- Der 1. FC Köln gewann seit zwölf Bundesligaspielen nicht mehr, die allesamt ohne Zuschauer ausgetragen wurden.
- Jetzt kommt am Samstag Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach zum Derby.
- Trainer Markus Gisdol gibt sich dennoch zuversichtlich und will auch mit personellen und taktischen Änderungen die Wende einleiten.
Köln – Die Kölner Malaise begann mit dem ersten Geisterspiel der Bundesliga am 11. März. Mit 1:2 verlor der FC das Derby bei Borussia Mönchengladbach. Vier Tage zuvor hatte die Fohlenelf noch 54000 Fans zum Heimspiel gegen Borussia Dortmund begrüßen können, jetzt waren die Tribünen verwaist. Die Corona-Pandemie, sie war endgültig da. Jeder konnte es sehen.
Doch sportlich, da stimmte es damals noch beim 1. FC Köln. Durch einen beeindruckenden Zwischenspurt, den wohl kaum jemand der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zugetraut hätte, waren die ganz großen Abstiegsängste verschwunden. 24 von 30 möglichen Punkten hatte der FC zuvor geholt. Gisdol hatte die Mannschaft in den Dunstkreis der Europapokal-Plätze geführt – auch wenn sie dort vom Potenzial eher nicht hingehörte. Die Derby-Niederlage tat an diesem Abend zwar weh, ein Beinbruch indes war sie nicht. Mit etwas mehr Glück hätte es für den FC auch bei Borussia zu einem Punktgewinn gereicht, doch Mark Uth vergab in der Nachspielzeit die große Chance zum Ausgleich.
Einbruch nach dem ersten Geisterspiel
Was dann aber nach dem Derby folgen sollte, damit hätte damals wohl ebenfalls kein Kölner gerechnet. Bis heute hat der FC kein Bundesligaspiel mehr vor Zuschauern bestritten. Und in diesen zwölf Geisterspielen blieben die Kölner komplett sieglos, acht Pleiten kassierten sie.
Das könnte Sie auch interessieren:
Am Samstag (15.30 Uhr) heißt der Gegner nun wieder Borussia Mönchengladbach. Erneut muss der FC wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen. Doch auch wenn erst zwei Spieltage absolviert sind, so steht der FC nach dieser Negativserie bereits unter Druck. Er will verhindern, in einen gefährlichen Sog zu geraten, der bereits in der Saison 2017/18 im Abstieg mündete. Und jeder weiß: Ein sportlicher Kraftakt lässt sich nicht in jeder Saison beliebig wiederholen. Folglich gilt es vor der anstehenden Länderspielpause einen kompletten Fehlstart und dem 13. sieglosen Bundesligaspiel in Folge zu vermeiden.
Markus Gisdol wurmen die Auftaktniederlagen gegen Hoffenheim (2:3) und in Bielefeld (0:1) erheblich. Nicht nur seiner Meinung nach war in diesen Partien mehr drin für seine Mannschaft. Doch während der FC gegen den Bayern-Bezwinger Hoffenheim nach einer schlechten ersten Halbzeit noch eine gute zweite bot, so enttäuschte das Team beim Aufsteiger in Ostwestfalen auf der ganzen Linie. „Die Mannschaft hat ein Stück weit Wut in den Knochen, weil wir null statt zwei Punkte haben. Die wollen wir uns zurückholen, egal gegen wen“, sagte der Coach am Donnerstag. Der 51-Jährige glaubt fest daran, dass er die Mannschaft wieder in die Spur bringen kann.
Neues System und neues Personal?
Gisdol lobte zwar den Kölner Erzrivalen und dessen Arbeit in den vergangenen Jahren, aber zeigte sich überzeugt, dass auch gegen einen besser besetzten Gegner die Wende eingeleitet werden kann. „Wir haben solche Gegner auch schon bezwungen. Wir können das. In ein Derby geht man noch einmal anders rein in Sachen Grundausrichtung und Aggressivität. Wir wollen einen Weg finden, um gegen sie erfolgreich zu sein.“
Zu diesem Weg könnte auch gehören, das Spielsystem zu ändern. Einiges deutet darauf hin, dass der Trainer von seiner bevorzugten Grundformation im 4:2:3:1-System abweicht. Er ließ seine Mannschaft in einer 3:3:2:2-Formation trainieren und trug so dem Problem der fehlenden Außenspieler Rechnung.
Hector trainiert weiter nicht
Gisdol wird aber wohl erneut gezwungen sein, auch personell umzustellen. Denn der Kapitän droht auszufallen. Jonas Hector, der sich in Bielefeld eine Kopfverletzung zugezogen hatte, konnte auch am Donnerstag weiter nicht mit der Mannschaft trainieren. Ellyes Skhiris Partner im defensiven Mittelfeld muss voraussichtlich neu besetzt werden, und so könnte der zuletzt nicht überzeugende Elvis Rexhbecaj doch noch eine neue Chance erhalten. Eine Alternative zu ihm wäre sicherlich Salih Özcan.
Sörensen vor Startelf-Comeback
Sollte Gisdol mit einer Dreierabwehrkette und davor den Außen Jannes Horn und Kingsley Ehizibue spielen, so könnte Frederik Sörensen in der Abwehr zu seinem Startelf-Comeback kommen. Gegen Hoffenheim und in Bielefeld wechselte Gisdol den aus Bern zurückgekehrten Dänen in der Schlussphase für Kurzeinsätze ein – aber als Aushilfsstürmer. Sein letztes Ligaspiel für den FC von Beginn an bestritt er vor über zweineinhalb Jahren am 22. April 2018 beim 2:2 gegen Schalke.
Doch bei allen Kölner Gedankenspielen um Personal und Taktik – der Gegner könnte alleine aufgrund seines Potenzials viele FC-Pläne durchkreuzen. Auch die Borussia ist mit nur einem Punkt dürftig gestartet. Da passt es Trainer Marco Rose gut, dass Verteidiger Nico Elvedi und Offensivspieler Marcus Thuram einen Infekt auskuriert haben und auch Stürmer Breel Embolo zumindest wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Der zuletzt am Sprunggelenk verletzte Schweizer könnte als Einwechselspieler sein Comeback geben.
Gladbach-Spieler melden sich zurück
Auf die Frage, ob sein Team unter Druck stehe, antwortete Rose: „ Ich versuche, für uns immer einen praktischen und klaren Weg zu finden. So müssen wir uns die Fragen stellen: Sind wir mit der bisherigen Punkteausbeute zufrieden? Nein. Können wir besser Fußballspielen? Ja. Haben wir bisher sehr schlecht gespielt. Nein. Wir haben gut gearbeitet und die Bereitschaft ist da.“ Sein Kölner Pendant Gisdol hätte ganz ähnlich antworten können.