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„Sinnlose, beschämende Gewalt“HSV äußert sich zu Angriffen auf „offensichtlich harmlose“ FC-Fans

Lesezeit 3 Minuten
HSV-Ultras bauen sich am 18. Januar vor der Kneipe „Tankstelle“ im Kiez auf.

HSV-Ultras bauen sich am 18. Januar vor der Kneipe „Tankstelle“ im Kiez auf.

Vermummte Gewalttäter schlagen auf teilweise ältere FC-Fans und Frauen vor einer Kneipe ein. Gab es zuvor Provokationen?

Nach dem 1. FC Köln hat auch der Hamburger SV den mutmaßlichen Angriff von HSV-Hooligans auf FC-Anhänger mit deutlichen Worten verurteilt. Zugleich baten die Hanseaten bei den Betroffenen sowie dem Liga-Konkurrenten ausdrücklich um Entschuldigung.

„Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden“, sagte Cornelius Göbel, der beim HSV Direktor für Fans, Kultur und Markenidentität ist: „Insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren.“

Angriff auf Fans des 1. FC Köln in Hamburg: HSV äußert sich

Vor dem 1:0 (0:0)-Sieg soll es im Stadtteil St. Pauli nach Polizeierkenntnissen zu Übergriffen von wohl mehr als 150 teils vermummten HSV-Anhängern auf Gästefans an der Kneipe „Rutsche“ gekommen sein, von denen auch Videos im Netz kursieren.

Zu sehen ist dort, wie plötzlich zahlreiche vermummte Personen auftauchen und scheinbar wahllos auf FC-Anhänger vor der Kneipe einprügeln. Viele der wehrlosen Opfer versuchen sich zu schützen, werden aber wiederholt von Schlägen und Tritten getroffen.

Polizei in Hamburg bittet nach Angriff von Vermummten auf FC-Fans um Hinweise

Die Ordnungshüter führten danach bei mehr als 400 angetroffenen Personen Identitätsfeststellungen und erkennungsdienstliche Maßnahmen durch. Unter anderem stehen die Vorwürfe des schweren Landfriedensbruchs und der Körperverletzung im Raum, die Polizei bittet um Zeugenhinweise.

Der HSV bot in dem Zusammenhang den Ermittlungsbehörden Hilfe bei der Aufklärung an und distanzierte sich „maximal von diesem Verhalten“, wie Göbel sagte: „Und wir verurteilen es als sinnlose, beschämende Gewalt.“ Zudem wolle der Klub den Austausch mit dem FC suchen, um Kontakt zu möglichen Opfern herzustellen.

Gingen dem Angriff auf harmlose FC-Fans Provokationen voraus?

Die Hintergründe des Angriffs sind indes weiter völlig unklar. Cornelius Göbel, Direktor Fans, Kultur & Markenidentität, gibt im öffentlichen Statement des HSV an, aus Fankreisen sei zu hören gewesen, dass „es auf dem Kiez über einen längeren Zeitraum erhebliche Provokationen unterschiedlicher Gruppe“ gegeben haben soll. „Uns wurde auch berichtet, dass es unmittelbar vor der inakzeptablen Eskalation Flaschen- und Gläserwürfe gab“, heißt es weiter. Selbst wenn diese Informationen stimmen sollten, sei das keine Rechtfertigung für „solch brutales Vorgehen“, stellt Göbel klar. Auch das „Hamburger Abendblatt“ berichtete über Provokationen im Bereich der „Pils-Börse“ durch Köln-Fans. Ob es tatsächlich welche gab und wenn ja, in welchem Umfang, ist unklar.

Es seien „viele Grenzen“ überschritten worden, zieht der HSV ob der Gewalt ein klares Fazit. Der Verein wolle nun mit der aktiven Fanszene sehr kritisch in den Austausch gehen, um die Vorfälle aufzuarbeiten.

Kölns Geschäftsführer Christian Keller hatte noch am Samstagabend die Angriffe verurteilt. „Was heute Nachmittag passiert ist, dafür fehlen mir die Worte. Nach meinem Kenntnisstand waren die FC-Fans wirklich harmlos“, sagte er laut eines Club-Statements. „Wenn harmlose Passanten von vermummten Halbstarken angegriffen werden, wenn auf Frauen und Alte eingeschlagen wird, das ist dermaßen asozial, das habe ich selten gesehen.“

Laut Einschätzung eines Polizeisprechers habe es sich nicht um eine gezielte Attacke gehandelt. „Es war ein zufälliges Aufeinandertreffen“, sagte der Sprecher am Samstagabend auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bei den FC-Anhängern „habe es sich nicht um die typischen FC-Ultras gehandelt. Es waren einfach nur FC-Fans.“

Verletzte oder Betroffene können sich beim Verein, bei der Fanbetreuung oder unter service@fc-koeln.de melden. (pst mit SID/dpa)