- Beim 1. FC Köln wurden zwei Profis und ein Betreuer positiv auf das Coronavirus getestet.
- Dennoch läuft beim Bundesligisten das Training weiter. Wie passt das zusammen?
- Laut FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sind die Vorgänge ein „positives Signal“. Unterstützung erhält der FC vom Kölner Gesundheitsamt.
Köln – Was die Bewertung der drei positiven Corona-Tests beim 1. FC Köln betrifft, sind sich der Klub und die Deutsche Fußball-Liga einig: Die Ergebnisse zeigen demnach, dass Konzept funktioniert. Und so gab sich auch Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln und zugleich DFL-Präsidiumsmitglied, am Samstag weiterhin zuversichtlich, was die angestrebte Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebs am 15./16. Mai betrifft. Verband und Vereine hoffen, dass die Politik am Mittwoch Grünes Licht gibt. Andererseits waren die positiven Tests aber Futter für die Kritiker der Bundesliga-Fortsetzung, die sich prompt zu Wort meldeten.
Alexander Wehrle sieht es nicht als Rückschlag für das Bestreben der Liga, dass zwei Profis und ein Physiotherapeut aus der gleichen Kölner Trainingsgruppe sofort bei der ersten Probeentnahme positiv auf Covid-19 getestet wurden. „Ganz im Gegenteil“, sagt der Geschäftsführer am Samstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „es ist entscheidend, dass das Gesundheitsamt unser Konzept als tragfähig eingestuft hat. Das ist ein positives Signal. Ich sehe das daher nicht als Rückschritt an, sondern als Bestätigung. Es zeigt, dass wir sehr zuversichtlich sein können, dass wir auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen können.“ Man habe intensiv Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten, das habe das Hygiene- und Infektionsschutzkonzept bewertet, mit den positiv getesteten Personen gesprochen und sei zu einer klaren Entscheidung gekommen: „Wir dürfen den Trainingsbetrieb unter diesen Bedingungen fortführen“, sagt Wehrle.
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Diese Aussagen bestätigt auch Professor Gerhard Wiesmüller, der Leiter der Abteilung Infektions- und Umwelthygiene im Gesundheitsamt der Stadt Köln, auf Anfrage dieser Zeitung. „Die Bewertung erfolgte durch die übliche infektionshygienische Ermittlungstätigkeit in enger und vertrauensvoller Kooperation mit dem FC“, sagt Wiesmüller. Er befürchtet durch die drei positiven Fälle beim Bundesligisten keine erhöhte Ansteckungsgefahr: „Davon ist auf der Grundlage des vorliegenden Wissens nicht auszugehen.“ Das Konzept des Fußballs bezeichnet er vielmehr als „infektionshygienisch gut und praktikabel“.
Kritik von Karl Lauterbach
Doch bei aller Zuversicht bei DFL und Klubs, die mit der Beendigung der Saison vor allem ihre Existenz sichern würden: Widerstand ließ vor der virtuellen Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch nicht auf sich warten. „Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht Brot und Spiele“, twitterte etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Sein Parteikollege Kevin Kühnert hält eine Wiederaufnahme der Liga für nicht vermittelbar: „Der Fußball fügt sich damit einen erheblichen Imageschaden zu, mutmaßlich einen größeren, als es die Pandemie tut“, sagte der SPD-Vize dem „Münchner Merkur“. Lauterbach gilt als Experte auf dem Gebiet der Epidemiologie und war zuletzt mehrfach als Kritiker einer Lockerung von Maßnahmen während der Pandemie und einer Wiederaufnahme der Liga aufgetreten. „Es ist voll unverantwortlich, dass die Spieler weiter trainieren, nachdem sie mit drei infizierten Spielern Kontakt hatten. Sie müssten in Quarantäne, wie wir es vom Bürger verlangen. Dazu werden die Spieler gefährdet. Das Konzept floppt und ist kein Vorbild.“
„Es gibt keine Kontaktpersonen der Kategorie eins“
Mal abgesehen davon, dass es sich bei den Infizierten um zwei Spieler und einen Physio handelt, die auch am Samstag keine Symptome aufwiesen und sich schon in 14-tägige Quarantäne begeben hatten, widerspricht auch Wiesmüller dem Kölner Bundestagsabgeordneten Lauterbach. Es müssten nicht alle Spieler der Trainingsgruppe und erst recht nicht die gesamte Mannschaft in Quarantäne. „Es gibt keine Kontaktpersonen der Kategorie eins“, erklärt Wiesmüller. In diese Kategorie fallen Menschen mit höherem Infektionsrisiko, die womöglich im selben Haushalt leben oder in direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten des Betroffenen gekommen sein könnten.
FC-Mannschaftsarzt Paul Klein dementiert deshalb eine Sonderbehandlung des Fußballs: „Wir bekommen keine Sonderregelung. Es stimmt nicht, dass bei einem vergleichbaren Fall in einer anderen Branche per se alle in Quarantäne müssten.“
Nächste Corona-Tests am Sonntag
Beim FC geht man davon aus, dass die Infektion über einen privaten Kontakt in der Familie erfolgt sein muss. Das hat allerdings auch zur Folge, dass die Profis in ihrem privaten Umfeld noch mehr aufpassen und womöglich auch die Lebensgefährtinnen und Kinder mit in eine Art Isolation gehen müssen, damit das Konzept funktioniert. Es wird drüber nachgedacht, sie gleich mit zu testen.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird das FC-Team aber nicht am Montag, sondern bereits am Sonntag erneut vom Kölner Labor Wisplinghoff getestet. Der Grund: Nur wer zwei aufeinander folgende negative Tests vorweisen kann, darf am Montag am Training teilnehmen.
Keine positiven Tests bei Gladbach, Düsseldorf und Leverkusen
Die Namen der Betroffenen will der Klub „aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen“ nicht nennen. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann sie öffentlich werden. Spätestens beim Blick auf den Platz am Montag wird auffallen, wer fehlt. Vielleicht sollte der Verein in Absprache mit dem Trio dem sogar zuvorkommen und sie selbst veröffentlichen. Angst vor einem Stigma sollte keiner haben, schließlich kann Covid-19 jeden treffen. Dass die Betroffenen keinerlei Symptome aufweisen, lässt den Schluss zu, dass es auch bei anderen Klubs positive Fälle geben könnte.
Nach Informationen dieser Zeitung sind nach Corona-Tests bei Mönchengladbach, Düsseldorf und Leverkusen allerdings keine weiteren positiven Fälle aufgetaucht.