Für Gerhard Struber und zahlreiche FC-Profis hat der Test am Dienstag gegen Alemannia Aachen außerordentliche Bedeutung.
1. FC KölnFür diese Spieler wird der Test gegen Aachen zur wohl letzten Chance
Der Spielplan hat dem 1. FC Köln zwischen der Partie in Münster (1:0) vom Freitag und dem Verfolgerduell mit Hannover 96 am kommenden Samstag eine ungewöhnlich lange Trainingswoche beschert. Kein Wunder also, dass Trainer Gerhard Struber die Gelegenheit wahrnahm, ein Testspiel ansetzen zu lassen. Am Dienstag (14 Uhr) spielen seine Kölner im Franz-Kremer-Stadion gegen Drittliga-Aufsteiger Alemannia Aachen. Wie üblich findet die Partie ohne Publikum statt. Die organisatorischen Ansprüche für einen Test vor Zuschauern, zumal gegen eine Mannschaft aus der Region, wären viel zu hoch.
Struber hat mehrere Gründe, den Wettkampf zu simulieren. Zwar absolvierten die Kölner bereits in der jüngsten Länderspielpause ein Testspiel (1:1 gegen Groningen). Allerdings fehlten dem Coach da zahlreiche Nachwuchs-Nationalspieler.
Max Finkgräfe zum Beispiel hat nach seiner im Sommer erlittenen Innenbandverletzung kaum gespielt. Bei seinem Saisondebüt am achten Spieltag gegen Ulm startete er dann als Rechtsverteidiger; der Einsatz auf ungewohnter Position in Verbindung mit fehlender Match-Fitness und -Praxis erwies sich als Fehlschlag auf ganzer Linie.
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Nach der Niederlage gegen Paderborn vor einem Monat wechselte Struber dann das System, seitdem hat Finkgräfe nur 22 Minuten gespielt. Die Berufung in die U20-Nationalmannschaft des DFB bedeutete dann zwar einen Moment der Freude für den 20-Jährigen. Doch sein Heimtrainer begegnete Finkgräfes Debüt für Deutschland mit gemischten Gefühlen. „Grundsätzlich freue ich mich über alle Jungs, die die Wertschätzung vom Verband bekommen, das ist auch eine Auszeichnung für uns. Ich sage es aber ganz ehrlich: Ich hätte mich gefreut, wenn er Zeit gehabt hätte, hier bei uns mit dabei zu sein. Wir wollen Schritte machen in unserer Idee, da ist Max im Hier und Jetzt und auch in Zukunft eine tragende Säule“, beschrieb der Österreicher.
Finkgräfe, der in der vergangenen Saison zum Hoffnungsträger in dunklen Zeiten geworden war, sah die Nominierung naturgemäß weniger kritisch. „Es war meine allererste Reise mit der Nationalmannschaft und deshalb etwas ganz Besonderes. Es war eine sehr schöne Erfahrung“, sagte der Linksverteidiger.
1. FC Köln: Test gegen Aachen als letzte Chance für einige Spieler
Vier Siege in Folge, jeweils ohne Gegentor – die Kölner Pflichtspielbilanz im neuen System ist herausragend. Dennoch sieht Struber seine Mannschaft längst nicht am Ziel. „Es ist eine neue Statik auf dem Platz, wo die Jungs die Abläufe einschleifen müssen. Wenn wir besser abgestimmt sind, wird der Ballbesitz besser. Wir sind mit dieser Systematik ein Stück weit am Anfang“, erklärte der Coach. Entsprechend bedeutsam wird der Test für Damion Downs sein, der mit Finkgräfe zur U20 reiste und beim 2:0 gegen die Auswahl der Türkei zwei Treffer beisteuerte. Nach neun Startelf-Einsätzen in Folge kam Downs zuletzt dreimal nur von der Bank, auch der Stürmer hat im neuen System bislang wenig gespielt – in vier Partien kam er auf insgesamt nur 31 Minuten Spielzeit.
Mark Uth und Florian Kainz werden die Gelegenheit nutzen wollen, sich nach Verletzungen weitere Matchpraxis zu verschaffen. Kainz kommt in dieser Saison auf bislang 96 Pflichtspielminuten, Uth steht noch immer bei den sechs Minuten aus der Partie in Elversberg, als er sich kurz nach seiner Einwechslung verletzte. „Das Spiel gegen Aachen ist vor allem für die Spieler gedacht, die zuletzt nicht so viel Spielzeit bekommen haben. Ziel ist es, das Level im Bereich Matchfitness zu erhöhen“, sagt Struber.
Bleibt eine dritte Gruppe, deren Mitglieder den Test gegen Aachen als eine von nicht mehr vielen Chancen betrachten sollten. Die Angreifer Sargis Adamyan, Steffen Tigges und Florian Dietz fehlten am Freitag im Kader für das Ligaspiel in Münster, auch Rasmus Carstensen war nicht berufen. Tigges stand zuletzt beim 1:2 gegen Paderborn im Kölner Kader und absolvierte 13 Minuten. In fünf der jüngsten sechs Partien schaffte es der 26-Jährige dagegen nicht in den Spieltagskader – lieber trat Struber ohne Mittelstürmer an.
Wie Tigges steht auch Adamyan in dieser Saison bei null Toren und null Vorlagen, auch der Armenier schaffte es zuletzt zweimal nicht in den Kader. Carstensen, eigentlich als Lösung für die rechte Defensivseite verpflichtet, gehen in Köln ebenfalls die Chancen aus. Der Däne stand bislang nur einmal in der Startelf – beim 1:5 gegen Darmstadt. Und das, obwohl sich im Kölner Kader derzeit kein gelernter Rechtsverteidiger findet.
Mit Blick auf den anstehenden Transferwinter wird besonders die letztgenannte Gruppe gegen Aachen viel Aufmerksamkeit erhalten, wenngleich längst klar zu sein scheint, dass weder Tigges und Adamyan im Angriff noch Carstensen in der Abwehr die Zukunft gehört. Die drei Profis gehörten zu den ambitionierteren Zugängen des Kölner Sportchefs Christian Keller, für alle drei wurden Ablösen fällig, alle drei sollten Problempositionen besetzen – in der ersten Liga.
Die Hoffnungen dürfte auch ein erfolgreicher Test nicht wiederherstellen. Köln sucht in Angriff, Mittelfeld und Abwehr nach Verstärkungen. Am Sonntag beobachtete Keller etwa das Drittligaspiel zwischen Borussia Dortmunds Zweitvertretung und Erzgebirge Aue. Das Kölner Interesse gilt demnach Julian Hettwer (21); der ist eher Flügelspieler als Mittelstürmer und wäre zwar keine Verstärkung im Zentrum. Dafür aber für gleich vier FC-Profis ein denkbarer Ersatz, deren Verträge auslaufen: Linton Maina, Dejan Ljubicic und Tim Lemperle sind nur noch bis zum Ende dieser Saison an Köln gebunden, auch Marvin Obuz könnte sich verabschieden. Allerdings hat der BVB eine Option auf Hettwer, es würde also eine Ablöse fällig.