Köln – In der Ausgabe des „Geißbockecho“ vor dem Heimspiel des 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund ist es diesmal der Vorstand, der sich an die Mitglieder und Fans des Klubs richtet. Präsident Werner Wolf und seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich teilen mit, dass sie die Situation genau beobachten würden und sich in engem Austausch mit der Geschäftsführung und dem Sportkompetenzteam befänden. Etwas anderes wäre allerdings auch sehr merkwürdig. „Zuständig für das Tagesgeschäft ist Horst Heldt. Wir stehen hinter ihm und seinen Entscheidungen“, heißt es weiter. Fast deckungsgleiche Worte hatte der Vorstand schon im Mitglieder-Newsletter gefunden.
Der Vorstand spricht Heldt das Vertrauen aus. Und dieser hätte dem Präsidium quasi versichert, dass am Ende doch noch alles gut wird: „Horst Heldt hat es nochmal betont: Unsere Mannschaft wehrt sich gegen den Negativtrend – und wenn wir alles in die Waagschale werfen, werden wir den Spieß auch wieder umdrehen“, heißt es.
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Um bei dieser Redewendung zu bleiben: Was ist, wenn die Mannschaft dem favorisierten Gegner den Spieß doch nicht entreißen kann und er sich gegen den FC richtet? Konkret: Was passiert, wenn das Team von Trainer Markus Gisdol auch gegen den BVB seinen Negativlauf fortsetzt, verliert und in noch größere Abstiegsgefahr gerät? Sportchef Heldt trifft die Entscheidung, und diese wird voraussichtlich so ausfallen: Überzeugt das Team, kann Gisdol vorerst weitermachen. Enttäuscht es aber erneut, dann ist der Coach nach rund 17 Monaten seinen Job beim FC los. Es ist ein Endspiel für den Trainer, und das ist am Geißbockheim kein Geheimnis mehr.
Und so ist es kein Wunder, dass die Geschäftsführer mögliche Nachfolge-Kandidaten bereits im Blick haben und vorfühlen. Wie berichtet, könnte Friedhelm Funkel mit der Aufgabe betraut werden, den FC zu retten. Und der äußerst erfahrene Trainer, so ist zu vernehmen, würde nicht ablehnen und sich die Aufgabe zutrauen. Für ein Engagement über die Saison hinaus ist der 67-Jährige kaum zu haben, seine Lebensplanung ist jedenfalls eine andere. Im Sommer könnte dann Peter Stöger (54) nach Köln zurückkehren, dessen Vertrag bei Austria Wien am 30. Juni ausläuft. Auch der Wiener, so heißt es, könnte sich ein zweites Engagement beim FC vorstellen. Bis 2017 feierte der in Köln populäre Stöger mit dem FC große Erfolge, das Ende seiner Amtszeit verlief allerdings gleich auf mehreren Ebenen unschön.
Marius Wolf: Trainer-Thema ausblenden
Das sind allerdings Szenarien, die nicht eintreten müssen. Denn Samstag steht Gisdol am Spielfeldrand. Und dieser kämpft um seinen Job. Dass die Mannschaft gegen ihren Trainer spielt, davon kann man nicht ausgehen. Sie steht offenbar loyal zu ihm. „Von außen dürfen wir nicht so viel an uns heranlassen. Wir müssen versuchen, uns zu hundert Prozent reinzuwerfen und zu fokussieren“, sagt Rechtsfuß Marius Wolf. Unabhängig von den Diskussionen um den Trainer ist die Partie für den 25-Jährigen eine besondere, schließlich ist Wolf bis Saisonende vom BVB an den FC ausgeliehen. „Ich würde lügen, wenn ich »nein« sagen würde. Ich werde aber alles dafür geben, dass wir gewinnen. Ich will der Mannschaft und dem Verein helfen, dass wir unsere Ziele erreichen. An den restlichen Spieltagen drücke ich dem BVB die Daumen“, sagt Wolf, der nicht weiß, wie es mit ihm nach der Saison weitergeht. „Die Situation ist brenzlig genug. Ich bin mit dem Kopf zu hundert Prozent hier. Was im Sommer passiert und wo meine Reise hingeht, wird man dann sehen.“
In seiner Anfangszeit eine Bereicherung für Köln, lief es für Wolf in den vergangenen Wochen nicht mehr. Der nach dem Regensburg-Spiel angeschlagene Spieler wurde zum Fehlerteufel. Lag dies auch an der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position? Selbstkritisch sagt Wolf: „Vielleicht bin ich in einem kleinen Loch drin. Es liegt nicht an der Position, sondern an mir. Da muss ich mich selbst rauskämpfen.“
Wolf hofft auf eine Überraschung wie im Hinspiel, das der FC mit 2:1 gewann. „Da haben wir alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren alle fokussiert und wir hatten das nötige Spielglück. Wir haben gesehen, dass nichts unmöglich ist, warum sollten wir das nicht wiederholen können“, so Wolf. Auch wenn seine Mannschaft nicht für und nicht gegen den Trainer spielt, so hat sie doch sein Schicksal in der Hand. Oder korrekter: Auf dem Fuß.