Köln – Zeit zum Luftholen hat der 1. FC Köln auch rund um die Festtage nicht. Zum Abschluss dieses unwirklichen Jahres ist der FC am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) in der zweiten Pokalrunde gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück gefordert. Nach Weihnachten versammelt sich die Mannschaft am 28. Dezember wieder zum Training, schließlich läuft der Bundesliga-Betrieb bereits am 2. Januar 2021 mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg weiter.
Das ist neu und ungewohnt für alle Beteiligten. Doch die Situation ist auch für alle Vereine fast gleich, die international vertretenen Mannschaften haben sogar noch deutlich mehr Partien in den Knochen. Die Profiteams sind überhaupt froh, in Zeiten der steigender Corona-Zahlen weiterspielen zu können. Terminhatz hin oder her.
„Das Jahr hat allen viel abverlangt"
„Ich hoffe dennoch, dass ich zwischen Weihnachten und Neujahr Ruhe finde, um mir Gedanken zu machen. Allen hat dieses Jahr unglaublich viel abverlangt. Nicht nur uns Trainern, sondern auch den Spielern. Der ganzen Belegschaft, unserem Staff“, sagte Kölns Trainer Markus Gisdol. An keinem sei die Situation im Zeichen der Pandemie spurlos vorbeigegangen. „Die ganzen Regeln, die du einhalten musst und einhalten willst. Man will ja nichts falsch machen. Die Bundesliga ist dieses Jahr anders als sonst – alleine, wenn man die Statistiken sieht von den vielen Auswärtserfolgen der Mannschaften. Aber auch, wenn man mit Spielern von anderen Klubs spricht: Es geht allen gleich. Wir haben dieses Jahr keine richtige Pause. Und es fühlt sich für alle Mannschaften an, als hätten wir schon mehr als 13 Spieltage gespielt“, befand Gisdol.
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Seine Mannschaft machte Gisdol aber zuletzt wieder mehr Freude. Mit Ausnahme des Derbys gegen Leverkusen (0:4) hatte sie sich deutlich verbessert gezeigt. Gisdol schaffte es, sie zu stabilisieren. Sie ist fitter als noch vor Monaten. Sie lässt defensiv weniger zu und spielt taktisch variabler. Der Fortschritt spiegelte sich auch in den Ergebnissen wieder, mit fünf Punkten aus den Duellen gegen die Spitzenteams Dortmund, Wolfsburg und Leipzig hatte vor Wochen niemand gerechnet.
Doch ob dem FC die ganz große Entwicklung gelingt, das zeigt sich in den kommenden Duellen. In diesen bekommt es Köln im Januar mit Gegnern auf vermeintlicher Augenhöhe zu tun (Augsburg, Freiburg, Hertha, Schalke, Hoffenheim, Bielefeld ). Oder er ist Favorit – wie gegen Osnabrück. In den kommenden Partien wird der FC gezwungen sein, auch mal selbst das Spiel zu gestalten. Daran haperte es zuletzt oft noch, im Spiel mit dem Ball offenbarte die Mannschaft Schwächen. Vor allem daheim im leeren Rhein-Energie-Stadion tat sich der FC spielerisch schwer. Denn seit einem 3:0 gegen den FC Schalke 04 am 29. Februar haben die Kölner im eigenen Stadion nur ein Spiel gewonnen: Anfang September im Pokal gegen Regionalligist Altglienicke (6:0).
Über 700.000 Euro für den Einzug ins Achtelfinale
Jetzt muss das zweite folgen, denn eine Pleite gegen den Zweitligisten kann sich der FC auch finanziell nicht erlauben. Für das Erreichen des Achtelfinales werden 702000 Euro ausgezahlt. Die Viertelfinalisten erhalten 1,4 Millionen Euro, die Halbfinalisten 2,8 Millionen Euro. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, doch vor allem in Zeiten der Pandemie kann der 1. FC Köln eine hohe sechsstellige Einnahme gut gebrauchen.
Sportchef Horst Heldt versuchte am Montag, den Fokus auf den Sport zu legen, doch der finanzielle Aspekt war ihm natürlich bewusst. „Jeder, der im DFB-Pokal antritt, möchte gerne ins Finale. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, das ist ein tolles Erlebnis“, sagte Heldt, der da noch untertrieb: 1991 stand er als Spieler mit dem 1. FC Köln im Endspiel von Berlin (3:4 n.E. gegen Bremen), 2007 als Manager des VfB Stuttgart (2:3 n.V. gegen Nürnberg). 2011 gewann Heldt erstmals den Pokal mit Schalke (5:0 gegen Duisburg).
Davon ist der FC noch weit entfernt, dennoch: „Wir freuen uns auf das Spiel und es wird auch von finanziellen Anreizen begleitet, die in Corona-Zeiten helfen“, sagte Heldt. Trainer Gisdol blendete die finanziellen Aspekte aus, für ihn zählte die Vorbereitung auf Osnabrück: „Wenn du nur zwei Tage Zeit hast und gegen einen guten Zweitligisten spielst, den du als Gegner nicht kennst, bindet die Analyse dieses Gegners meine Energie – nicht die Frage, wie wichtig das Spiel am Dienstag ist.“
Andersson fällt erneut aus – Jakobs und Cestic dabei
Und dieser Gegner flößt Gisdol durchaus Respekt ein. Zwar lief es in den letzten beiden Ligaspielen für den VfL nicht mehr nach Wunsch, doch auch nach den Niederlagen gegen die Bundesliga-Absteiger Düsseldorf (0:3) und Paderborn (0:1) stehen die Lila-Weißen als Tabellenneunter noch sehr ordentlich da. Nur vier Punkte Rückstand haben die Niedersachsen auf Platz drei, dafür elf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Und ihre erfrischende Spielweise ist wenig berechenbar. Und so geht der Kölner Trainer mit einigem Respekt in das Duell. „Osnabrück überrascht mich in der Analyse. Sie spielen sehr frech und mutig Fußball. Sie versuchen Dinge über Kombinationsfußball zu lösen. Das ist beachtlich. Darauf müssen wir uns einstellen. Ich freue mich auf die Herausforderung“, sagte Gisdol, der zwar erneut auf Stürmer Sebastian Andersson (Knieprobleme) verzichten muss, dafür aber wieder Ismail Jakobs und Sava Cestic zur Verfügung hat.
2017 hatte Gisdol schlechte Erfahrung mit Osnabrück im Pokal gemacht: Da verlor er als Trainer beim Hamburger SV in der ersten Runde mit 1:3 an der Bremer Brücke. Von dort waren jetzt etwas euphorischere Töne zu vernehmen. „Jetzt haben wir noch ein Spiel: Ein ziemlich geiles Spiel“, meinte VfL-Coach Marco Grote. Abwehrspieler Maurice Trapp ergänzte: „Wir können völlig ohne Druck in die Partie gehen. Von außen trauen uns vielleicht nicht viele eine Überraschung zu – ich sehe aber durchaus Chancen für uns.“
Erst zwei Pflichtspiele gegeneinander
Große Erfahrungswerte aus vorherigen Duellen gibt es nicht. Im Juli 2019 trafen sich beide Vereine bei einem Blitzturnier in Lohne. Damals hieß es 3:0 für den 1. FC Köln. Und mit zwei Duellen aus der Zweitliga-Saison 2007/08 ist die Pflichtspiel-Statistik dieser beiden Vereine bereits erschöpft. Der damals von Pele Wollitz trainierte VfL gewann das Hinspiel mit 2:1, das Rückspiel ging dann mit 2:0 an die Mannschaft von FC-Trainer Christoph Daum.
Die möglichen Aufstellungen: 1. FC Köln: T. Horn – Cestic, Meré, Bornauw – Skhiri – Wolf, Özcan, Rexhbecaj, Jakobs – Thielmann, Duda. –VfL Osnabrück: Kühn - Br. Henning, Beermann, Trapp, Wolze - Reis, Blacha - Amenyido, N. Schmidt, Kerk - Ihorst.