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Die Folgen der ZweitklassigkeitSo viel kostet der Abstieg den 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Christian Keller, Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln, schaut konsterniert nach der 1:4-Niederlage beim 1. FC Heidenheim.

Sport-Geschäftsführer Christian Keller stieg mit dem 1. FC Köln am vergangenen Wochenende nach der 1:4-Niederlage in Heidenheim aus der Bundesliga ab.

Der Abstieg trifft den 1. FC Köln auch finanziell hart – trotz längst eingeleiteter Konsolidierungsmaßnahmen.

Die Spieler des 1. FC Köln haben sich in den Urlaub verabschiedet. Welche Profis in vier Wochen zurückkehren werden, ist nach dem Abstieg ungewiss. Zahlreiche Spieler verfügen über Ausstiegsklauseln, die es ihnen ermöglichen, den Verein für eine festgeschriebene Ablöse zu verlassen. Hinzu kommt, dass die Kölner wegen der Transfersperre erst im Januar 2025 wieder Personal registrieren dürfen, was die Kaderplanung weiter erschwert.

Weil außerdem die Leihspieler Faride Alidou und Luca Waldschmidt einerseits enttäuschten und andererseits weder geeignet noch gewillt scheinen, mit Köln durchs Unterhaus zu touren, könnte die Zahl der Abschiede gewaltig ausfallen.

Das bedeutet jedoch auch, dass es dem FC leichtfallen wird, die Kaderkosten weiter zu senken, zumal die Verträge derer, die bleiben, deutlich niedriger dotiert sein werden als zuvor. Hinzu kommt, dass Transfereinnahmen sowie eingeplantes, aber nicht ausgegebenes Geld für Alidou und Waldschmidt zur Verfügung stehen wird. Die Kölner können also bereits die Transferphase im Januar planen. Grundsätzlich ist der Winter jedoch ein Markt der Enttäuschten, die nach problematischer Hinrunde einen Wechsel anstreben. Doch wer im Winter enttäuscht sein wird, weiß im Sommer noch nichts davon.

Klüger wäre, sich bereits jetzt bei Vereinen der Zweiten oder auch Dritten Liga nach Leistungsträgern umzuschauen, deren Verträge nach der anstehenden Saison auslaufen. Diesen Klubs könnte man eine Ablöse in Aussicht stellen, verbunden mit dem Vorteil, den Spieler noch ein halbes Jahr behalten zu können. Ein Vorgehen, mit dem man womöglich gehört würde. Wie der FC grundsätzlich schon in diesem Sommer Verpflichtungen vornehmen könnte, dann jedoch ein halbes Jahr warten müsste, um den Spieler auch registrieren zu können. Doch wer lässt sich schon ein halbes Jahr parken?

1. FC Köln: Dem Absteiger droht ein atemloser Sommer

Das alles ist hoch kompliziert, weshalb sich die Frage stellt, ob der Kölner Vorstand womöglich auch deshalb dazu gezwungen ist, Christian Keller zu behalten. Der Vorstand um Präsident Werner Wolf beteuert nach wie vor, vom Geschäftsführer überzeugt zu sein. Doch womöglich liegt das vor allem an der Alternativlosigkeit.

Denn den Kölnern droht ein atemloser Sommer. Am 24. Juni soll die Mannschaft nach den obligatorischen Tests wieder auf dem Trainingsplatz stehen. Unter wessen Anleitung, ist ungewiss. Vom 21. bis zum 28. Juli beziehen die Kölner ihr Trainingslager in der Steiermark, und man merkt der Planung an, dass man nicht mit der Zweiten Liga gerechnet hat. Denn die Zweite Liga startet bereits am 2. August. Zwischen Trainingsauftakt und erstem Pflichtspiel werden für die Kölner also 39 Tage liegen, zwischen Rückkehr aus dem Trainingslager und Zweitliga-Auftakt nur fünf.

Bei Nicht-Abstieg wären es 19 gewesen, was den Abläufen des vergangenen Sommers entsprochen hätte. Damals ging der FC drei Tage nach Trainingsstart ins Trainingslager. Nach der Rückkehr standen noch drei Testspiele an, darunter die Generalprobe gegen Nantes am 5. August, neun Tage vor dem Pflichtspiel-Auftakt im Pokal. Damals lagen zwischen Trainingsauftakt und erstem Pflichtspiel 35, zwischen Rückkehr aus dem Trainingslager und erstem Pflichtspiel 23 Tage.

Einen neuen Trainerstab zu installieren, Kaderentscheidungen zu treffen, die auch den Nachwuchs betreffen werden und die Winter-Transferphase zu planen – der Kölner Sportchef hat gewaltige Aufgaben vor sich.

Immerhin wird Keller bei der Budgetplanung die finanziellen Folgen des Abstiegsdesasters noch einmal in der Praxis erleben dürfen. Einerseits haben die Kölner ihre Schulden und Verbindlichkeiten von rund 80 Millionen Euro zum 30. Juni 2022 zwar deutlich reduziert. Vorgezogene Sponsoring-Einnahmen schlugen damals noch mit 14 Millionen Euro zu Buche. In der Saison 2023/24 waren nur noch vier Millionen Euro aus den Marketing-Erlösen vorab ausgegeben. Zur neuen Saison wird der FC wieder über seine vollen Einnahmen verfügen können. Auch die Kosten für das Fremdkapital werden sinken, zumal der Klub in diesem Jahr die Fan-Anleihe zurückzahlen wird, die noch mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in der Bilanz steht. Die Schuldensituation hat sich also entspannt, und immerhin sinkt die Pacht für das Rhein-Energie-Stadion von bislang acht auf noch knapp drei Millionen Euro.

Dennoch ist der Abstieg ein gigantischer Rückschlag. Denn abgesehen davon, dass sich die Zuwendungen von Trikotsponsor Rewe auf 3,5 Millionen Euro halbieren werden, wird der FC vor allem in der Tabelle der Medieneinnahmen abstürzen. Mehr als 50 Millionen Euro kassierten die Kölner in der vergangenen Bundesliga-Saison. Nach dem Abstieg wird davon noch etwa die Hälfte bleiben. Auf insgesamt 40 Millionen bezifferten die Verantwortlichen zuletzt den Einnahmeverlust im Unterhaus. Zwar wird der FC mit rund 25 Millionen Euro TV-Geld deutlich vor dem zweitplatzierten Hertha BSC (knapp 20 Millionen) an der Spitze der Zweiten Liga stehen. Doch die Aufsteiger Kiel und St. Pauli werden in der Bundesliga auf Anhieb deutlich mehr erlösen als der FC. Der Anschluss ist also schnell verloren. Der FC wird schnell wieder aufsteigen müssen.