es ist zu erwarten dass die Terminsuche - sobald die Tests kostenlos angeboten werden - schwieriger wird. Zudem bietet aktuell bundesweit rund jede zehnte Apotheke Schnelltests an. Der Preis dafür variiert, liegt aber bei etwa 40 Euro.

Wie hoch ist die Quote von falschen Ergebnissen bei den Schnelltests?

Im Vergleich zu den PCR-Tests erkennen Antigenschnelltests infizierte und nicht-infizierte Personen schlechter. Das könne zu einer höheren Anzahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse führen, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Falsch positive Ergebnisse könnten durch einen nachfolgenden PCR-Test erkannt werden. Sollte ein Antigenschnelltest für Laien positiv ausfallen, sei das „noch keine Diagnose einer Sars-CoV-2-Infektion“. Gleichzeitig schließt ein negatives Testergebnis eine Infektion nicht aus. „Weiterhin ist die Aussagekraft eines solchen Testergebnisses zeitlich begrenzt“, heißt es vom RKI. „Es ist also durchaus möglich, dass eine infizierte Person, die ein negatives Antigentestergebnis erhält, bereits am darauffolgenden Tag – bei gestiegener Viruslast im Nasen-Rachenraum – ein positives Ergebnis bekommt.“

Wie sollen die Testungen an Schulen und Kitas laufen?

„Im Sinne der gemeinsamen Beschlüsse der Regierungschefs und Regierungschefinnen der Länder mit der Bundeskanzlerin sollten auch die Schulen nun Schritt für Schritt weiter geöffnet werden“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) nach dem Bund-Länder-Treffen. Der Beschluss sieht vor, dass alle Schüler und das Personal an Schulen und Kitas pro Präsenzwoche mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten sollen. Die neuen Testmöglichkeiten würden den Schulen in den nächsten Tagen und Wochen „ein gutes Stück mehr Sicherheit geben“, so Karliczek. Wann und wie Schulen und Kitas wieder öffnen, obliegt den Ländern.

Ist ein Schnelltest pro Woche ausreichend?

Nein, sagt Ärztepräsident Klaus Reinhardt. „Lediglich ein kostenfreier Test pro Woche und Bürger wird kaum ausreichen, um die kommenden Öffnungsschritte mit der dafür notwendigen Sicherheit zu flankieren“, erklärte Reinhardt dem RND. „Gerade an Schulen und Kitas brauchen wir mindestens zwei Tests, um Betreuungsangebote und Wechselunterricht für alle Altersstufen sicher anbieten zu können.“ Der Ärztepräsident kritisierte zudem, dass die Öffnungsschritte allein an die Infektionsrate gekoppelt werden: „Wir brauchen sehr viel ausdifferenziertere Kennzahlen zur Beurteilung der Infektionslage, als das allein mit der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz möglich ist.“ Dazu gehöre die Zahl der belegten Intensivbetten, die Auslastung der Kliniken insgesamt, die Entwicklung des R-Wertes, die Sterberate sowie die Infektionslage und -entwicklung in den unterschiedlichen Altersgruppen.

Gibt es ausreichend Tests auf Vorrat?

Über die konkreten Zahlen hatte es bei den Bund-Länder-Beratungen Verwirrung gegeben. Am Donnerstag stellte das Gesundheitsministerium klar: Der Bund habe für dieses Jahr 800 Millionen herkömmliche Schnelltests bei der Industrie gesichert. 150 Millionen Tests seien sofort abrufbar, sie lägen bei den Herstellern bereit. Das reicht nach Einschätzung von Merkel etwa für einen Monat – also bis Ostern. Gesundheitsminister Spahn sagte am Donnerstag, es sei nicht Aufgabe des Bundes, die Tests zentral zu bestellen - sondern die der Länder, Städte und Landkreise. Von den Laientests hat der Bund bisher 200 Millionen Stück gesichert.

Eine Taskforce mit den Ministern für Gesundheit und Verkehr, Spahn und Scheuer, soll sich um die Bestellungen der Tests kümmern. Was können die bewegen?

Die Taskforce soll laut Gesundheitsministerium den Ländern helfen, die Bestellung zu optimieren. Eine Option sei der Aufbau einer Bestellplattform, damit Schulen und Kitas die Schnelltests einfacher abrufen können. Das Ministerium weist aber darauf hin, dass es weiterhin Aufgabe der Länder sei, ihre Schulen und Kitas mit Schnelltests zu versorgen. Ob diese Taskforce wirklich Sinn macht, ist allerdings fraglich. Häufig zeigt sich, dass zentral gemanagte Projekte langsamer vorankommen als Vorhaben, die auf regionaler Ebene umgesetzt werden.

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In Österreich werden seit November 2020 Schnelltests eingesetzt. Inzwischen haben alle Österreicher die Möglichkeit, sich in Teststraßen, beim Arzt oder in Apotheken kostenlos testen zu lassen. Die Strategie geht auf: Österreich hat die zweitniedrigste Rate an Positiv-Tests in der EU. Auch in Frankreich wird die Bevölkerung massenhaft getestet. Ende Februar waren es jede Woche mehr als zwei Millionen Menschen. Private Labors und Testzentren bieten kostenlose PCR-Tests an. Die Zahl der Neuinfektionen in Frankreich ist zwar noch immer hoch, die Zahl der Toten aber stark zurückgegangen. Die Slowakei setzte im November auf Schnelltests statt hartem Lockdown und testete die Bevölkerung flächendeckend. Trotzdem verzeichnet das Land weltweit mit die höchste Zahl an Corona-Toten. Die verwendeten Antigen-Schnelltests gelten als weniger zuverlässig als PCR-Schnelltests.