FC-Eigengewächs Noah Katterbach (19) schaffte es vom Eifeldorf Dreiborn in die Eliteliga und etablierte sich dort.
Vor kurzem sollte der Vertrag des Verteidigers verlängert werden, dann kam die Corona-Krise.
Verein und Spieler halten am Plan fest: „Es gibt ein gegenseitiges Bekenntnis." Der „Kölner Stadt-Anzeiger" sprach mit Katterbach, seinem Berater und Kölns Sportchef Horst Heldt.
Köln – Es war der nächste Schritt in die Selbstständigkeit, auf jeden Fall in die räumliche. Noah Katterbach zog vor kurzem aus dem Sportinternat des 1. FC Köln aus und bezog mit Freundin Hanna seine erste eigene Wohnung. Bickendorf ist nicht unbedingt und seit jeher der von vielen Kölner Fußballprofis bevorzugte Stadtteil, allerdings war der Schritt ein wohl überlegter. „Wir fühlen uns sehr wohl, alles passt. Und wir haben uns zwei Katzen zugelegt: Migos und Travis“, sagt der erst vor zwölf Tagen 19 Jahre alt gewordene Linksverteidiger des Bundesligisten.
Seine Reifeprüfung im bezahlten Fußball, die hatte der junge Mann aus Dreiborn in der Eifel bis zum Corona-Zwangsstopp zuvor mit Bravour bestanden. Dass Katterbach, der schon im Alter von sieben Jahren zum FC wechselte, das Aushängeschild der guten Kölner Jugendabteilung ist, das war fast allen klar. Der Abwehrspieler durchlief die Junioren-Nationalmannschaften, nahm mit der U17 des DFB an der EM teil und gewann im Jahr 2018 auch die renommierte Fritz-Walter-Medaille in Gold, die Auszeichnung für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs.
Doch wie fulminant und schnell sich Katterbach in seiner Premieren-Saison im Oberhaus in den Vordergrund spielte und etablierte, das erstaunte doch manchen. Zwölf Einsätze bestritt der da noch 18-Jährige bis zum Liga-Stopp, davon zehn von Beginn an und acht über die volle Distanz. Es wären noch weitere hinzugekommen, hätten ihn nicht zwei Muskelfaserrisse und eine Sprunggelenksverletzung gestoppt. Doch der Nachwuchsspieler hat offenbar gutes Heilfeilsch, insbesondere nach den beiden letzten Blessuren war er schnell wieder fit.
„Ich bin stolz und glücklich, wie es gelaufen ist"
„Ich bin schon stolz und sehr glücklich darüber, wie das bisher für mich gelaufen ist“, sagt Katterbach im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Vorteil für ihn sei gewesen, dass er bereits in der vergangenen Saison teilweise bei den Profis mittrainiert hatte. „Ich denke, ich habe mich recht schnell an das Niveau der Bundesliga gewöhnt.“ Verletzungsbedingt habe er auch schon Rückschläge erlitten, mit denen wolle er sich allerdings mental nicht zu sehr beschäftigen: „Ich sehe meine Verletzungen ähnlich wie jetzt die Corona-Krise: Es gibt Dinge, die kann man nicht beeinflussen. Ich mache mir deswegen nicht unnötig Stress und akzeptiere es wie sie ist. Ich bleibe geduldig, versuche aus den Situationen zu lernen und schaue schnell nach vorne.“
Die sportliche Zukunft liegt Noah Katterbach zu Füßen. Doch liegt sie auch langfristig beim FC? Sein Vertrag am Geißbockheim läuft noch bis zum 30. Juni 2021. Seit Monaten ist klar, dass der Klub sein großes Talent langfristig binden will. Schließlich hatten Katterbachs Auftritte und Potenzial offenbar auch die Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt, Schalke 04 soll einer der Interessenten sein. Anfang März wurde auch bekannt, dass der Gemeinsame Ausschuss des FC dem ausgehandelten Vertrag, der jetzt bis 2024 laufend sollte, bereits seine Zustimmung erteilt hatte. Doch dann kam Corona. Und das Thema geriet in den Hintergrund.
Katterbach würde sich über Verlängerung freuen
„In diesen Zeiten gibt es wirklich wichtigere Dinge als meinen Vertrag. Ich denke, mein Berater und ich sind da mit dem Verein auf einem guten Weg“, gibt sich Katterbach gelassen und beruhigt alle Kölner Fans sogleich: „Es gibt keinen Grund für mich, den FC zu verlassen. Der 1. FC Köln ist mein Herzensverein, ich würde mich über eine Verlängerung freuen.“ Sein Berater Christian Rapp von der Agentur Rogon sieht im FC „einen tollen Verein für einen tollen Spieler. Wir haben da keinen Druck und keine Eile und sind einem vertrauensvollen Austausch mit Horst Heldt, den ich schon lange kenne.“
Heldt: „Noah hat die Chance auf eine tolle Karriere"
Diesen guten Kontakt bestätigt der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln. Heldt freut sich über die Aussagen von Katterbach: „Wir wollen mit Noah verlängern und haben ein klares gegenseitiges Bekenntnis. Er ist ein total spannender Spieler.“ Was Katterbach bereits abgeliefert habe, sei außergewöhnlich. Und dies sei eben auch anderen Klubs nicht verborgen geblieben. Der Abwehrspieler verfüge über großes taktisches Verständnis, sei körperlich bereits sehr weit. „Und er ist noch sehr jung, er hat die Chance auf eine tolle Karriere“, hält Heldt große Stücke auf sein Talent.
Die Verlängerung scheint also nur eine Formalie zu sein. Und sie würde auch seine Eltern stolz machen. Mutter Yvonne und Vater Edwin hatten Noah mit sieben Jahren zum Probetraining beim 1. FC Köln angemeldet. Es sollte eine Überraschung sein. „Wir wollten Noah einen schönen Fußballnachmittag ermöglichen. Uns war gar nicht bewusst, dass bei diesem Training auch FC-Scouts sichten“, berichtete Yvonne Katterbach. Noah überzeugte mit seiner Spielfreude und seinem Bewegungstalent. Zwei von 100 Spielern wurden damals erneut ans Geißbockheim eingeladen. Einer von ihnen war Noah.
Der FC hat für seine Talente zwar einen Fahrdienst, allerdings nicht in der Heimat des Talents in der Nähe der belgischen Grenze. Jahrelang fuhren die Katterbachs ihren Sohn zum Training und zum Spiel. 800 Kilometer legten sie jede Woche zurück. Sie kauften sich sogar einen Bulli mit ausklappbarem Tisch, damit der Schüler seine Hausaufgaben auf der Fahrt machen konnte.
Den Eltern etwas zurückgeben
Das alles hat sich offenbar mehr als ausgezahlt. „Es freut mich, wenn ich meinen Eltern etwas zurückzahlen kann, schließlich haben sie mich jahrelang so großartig unterstützt“, sagt Katterbach, der noch zwei ältere Brüder hat, die allerdings wenig mit dem Fußball zu tun haben. Dustin und Dennis führen in Düren eine Firma für Eventtechnik, Noah versucht ihnen zu helfen. Das Talent verspricht: „Ich vergesse nicht, wo ich herkomme. Und ich versuche, immer bodenständig zu bleiben.“
Nach seiner letzten, kleineren Verletzung ist der Linksverteidiger längst wieder fit. Und brennt darauf, sich auch in Pflichtspielen wieder zu beweisen. Mit dem Training in Pandemie-Zeiten in Kleingruppen und ohne Körperkontakt habe er sich mittlerweile arrangiert. „Am Anfang war es sehr ungewohnt, aber man lernt das schnell. Für uns gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen auch. Und wir passen genau auf“, sagt Katterbach.
„Am liebsten für die Fans zerreißen"
Voller Tatendrang ist der 19-Jährige. „Am liebsten würden wir uns alle wieder für unsere Fans zerreißen.“ Doch das ist demnächst – wenn überhaupt – nur in leeren Ständen möglich. Aller Voraussicht nach sogar über mehrere Monate. Katterbach würde es auch begrüßen, wenn er und seine Teamkollegen den Anhängern zumindest vor dem TV wieder Ablenkung und ein paar schöne Stunden bescheren könnten.
Beim bisher einzigen Geisterspiel am 11. März bei Borussia Mönchengladbach (1:2) kam der Abwehrspieler nach seiner Verletzungspause noch nicht wieder zum Einsatz und saß auf der Bank. Auch diese Spiele unter ungewöhnlichen Bedingungen wären für Noah Katterbach also wieder eine neue Erfahrung in jungen Jahren.