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Vorfreude auf EuropaModeste kann sich Verbleib beim 1. FC Köln vorstellen

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FC-Torjäger Anthony Modeste (l.) und Florian Kainz vor der Choreo im Rhein-Energie-Stadion

Köln – Es war wie verhext, das gegnerische Tor schien wie vernagelt. Auch der treffsicherste Spieler beim 1. FC Köln scheiterte an diesem Samstagnachmittag stets knapp oder fand seinen Meister im überragend haltenden Gäste-Torwart Pavao Pervan.

In der dritten Minute entschärfte der Keeper des VfL Wolfsburg einen Kopfball von Anthony Modeste per Glanztat, drei Minuten später lenkte der Österreicher ein sattes Pfund von Benno Schmitz noch gerade so an den linken Pfosten. Florian Kainz hatte nach der Pause Chancen zum Ausgleich, und dann scheiterte Modeste zweimal per Kopf an Pervan (69., 74.). Auch Sekunden vor dem Abpfiff scheiterte der Franzose am Gäste-Keeper, aber es wäre wohl ohnehin Abseits gewesen.

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Modeste blieb am vorletzten Spieltag der Bundesliga sein 20. Saisontreffer verwehrt. Seine Kölner mussten sich den Niedersachsen unglücklich mit 0:1 geschlagen geben. In nahezu allen Statistiken hatten die Hausherren dominiert: Sie feuerten insgesamt 17 Torschüsse ab (Wolfsburg fünf), hatten neun Ecken (Wolfsburg zwei), schlugen sagenhafte 34 Flanken vor das gegnerische Tor und damit fast sechsmal mehr als der VfL (sechs). Doch am Ende wurde aller Einsatz nicht belohnt. In der entscheidenden Statistik stand beim Gast eine Eins und beim FC die Null.

Der oft strapazierte Zusatz „ausgerechnet“ passte diesmal zum Matchwinner. Yannick Gerhardt, der 13 Jahre das Kölner Trikot getragen hatte, erzielte in der 43. Minute das Goldene Tor für die Gäste, die dagegengehalten hatten und dem FC keine Geschenke machten, obwohl es für sie um nichts mehr ging.

Doch auch die Niederlage tat den Kölner Feierlichkeiten keinen Abbruch, Platz sieben und damit die Teilnahme an den Playoffs zur Conference League ist ihnen nicht mehr zu nehmen (siehe Seite 3). Und die Fans feierten ihren Torjäger nach dem Abpfiff ganz besonders: Sie trugen Modeste auf Händen. Wie 2017, als der Franzose die Kölner fast im Alleingang zur ersten Qualifikation für das internationale Geschäft nach einem Vierteljahrhundert der Abwesenheit geschossen hatte. Doch vor fünf Jahren waren die Feierlichkeiten noch ausgiebiger. Und emotionaler. Denn Modeste verließ wenig später den 1. FC Köln für viel Geld in Richtung China. Und keiner wurde glücklich: Modeste nicht, denn die Liga und der Verein (Tianjin) entpuppten sich als schlechter Witz – auch wenn der Stürmer zumindest anfangs Reichtum anhäufte. Und der FC nicht, denn ohne seinen besten Torjäger stieg er in der darauffolgenden Saison sang- und klanglos ab. In der Europa League war ohne den Franzosen bereits in der Gruppenphase Endstation.

Modeste: „Genieße meine Zeit hier"

Im Sommer 2022 könnte nun alles anders laufen. Modeste will offenbar bleiben und mit seinem Klub auch endlich international spielen – in welchem Wettbewerb, das entscheidet sich am letzten Spieltag. „Wer hat gesagt, dass ich den Verein verlasse? Niemand hat das gesagt. Ich habe einen Vertrag bis 2023 und ich genieße meine Zeit mit meinen Kollegen“, stellte Modeste nach dem Abpfiff klar. Das hörte sich so an, als ob es für ihn eine Zukunft in Köln gäbe. Zumindest bis 2023.

Noch vor einigen Wochen hatte das anders geklungen. Der mittlerweile 33-Jährige hatte mehrfach öffentlich eine schnelle Entscheidung des Klubs bezüglich seiner Zukunft – ergo eine Vertragsverlängerung – eingefordert. „Ich habe gesagt, wenn wir keine Lösung finden und ich Lust habe, Fußball zu spielen, muss ich über etwas anderes nachdenken. Wenn nichts vom FC kommt, dann muss ich auch irgendwie gucken“, sagte Modeste.

Doch der FC ließ sich nicht treiben, die Verantwortlichen blieben im Vertragspoker cool. Deshalb schien ein Abschied Modestes im Sommer als absolut möglich. Bereits im Winter hatte der saudi-arabische Klub Al Hilal Modeste mit einem „unmoralischen Angebot“ gelockt, das der Stürmer und sein Verein dann doch ablehnten. Auch jetzt soll der Wüsten-Klub noch sehr am Franzosen interessiert sein und könnte eine neue Offerte abgeben.

Modeste ist Top-Verdiener beim 1. FC Köln. Doch bereits jetzt ist klar, dass der Klub bereits in naher Zukunft nicht mehr diese enormen Gehälter zahlen kann und will. Bereits für die kommenden Saison kündigte der Klub an, die Personalkosten um 20 Prozent zu reduzieren. Im Sommer 2023, nach dem Auslaufen seines aktuellen Arbeitspapiers, ist Modeste zudem immerhin schon 35 Jahre alt. Da will jeder Schritt des Klubs trotz der unbestritten großen Verdienste des Angreifers gut überlegt sein. Sicher ist, dass Modeste ohnehin nur ein deutlich reduziertes Angebot bekäme.

Doch die bereits feststehende Qualifikation für den Europapokal könnte Modeste vom Bleiben überzeugen – womöglich sogar auch ohne eine Vertragsverlängerung. „Champions League wäre überragend gewesen“, sagte Modeste: „Aber Conference League ist auch schön. Es ist trotzdem Europa. Und wir dürfen nicht übertreiben.“ Dass sich der Torjäger in Köln und beim FC wohlfühlt, gilt als unbestritten. Jetzt könnte er sich den Traum von Spielen mit dem FC auf der internationale Bühne noch mit Verspätung erfüllen.