Köln – Dieses Aus hat tiefe Spuren hinterlassen. Am Donnerstagmorgen um 3.30 Uhr traf eine geknickte Mannschaft des 1. FC Köln nach der 3:4-Niederlage nach Elfmeterschießen bei Zweitligist Jahn Regensburg wieder am Geißbockheim ein. Die Pokal-Schmach im Achtelfinale, sie nahm auch die Verantwortlichen des FC mit – auch wenn Sportchef Horst Heldt am Tag danach irgendwie versuchte, den Fokus in Richtung des Bundesliga-Derbys am Samstag bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr) zu legen.
„Die Enttäuschung ist noch da. Wir hatten die Möglichkeit weiterzukommen. Wir müssen das aber abhaken und uns auf das Derby vorbereiten“, sagte Heldt. Der Sportchef haderte nicht nur mit seiner Mannschaft, sondern auch mit dem nicht gegebenen Tor von Benno Schmitz, der kurz vor der Pause die 3:1-Führung bedeutet hätte. Doch der Video-Assistent verweigerte dem Treffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung die Anerkennung. Zum Ärger und Unverständnis aller Kölner. „Die Schiedsrichter haben es mir in der Halbzeit auf dem Weg in die Kabine versucht zu erklären. Sie haben es nach der Halbzeit versucht und nach dem Spiel noch mal. Man kann ihnen nicht nachsagen, dass sie sich keine Mühe gegeben hätten“, sagte Heldt: „Und ich habe mir auch Mühe gegeben, es zu verstehen. Aber ich verstehe es bis heute nicht. Und ich werde es auch morgen nicht verstehen."
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Cheftrainer Markus Gisdol sah man am Donnerstagmittag die Enttäuschung an. Bis zum 2:0 habe sein Team stabil gespielt, so Gisdol, doch dann habe es plötzlich die Spielkontrolle verloren und sich in „einen Fight“ locken lassen. „Wir hätten das viel besser zu Ende bringen müssen. Wir müssen das verarbeiten und uns auf die Bundesliga konzentrieren. Das wird noch mal eine ganz andere Nummer. Es wird uns aber gelingen, den Schalter umzulegen. Wir wissen, dass es ein wichtiges Derby ist. Es ist eine Champions-League-Mannschaft, da erwartet uns ein anderer Gegner als in Regensburg. Aber da können wir einiges gutmachen“, befand der Coach, der für das Derby um den Einsatz der angeschlagenen Marius Wolf („er hat einen geschwollenen Knöchel“), Sebastiaan Bornauw und Jonas Hector bangt: „Wir müssen da einfach noch abwarten.“
Bangen um Derby-Einsatz von Wolf, Bornauw, Hector
Das kleine Pflänzchen der Hoffnung nach dem 3:1-Sieg gegen Bielefeld, es wurde von seinen Spielern wieder zertrampelt. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison folgte nach sportlichen Lichtblicken wieder ein brutaler Rückschlag. Der Trainer hadert damit ungemein: „Diese Wellenbewegungen machen mich kirre, verrückt“, sagte Gisdol, „wenn sie unsere Mannschaft nach den Wellenbewegungen fragen, dann kann es keiner beantworten. Es ist klar, dass wir bis zum Ende gegen den Abstieg spielen. Ich glaube, es ist normal für Mannschaften, die unten drin stehen. Wir brauchen immer 100 Prozent, um zu punkten. Es hängt mit unserem gesamten Leistungsvermögen zusammen. Wir müssen so viele Spiele auf dem besten Level absolvieren, um stabiler zu werden."
Gisdol fragte die Elfmeterschützen
Gisdol muss sich allerdings auch die Frage stellten, warum einige gestandene Spieler beim Elfmeterschießen keine Verantwortung übernahmen. Vier der fünf Schützen waren zudem keine Offensivspieler, die Verteidiger Jorge Meré und Jannes Horn verschossen am Ende kläglich. „Beim Elfmeterschießen ist es doch egal, ob jemand jung oder alt ist. Man hat nie elf Spieler, die sagen, dass sie schießen wollen", sagte Gisdol. Zuvor hatte der Coach erklärt, dass er die Spieler gefragt hatte, ob sie antreten wollen: „Ich hoffe immer, dass man eine mündige Mannschaft hat, die das auch entscheidet.“ Das Gefühl hatte man in Regensburg allerdings nicht.
Ein Lichtblick war sicher Neuzugang Emmanuel Dennis – auch wenn dieser seinen Elfmeter in der 78. Minute ganz schwach schoss. Aber der schnelle, wendige Stürmer gefiel ansonsten. Stark, wie die Leihgabe des FC Brügge in der 22. Minute technisch perfekt das 2:0 erzielte. „Ich habe die Hoffnung, dass Dennis ein Spieler wird, der uns weiterbringt. Er ist ein Hoffnungsträger. Wir haben endlich wieder einen Stürmer auf dem Platz. Das tut uns gut. Wir brauchen einen Spieler wie ihn“, sagte Gisdol.
Kölns Trainer: „Hatte kein Problem mit Modeste"
Mit Anthony Modeste war dem Coach am Montagabend kurz vor Ende der Wechselfrist ein Stürmer abhandengekommen, der frustrierte Franzose verabschiedete sich vorerst zur AS Saint-Étienne. Gisdol weiß, dass ihm nicht das beste Verhältnis zu Modeste nachgesagt und der Blitz-Wechsel von manchem als Flucht betrachtet wurde. „Es gab keinesfalls ein Problem mit Anthony“, sagte Gisdol, „wir hatten einen guten Austausch, er war auch bei mir zu Hause, wir haben geredet. Er ist zuletzt durch schwierige Phasen gegangen, und ich glaube, ihm tat ein Wechsel gut, das war logisch und sinnvoll. Als Tony gesagt hat, dass er es gerne machen würde, haben wir daher zugestimmt.“