Köln – Es gibt einen Kölner Idealfall, einen Hoffnungsschimmer. Es ist dieser: Spätestens am Donnerstag, einem Tag nach einem dann positiven Entscheid der Politik, steigen die Profis des 1. FC Köln mit Mundschutz am neuen Quarantäne-Quartier, dem Hotel Dorint am Heumarkt, in den Mannschaftsbus. Das Ziel ist das Geißbockheim. Der Plan: Die Rückkehr ins erste reguläre Mannschaftstraining seit rund zwei Monaten.
Drei Coronafälle beim 1. FC Köln
Es gibt aber auch ein anderes Szenario, das nicht nur für den FC, sondern für den deutschen Fußball und seine Bemühungen um die Wiederaufnahme des Bundesligabetriebs ein brutaler Rückschlag wäre. Dieser kann schon am Montag zur bitteren Wahrheit werden. Denn sollten nach dem Bekanntwerden der ersten drei Coronafällen beim 1. FC Köln noch weitere dazu kommen, dann hätten nicht nur die Kölner ein großes Problem. Am Vormittag sollen die Ergebnisse des zweiten Corona-Tests feststehen. Nach dem ersten am Donnerstag war bekannt geworden, dass zwei Profis und ein Physiotherapeut mit dem Coronavirus infiziert sind. Nach einem Bericht der „Bild“ handelt es sich um die Profis Ismail Jakobs und Niklas Hauptmann, die schon mal zwei Wochen im Training fehlen werden. Bisher ist der FC der einzige Erstligist derzeit, der positive Fälle hat oder sie jedenfalls kommuniziert.
Sollten weitere hinzukommen, wäre auch klar, dass sich eine bisherige Annahme nicht mehr aufrechterhalten ließe. Denn bisher geht der Verein davon aus, dass die Infektionen im privaten Umfeld passiert sind. Und eben nicht durch das Training in Kleingruppen, bei dem angeblich penibel auf die Regeln geachtet wurde. Das Gesundheitsamt Köln gab dem FC Recht und verordnete nur für das Trio häusliche Quarantäne. Die Tests bewertete der FC daher als „positives Signal“ für die Tragfähigkeit des DFL-Konzepts. Für Geschäftsführer Alexander Wehrle, der auch dem DFL-Präsidium angehört, zeigt es, „dass wir sehr zuversichtlich sein können, dass wir auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen können.“ Dennoch: Auch Wehrle dürfte insgeheim überrascht gewesen sein, dass ein Trio aus dem FC-Team infiziert ist. Denn am Sonntagabend waren offiziell nur noch 135 von rund 1,1 Millionen Kölnern am Virus erkrankt.
Umzug ins Hotel Dorint am Heumarkt
Der Klub baute schon vor und reagierte. „Im Laufe der Woche“ will der FC seine Mannschaft für ein Trainingslager zusammenziehen. Voraussetzung sei, dass die Politik „die Freigabe zur Fortsetzung der Saison gibt“, teilte der FC am Sonntagabend mit. Mannschaft, Trainer- und Betreuerteam werden für das Mannschaftstraining an einem geschützten Ort in „freiwilliger Quarantäne“ zusammenbleiben.
Nach Informationen dieser Zeitung bezieht der Tross das Hotel Dorint am Heumarkt. Mitten in der Stadt also. Die DFL sieht ohnehin vor, dass alle Teams eine Woche vor dem Neustart in quarantäne-ähnliche Trainingslager gehen. Im Gespräch war auch ein Umzug in die Sportschule Hennef, davon nahm der FC dann Abstand. „Gerade zum Start möchten wir dabei sichergehen, dass unsere Mannschaft sich nicht im Alltag anstecken kann und dass alle sich an die neue Situation gewöhnen können“, sagt Sportchef Horst Heldt, der wie Wehrle turbulente Tage hinter sich hat.
FC setzt Training am Montag fort
Am Freitagabend sah sich der FC gezwungen, früher als beabsichtigt die Coronafälle öffentlich zu machen. Denn diese waren schon zu Medien durchgesickert. Die Namen der Infizierten veröffentlichte der FC aus Rücksicht auf die Privatsphäre nicht. Doch spätestens am Montag, wenn das Training in Kleingruppen fortgesetzt wird, wären diese ohnehin publik geworden. Jetzt eben früher.
Und dann erfuhr die Klubführung am späten Samstagabend auch noch von einem brisanten Interview von Mittelfeldspieler von Birger Verstraete im flämischen TV-Sender „VTM“, das ganz sicher nicht im Interesse des Vereins war, aber dafür bundesweit die Runde machte. Die Geschäftsführer bestellten den Belgier deshalb am Sonntag um 11 Uhr zum Rapport ein. Verstraete hatte erstmals Bedenken eines Bundesliga-Profis zur derzeitigen Situation ganz deutlich vorgetragen. „Wir werden nicht unter Quarantäne gestellt, und das ist schon ziemlich bizarr. Der Plan war, dass wir weiter trainieren, egal, ob es positive Tests gibt“, sagte Verstraete. Er glaube an eine weitere Verbreitung des Virus und habe aktuell keine Lust auf Fußball, weil eine Wiederaufnahme der Saison Mitte Mai „naiv“ sei. „Meine Freundin ist herzkrank, und manche Jungens haben Kinder zu Hause. Für mich ist das jetzt viel, viel wichtiger“, hatte der Belgier gesagt. Er könne sich vorstellen, dass viele Profis bei einer anonymen Befragung für einen Saison-Abbruch votierten.
Verstraete muss zurückrudern
Der FC versuchte am Sonntagmittag, Verstraetes Aussagen einzufangen. Der 26-Jährige relativierte diese, entschuldigte sich. Für etliche Fans in den sozialen Medien war der Fall schnell klar: Der Verein hatte den Belgier mehr oder weniger zu dieser Entschuldigung gedrängt. Von fehlender Empathie des Klubs war die Rede, aber auch von fehlender Professionalität Verstraetes. Laut Verein bleibt er Mitglied des Teams.
Derweil wartet seine vorerkrankte Freundin darauf, in die belgische Heimat fahren zu können. Das ist auch so ein Plan. Der geht aber nur auf, wenn auch Verstraete negativ getestet wurde. Ansonsten geht es in die häusliche Quarantäne.