- Die Vorstands-Kandidaten planen ein Gremium, das in sportlichen Fragen eine Beraterfunktion übernehmen soll
- Die bisherigen Vizepräsidenten spielen in der Planung des Mitgliederrats keine Rolle
- Mitgliederrat richtet kritische Worte an die Adresse des scheidenden Vorstands
Köln – Der Mitgliederrat selbst sah es nicht als Schwäche, sonst wäre die Nominierung nicht ausgefallen, wie sie ausgefallen ist. Doch dem Gremium war klar, dass es Kritik geben könnte an seinem Vorschlag für das Vorstandsteam, das sich am 8. September den Mitgliedern des 1. FC Köln zur Wahl stellen wird: Werner Wolf (62), Jürgen Sieger (66) und Eckhard Sauren (48) mögen „Persönlichkeit“, „soziale Kompetenz“, „persönliche Motivation“, die nötige „Erfahrung und Expertise“ etwa in Fragen der Personalführung oder „Erfahrung in wirtschaftlichen und/oder rechtlichen Angelegenheiten“ haben, wie es im Anforderungsprofil vermerkt ist, das die Findungskommission vor Beginn der Suche nach einem neuen Vorstand erstellt hatte. Doch klar ist: Keiner der drei hat jemals in der Bundesliga gespielt.
Einstimmiges Votum
Das hat den Mitgliederrat in seiner Entscheidung allerdings nicht beeinflusst: Alle elf Mitglieder des Gremiums votierten für den Vorschlag der Findungskommission. Am Sonntagabend nach dem 3:5 gegen Regensburg stimmten zudem Lionel Souque, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, sowie Beirats-Chef Karl-Ludwig Kley dem Vorschlag zu. Nun wird das Vorstandsteam um die Gunst der Wähler kämpfen müssen.
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In seiner Mitteilung trat der Mitgliederrat möglicher Kritik entgegen, bevor sie formuliert war. Das Trio habe „bereits bekundet, sich zusätzliche Beratungskompetenz an Bord holen zu wollen. Dies gilt vor allem für den Bereich des Sports, teilte Carsten Wettich mit, der Vorsitzende des Mitgliederrats. Das Team plant die Gründung eines eigenen Gremiums; offenbar will man keinen Platz im Präsidium ausgeben, um Einsätze in der Bundesliga vorzuweisen.
„Kompetenz sichern“
Allerdings hat der 1. FC Köln in den vergangenen Jahren kaum Spieler hervorgebracht, die sich für ein Amt in der Vereinsspitze aufdrängen. Bodo Illgner ist ein Name, der im Verlauf des Findungsprozesses fiel. Doch der Weltmeister von 1990, der von 1985 bis 1996 für den 1. FC Köln spielte und später mit Real Madrid die Champions League gewann, sieht seine Zukunft eher in südlichen Gefilden – und wäre für die beim FC übliche Vorstandsvergütung kaum zu haben gewesen. Hinter Illgner kommt nicht viel, daher machte man aus der Not eine Tugend. „Gerade angesichts der rasanten Entwicklung des Fußballs in den vergangenen Jahren ist es wichtig, sich hier zeitgemäße Kompetenz zu sichern, um die sportlichen Strukturen zu prüfen und z.B. in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule weiterentwickeln zu können“, ließ sich Carsten Wettich zitieren.
Wettich hatte mit dem langjährigen Hürther Bürgermeister Walther Boecker und dem Ex-DEVK-Vorstand Engelbert Faßbender mehr als 30 Gespräche mit Kandidaten geführt. Das Konzept des Teams Wolf, Sieger und Sauren hatte unter dem Titel „Gemeinsam gewinnen alle!“ das Gremium überzeugt. Ziel des Teams sei es, den 1. FC Köln „in der Bundesliga in der Spitzengruppe der vereinsgeführten, unabhängigen Klubs zu etablieren“, hieß es in der Mitteilung des Mitgliederrats. Man will sich offenbar nicht an Vereinen messen, die wie Bayer 04 Leverkusen, RB Leipzig oder der VfL Wolfsburg eng mit Unternehmen verbunden sind. Klubs, die nennenswerte Anteile an Investoren abgegeben haben, zählt man ebenfalls nicht zur direkten Konkurrenz, was ein Zeichen bedeutet an jene Mitglieder, die den Einstieg von Investoren grundsätzlich ablehnen.
„Als Team verstehen“
Die Findungskommission war zudem der Ansicht, dass die drei Kandidaten gut harmonieren werden. Werner Wolf als Psychologe, Jürgen Sieger als renommierter Gesellschaftsrechtler und Eckhard Sauren, der Unternehmer und Präsident des Kölner Renn-Vereins, sollen im Team besser funktionieren als der bisherige Vorstand, der sich in den vergangenen Monaten trotz beharrlicher Bekundungen des Gegenteils mehr und mehr als Zweckgemeinschaft erwiesen hatte. Entsprechend deutlich fiel Wettichs Kritik am bisherigen Präsidium aus: „Gerade im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Werner Spinner ist uns bewusst geworden, dass die Vorstandsmannschaft sich als Team verstehen und auch so zusammenarbeiten muss“.
Kandidaten betonen Team-Gedanken
Das Team selbst hatte bei seiner Vorstellung erklärt, „Zusammenhalt, Bescheidenheit und Bodenhaftung“ sollten „wieder Teil der DNA des FC werden“. Man wolle „mit gutem Beispiel als Diener des Vereins und seiner Mitglieder vorangehen“.
Markus Ritterbach und Toni Schumacher hatten am Sonntagabend von den Gremien erfahren, dass sie nicht Teil des Plans sind. Ihnen bleibt die Möglichkeit, mit einem dritten Vorstandsmitglied ein Team zu bilden und sich rund 3100 Unterschriften der FC-Mitglieder zu besorgen. „Wir haben die Entscheidung des Mitgliederrats zur Kenntnis genommen und werden in Ruhe überlegen, wie wir damit umgehen“, sagte der frühere Torhüter dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.