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Nach starker KritikFC verzichtet auf neuen Kommunikationschef: „Haben Fehler gemacht"

Lesezeit 4 Minuten
Vorstand

Der FC-Vorstand um Präsident Werner Wolf sieht sich erneut schwerer Kritik ausgesetzt. 

Köln – Fritz Esser wird seine Stelle als Leiter Medien & Kommunikation beim 1. FC Köln nicht antreten. Der 39-Jährige war am Montag als Nachfolger des im vergangenen Jahr freigestellten Tobias Kaufmann (44) präsentiert worden; die Bekanntgabe hatte zu schwerer Kritik geführt und im Verein für Unruhe gesorgt. Zahlreiche Fans und Mitglieder führten an, Esser habe während seiner Jahre als Journalist der „Bild“-Zeitung Veröffentlichungen verantwortet, die den in der Charta des 1. FC Köln verankerten Werten widersprächen.

„Wir wollen Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt – immer und überall“, heißt es im Leitbild der Kölner; Esser habe sich durch Zeitungsartikel und Beiträge in Sozialen Medien als ungeeignet präsentiert, die Kommunikation des 1. FC Köln zu verantworten. Zuletzt hatte der in Köln geborene Esser bei der Bahn-Tochter Schenker Logistics gearbeitet.

FC-Führung: „Bitten um Entschuldigung"

Am Mittwoch um 16.51 Uhr bestätigte der Kub offiziell, dass Esser die Stelle nicht antreten wird. Der FC verzichte auf die ab 1. Mai avisierte Zusammenarbeit. Präsident Dr. Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle erklärten: „Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt sind als zentrale Werte in der Charta des FC festgeschrieben. Sie sind das Leitbild für den gesamten Verein und damit auch für uns Verantwortliche und unsere Mitarbeiter. Beim Auswahlprozess sind Fehler gemacht worden. Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen. Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung. Wir haben Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten.“

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Esser: „Wurde fälschlich als Nazi beschimpft"

Fritz Esser sagte: „In den vergangenen Tagen wurde ich in sozialen Netzwerken fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant beschimpft und in einigen Foren aufs Übelste beleidigt. Hieraus leitete sich eine Debatte um meine Person ab. Ein guter Kommunikator sollte aber nie selbst im Mittelpunkt stehen. Die Diskussionen um meine Einstellung lenkt davon ab, worum es gehen sollte: den 1. FC Köln nach vorne zu bringen. Deshalb halte ich es für richtig, die Position als Leiter Medien & Kommunikation nicht anzutreten. Eines möchte ich allerdings klarstellen: Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie und lehne extreme und extremistische Parteien jeder Art ab. Wer mich kennt, kann daran keinen Zweifel haben.“

Der Vorgang wird weitere Folgen haben. Jürgen Homeyer, der seit Kaufmanns Freistellung die Kommunikation des Klubs interimsmäßig verantwortet hatte und der nun an Essers Auswahl beteiligt gewesen war, soll nicht weiter für den FC arbeiten, heißt es.

Esser

Fritz Esser wird nicht neuer FC-Kommunikationschef. 

Prominente Kritiker stellen sich gegen Esser

Neben seinen politischen Äußerungen hatte sich Esser mehrfach zum Betragen von FC-Fans geäußert und dabei etwa von „Schwachmaten“ geschrieben. Zudem hatte er Aktionen der aktiven Fanszene in ein Verhältnis zu Neonazi-Aufmärschen in Bautzen gesetzt. Die Vorwürfe gegen Esser fanden rasche Verbreitung, was auch daran lag, dass zahlreiche Prominente FC-Fans wie Carolin Kebekus oder die Band Kasalla über ihre öffentlichen Profile den Protest teilten; darunter einen Beitrag des Comedian Fabian Köster aus der „heute show“ des ZDF.

Auch Weltmeister Lukas Podolski reagierte bei Twitter mit deutlicher Ablehnung auf den Plan des Vereins, Esser vom 1. Mai an beim FC in verantwortlicher Position zu beschäftigen. Zahlreiche Fanklubs forderten den Verein auf, die Entscheidung zu überdenken.

Essers Verpflichtung stand am Ende eines monatelangen Verfahrens, ein Personalberater sowie Jürgen Hohmeyer waren mit der Auswahl der Kandidaten befasst; Esser hatte sich nach mehreren Gesprächen und Vorstellungsrunden durchgesetzt, sich auch den Geschäftsführern Alexander Wehrle und Horst Heldt präsentiert und dabei grundsätzlich überzeugt, obgleich er aus seiner deutlich konservativen Haltung keinen Hehl machte.

„Ich freue mich, dass wir Herrn Esser für den FC gewinnen konnten. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in den unterschiedlichsten Feldern der Kommunikation ebenso wie im Sport. Zudem hat er als gebürtiger Kölner das richtige Gefühl für die Stadt und die Menschen. Ich wünsche ihm für diese Aufgabe alles Gute", hatte FC-Präsident Werner Wolf mitgeteilt. Essers Aktivitäten in den Sozialen Medien waren dabei jedoch offenbar nicht aufgefallen, ein schwer begreifliches Versäumnis.

Mitgliederrat nicht eingebunden

Mit Blick auf die Satzung des 1. FC Köln ist die Einstellung eines neuen Kommunikationschefs zwar nicht zustimmungspflichtig, dennoch beklagten Vertreter des Mitgliederrats am Mittwoch im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass sie weder gehört noch in anderer Weise in den Findungsprozess eingebunden worden waren. Wäre man gefragt worden, hätte man mit deutlicher Mehrheit gegen Esser votiert, hieß es aus dem Gremium, noch bevor bekannt war, dass Esser seinen Job nicht antreten würde.

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Am Mittwoch besprachen sich Geschäftsführung sowie Vorstand des FC in einer eilig anberaumten Telefonschalte, in der man zu der Ansicht kam, dass Esser für den 1. FC Köln angesichts der öffentlichen Debatte zur Belastung werde - und der FC für Esser. Man wollte schnell reagieren, um die Welle der öffentlichen Empörung nicht weiter wachsen zu lassen, schließlich galt es auch, Esser zu schützen.