Köln – Es ist kein neues Szenario: Achim Beierlorzer ist nicht der erste Trainer, der sich in den vergangenen Jahren am Geißbockheim offiziell vorgestellt hat und der auch erst einmal mit Wohlwollen empfangen wurde. Der 1. FC Köln kann ein Lied davon singen, denn der Franke ist der 15. Coach des Traditionsklubs in den vergangenen zwei Jahrzehnten – Interimslösungen nicht mit eingerechnet.
Doch am Donnerstagvormittag war irgendwas anders. Und das lag nicht nur am extra für die Präsentation aufgestellten Podium, das mit einem Gips-Geißbock, FC-Schals, Fahnen, einem kleinen Tor und einer Fototapete der Südkurve aufgepeppt wurde. Es war der Auftritt des Coaches, der in Erinnerung blieb, nicht austauschbar war und Zuversicht verbreitete.
Große Vorfreude auf die Arbeit in Köln
Man muss vorsichtig bleiben, gerade beim FC, und der erste Eindruck muss dann mit guten Ergebnissen bestätigt werden. Dennoch: Wenn der Coach beim FC einen so erfrischenden, dynamischen Fußball spielen lässt, wie er öffentlich aufgetreten ist, dann könnte diese neue Liaison eine vielversprechende werden. Der 51-Jährige, der beim Bundesliga-Aufsteiger einen Vertrag bis 2021 unterschrieben hat, machte nicht nur einen sympathischen, lockeren und fachlich fundierten Eindruck, sondern punktete auch mit einem gesunden Selbstbewusstsein, viel Optimismus und mit Selbstironie.
Vor allem machte Beierlorzer deutlich, dass er sich ungemein auf die Aufgabe beim 108.000 Mitglieder starken Verein freut, dessen Wucht etliche Trainer schon zur Verzweiflung gebracht hatte. „Ich freue mich auf den Verein, die Mannschaft, die Stadt und die Menschen – die rheinische Frohnatur. Ich bin da sehr positiv bei allem, was da bald kommt.“ Er gehe auch sehr zuversichtlich an die Aufgabe in der Bundesliga heran.
„Und nicht mit Zaudern oder Zögern. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass die Mannschaft so kritisch gesehen wird. Ich möchte mit Begeisterung und Freude in die Bundesliga gehen. Da müssen wir alle mitnehmen. Dann können wir hier etwas erzeugen“, sagte Beierlorzer, der zuletzt Jahn Regensburg in der 2. Bundesliga auf Platz fünf (2018) und Platz acht (2019) geführt hatte, aber noch nie im Oberhaus tätig war.
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Dass er in Köln wohl noch nicht jedem ein Begriff ist und es auch einige Zweifler gibt, das störte den Coach nicht: „Ich erwarte nicht, dass mich alle erkennen und mit einer Sänfte durch die Stadt tragen.“ Sein Ziel ist klar: Einen Kampf gegen den Abstieg will er allen ersparen. „Wir wollen uns in der Bundesliga etablieren und eigentlich nichts mit den hinteren Plätzen zu tun haben“, befand der Coach.
Neuer FC-Trainer setzt auf sehr aktiven Spielstil
In Regensburg ließ Beierlorzer einen offensiven Fußball im 4:4:2-System spielen. Das möchte der Trainer nun auch in Köln. „Ich will noch nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich will einen sehr aktiven Fußball in allen Spielphasen sehen, in dem jeder das Spiel mitgestalten will.“ Im Spiel gegen den Ball, wie es heute heißt, solle seine Mannschaft dem Gegner bei dessen Ballbesitz keine Ruhe lassen.
Im Umschaltspiel wolle er so viel Tempo sehen, dass die Spieler eine „richtige Waffe“ werden könnten. Geeignete Akteure dafür seien bereits im Kader. Verbesserungswürdig sei lediglich die Defensive. Das Entscheidende sei aber ohnehin die Menschenführung, sagte Beierlorzer, der laut eigener Aussage zwar keine großen Trainer-Vorbilder hat, sich aber von Größen des Geschäfts einiges abschaute: und zwar die „Souveränität von Ottmar Hitzfeld“ und die „Kommunikation von Jürgen Klopp“.
Sportchef Veh feixt: „Kann mich jetzt zurücklehnen"
Sportchef Armin Veh, der auf dem Podium neben seiner Errungenschaft saß, sagte im Brustton der Überzeugung, dass er mit Beierlorzer eine „richtig gute Wahl“ getroffen habe. „Ich bin froh, dass es mit ihm geklappt hat. Und ich bin mir sicher, dass Achim absolut zum FC passt.“ Der Sportchef wirkte sichtlich zufrieden. „Ich kann mich jetzt zurücklehnen und vielleicht mal Home-Office machen“, feixte Veh.
Am 1. Juli bittet Beierlorzer zum ersten Training. Wie berichtet, werden Manfred Schmid und André Pawlak seine neuen Co-Trainer. Beide hätten ihn in den Gesprächen vollends überzeugt, sagte der Franke. Beierlorzer, der in einer Familie als jüngstes von neun Geschwistern groß geworden und selbst dreifacher Familienvater ist, bringt für den FC auch ein „Opfer“: Der 51-Jährige ist verbeamteter Gymnasiallehrer, unterrichte 18 Jahre lang Sport und Mathe – und scheidet ab dem 1. August aus dem Beamtendienst beim Bayrischen Staatsministerium aus.
„Dann darf ich mich auch nicht mehr Studienrat nennen“, sagte der Coach mit einem Schmunzeln. Er sollte dies verkraften können. Die Akklimatisierung klappt jedenfalls schon anständig. Im Fußball kommt es manchmal ohnehin anders, als man denkt. Oder wie es Beierlorzer frei nach dem kölschen Grundgesetz formulierte: „Et kütt, wie et kütt.“