AboAbonnieren

1. FC Köln in BremenAls ein Klebstoff-Transport die Freude über den Sieg verdarb

Lesezeit 3 Minuten
Frank Neubarth von Werder Bremen kämpft mit Frank Ordenewitz vom 1. FC Köln in einem Bundesliga-Spiel im Oktober 1991 um den Ball.

In der Saison 1991/92 konnte der 1. FC Köln beide Spiele gegen Werder Bremen gewinnen. Hier eine Szene mit Frank Ordenewitz (1. FC Köln) und Frank Neubarth (Werder Bremen, rechts im Bild) aus dem Spiel vom Oktober 1991 in Köln. Der FC gewann mit 5:0.

In Bremen konnte der 1. FC Köln nur selten gewinnen. Einen dieser Siege staubedingt zu verpassen, ist doppelt ärgerlich.

Von Beginn der Bundesliga-Zeitrechnung an musste der 1. FC Köln feststellen, dass für ihn die Trauben in der Pauliner Marsch hoch hängen. Das dort gelegene Bremer Weserstadion ist ein Ort, an den ganze Generationen von FC-Fans mit wenig Freude denken.

Zu den ersten vier Auftritten nach Gründung der Bundesliga standen immerhin noch ein Sieg, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage in den Geschichtsbüchern. Den nächsten Erfolg nach dem 3:1 vom 17. Dezember 1966 gab es dann aber erst über elf Jahre später. Am 7. Januar 1978 hieß es am Ende 2:0 für den FC.

Anthony Ujahs goldener Treffer

Maue siebenmal insgesamt konnte der 1. FC Köln die Heimreise aus der Hansestadt siegreich antreten. Zuletzt gelang das am 24. Oktober 2014 durch Anthony Ujahs Treffer in 59. Minute, der der einzige in dieser Begegnung blieb.

Einen etwas tragischen Beigeschmack, zumindest für einige Fans des 1. FC Köln, hat das Bundesliga-Spiel vom 25. April 1992. Nicht etwa wegen des sportlichen Ausgangs. Henri Fuchs (28.), Ralf Sturm (55.) und Frank Ordenewitz (64.) hatten den FC auf die Siegerstraße gelotst.

Duell der Hansestädte

Selbst das 1:3 durch Stefan Kohn (73.) änderte daran nichts mehr. Gut 16.000 Zuschauer wurden Zeugen einer der seltenen Heimpleiten des SV Werder Bremen im Duell der alten Hansestädte. Beim letzten Hansetag 1669 gehörte Köln übrigens zu den letzten verbliebenen neun Städten der historischen Gemeinschaft. Der Hansetag war oberste Instanz und Organ des Kaufmanns- und Städtebundes, der einst gut 200 Orte umfasste.

Es hätten allerdings ein paar mehr Zuschauer sein können. Ein Verkehrsunfall auf der Autobahn 1 hatte zwischenzeitlich für eine Vollsperrung gesorgt und somit die Anreise für viele Kölner erheblich verzögert.

Eine Ladung Klebstoff

Dem Vernehmen nach war ein Lastwagen mit einer Ladung Klebstoff verunglückt und die Fracht hatte für langwierige Reinigungs- und Aufräumarbeiten gesorgt.

In dem daraus resultierenden Stau stand unter anderem Silvia Krüger. „Ich bin selbst mit dem Auto gefahren und hatte vier Kumpels dabei. Die wollten alle umkehren“, erinnert sich Krüger. Aufgeben aber war keine Option.

Fahrerische Glanzleistung

Dazu muss man wissen, dass Krüger bis zu den durch die Pandemie bedingten Geisterspielen jahrzehntelang alle Begegnungen des 1. FC Köln jeweils vor Ort verfolgt hat. Heim- und Auswärtsspiele gleichermaßen, im In- und Ausland.

Mit einer fahrerischen Glanzleistung erreichten Krüger und ihre Mitfahrer tatsächlich noch rechtzeitig das Weserstadion. Viele andere FC-Fans, die in Bussen unterwegs oder später aufgebrochen waren, hatten da weniger Glück. Der eine oder andere hatte unterwegs die Hoffnung aufgegeben, das Stadion noch halbwegs pünktlich zu erreichen und war umgedreht.

Tief sitzender Frust

Es gibt sicherlich unzählige Anekdoten, warum Fans auf dem Weg zu einem Fußballspiel mit Hindernissen zu kämpfen hatten. Staus, defekte Fahrzeuge, ausgefallene oder verspätete Zugverbindungen. Die Liste ist vermutlich lang. Geht dann das angestrebte Spiel der eigenen Mannschaft verloren, mindert das die Enttäuschung möglicherweise. Bei einem der seltenen Erfolge im Weserstadion nicht dabei gewesen zu sein, da sitzt der Frust dann wohl eher tief. Wenigstens bis zum nächsten erfolgreichen Anlauf.