Die deutsche FFF-Sektion hat sich zwar distanziert: Nach den Veröffentlichungen der internationalen Bewegung reicht das aber nicht mehr aus.
Kommentar zum AntisemitismusFridays for Future: Distanzieren reicht nicht mehr
Die Protestbewegung Fridays for Future (FFF) hat sich weltweit um den Klimaschutz verdient gemacht. Ihr gebührt Anerkennung dafür, unzählige Menschen für die Dringlichkeit zu sensibilisieren, mit der die längst nicht mehr nur drohende Klimakrise bekämpft werden muss.
Antisemitismus in Reinform
Mit ihren Veröffentlichungen zum Nahostkonflikt in den sozialen Medien stellen die internationalen Wortführer von Fridays for Future die Bewegung jedoch zunehmend ins Abseits. Der jüngste Beitrag auf dem internationalen FFF-Instagram-Account lässt sich mit einem Wort beschreiben: Antisemitismus.
Die westlichen Medien, heißt es darin pauschal, würden proisraelische Gehirnwäsche betreiben. Israel verübe bereits seit dem Jahr vor seiner Staatsgründung einen „Genozid“ an den Palästinensern. „Die westlichen Medien“ würden lügen, indem sie bewusst Tatsachen verschweigen, heißt es weiter. Öffentlich-rechtliche westliche Medien seien weder unabhängig noch neutral, sondern „finanziert durch imperialistische Regierungen, die an der Seite Israels stehen, nicht um der Menschlichkeit willen, sondern nur um ihrer selbst willen. Wegen ihrer eigenen politischen Interessen und ihrer rassistischen Agenda.“
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Was Fridays for Future hier verbreitet, klingt nicht nur nach den „Lügenpresse“-Rufen, wie man sie in Deutschland von Rechtsextremen und „Querdenkern“ kennt, sondern ist gefährlich nah an der alten Verschwörungserzählung von den „jüdisch kontrollierten Medien“. Das ist keine legitime Medien- oder Israel-Kritik, sondern Antisemitismus in Reinform.
Die deutsche Sektion von Fridays for Future hat sich auf X (vormals Twitter) am Donnerstag von dem Post und dessen Inhalten distanziert. Auch zuvor hatten sich die deutschen Klimaaktivistinnen und -aktivisten bereits mehrfach von israelfeindlichen und antisemitischen Tweets und Posts auf internationalen FFF-Accounts abgegrenzt.
Die Distanzierung ist glaubwürdig
Diese Distanzierung ist glaubwürdig. Besonders Luisa Neubauer, der bekannteste Kopf von FFF in Deutschland, ist in Sachen Antisemitismus über jeden Zweifel erhaben. Neubauer steht eng an der Seite von Jüdinnen und Juden, sowohl in Deutschland als auch in Israel. Am vergangenen Wochenende sprach sie auf der Solidaritätskundgebung mit Israel am Brandenburger Tor. Auch die österreichische FFF-Sektion hat sich distanziert und gegen Antisemitismus ausgesprochen.
Doch wenn Antisemitismus immer offener auf internationalen Kanälen von Fridays for Future verbreitet wird, wenn sich auch die Initiatorin der Bewegung, Greta Thunberg, einseitig gegen Israel positioniert, dann reicht das Distanzieren von einzelnen Posts nicht mehr aus.
Alle Aktivisten und Organisatorinnen der Klimabewegung, die nicht mit antisemitischen Verschwörungsmythen übereinstimmen, müssen sich nun die Frage stellen, ob sie weiterhin unter dem Label Fridays for Future aktiv sein wollen.
Denn solange internationale Wortführer der Bewegung den Namen, die Reichweite und die Glaubwürdigkeit von Fridays for Future für ihren Feldzug gegen Israel verwenden, ist das Label verbrannt. Wenn es keine weit über die deutsche und österreichische Sektion hinausgehende Distanzierung von antisemitischen Äußerungen gibt, muss das Label Fridays for Future der Vergangenheit angehören.
Dem wichtigen und dringenden Anliegen, weltweit Druck auf die Politik für effektiven Klimaschutz auszuüben, erweist das einen Bärendienst. (RND)