Der 1. FC Köln hat sich Platz eins der 2. Bundesliga hart erarbeiten müssen. Doch vor allem personell darf jetzt nicht mehr viel passieren.
Pole Position im AufstiegsrennenDer 1. FC Köln geht mit viel Zuversicht und ein paar Sorgen ins letzte Saison-Drittel
![1. FC Köln vs. Schalke 04, 21. Spieltag, 09.02.2025, 13.30 Uhr, Jubel nach dem Tor zum 1:0 durch Damion Downs (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/25071e11-da8c-4b0c-ba40-068f7999e839.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1126&fm=jpeg&s=c09ca5ecdf80c7d3ca80585bb9340bac)
Die FC-Profis feiern den Treffer von Damion Downs zum 1:0 gegen Schalke 04. Am Ende reichte den Kölner Minimalisten das Tor kurz vor der Pause zum Sieg aus.
Copyright: Herbert Bucco
21 Punktspiele sind bis dato absolviert, der 1. FC Köln steht vor dem letzten Drittel der Zweitliga-Saison. In diese geht der Bundesliga-Absteiger als Tabellenführer mit im Herbst noch kaum für möglichen gehaltenen 40 Punkten. Wichtig ist zwar jede einzelne Partie; dafür geht es in der oberen Tabellenhälfte einfach zu eng zu. Doch die kommenden drei Spiele (Freitag in Magdeburg, gegen Düsseldorf, in Karlsruhe) dürften dann doch bereits richtungsweisend sein.
Mit einem Sieg beim FC Magdeburg, der zwar überraschender Tabellenvierter ist, aber paradoxerweise noch kein einziges Heimspiel gewinnen konnte, könnte der FC nicht nur ein Ausrufezeichen und die Aufstiegskonkurrenz unter Druck setzen, sondern ihr etwas enteilen.
Die vergangenen Spiele, allen voran die Leistung beim dramatischen Pokal-Aus bei Doublesieger Leverkusen (3:2), aber auch die meisten Liga-Auftritte zuletzt, lassen die Kölner mit deutlich mehr Zuversicht denn Befürchtungen in den Saison-Endspurt gehen. Aber es gibt sie dann doch, die Kölner Problemzonen.
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1. FC Köln: Das macht Zuversicht im Kampf um den Aufstieg
Der 1. FC Köln glänzt nicht, viele Spiele sind regelrecht zäh. Aber die Mannschaft zeigt sich sehr stabil, vor allem in der Defensive, und hat nicht von ungefähr seit Anfang November sieben Spiele jeweils mit 1:0 gewonnen (zuletzt gegen Schalke 04). Trainer Gerhard Struber hatte in der tiefen Krise seine Herangehensweise und Spielphilosophie hinterfragt. Und die Grundordnung umgestellt und Erfahrung implementiert. Dem Österreicher gelang so eine bemerkenswerte Wende, weg vom spektakulären, bisweilen naiven Hurra-Fußball hin zu deutlich mehr Pragmatismus und Organisation.
Die Ergebnisse stellten sich jedenfalls ein. Die meisten Spiel-Parameter stimmen: Was die Laufdistanz, die Sprints, die intensiven Läufe und die gewonnen Zweikämpfe angeht, findet sich der FC jeweils in der Liga-Spitze wieder. Mit 349 Torschüssen hat das Team die mit Abstand meisten Torschüsse abgegeben. Der Coach stabilisierte damit nicht nur ein fragliches Fundament, sondern auch seinen eigenen Job, der im Herbst an einem seidenen Faden hing. Struber verkaufte die Veränderungen auch vor seiner Mannschaft glaubwürdig. Die Spieler folgen ihrem Trainer, der auch in der Öffentlichkeit Vorsicht und Skepsis abgelegt hat, mittlerweile fast immer die richtigen Worte findet und die Arbeit am besonderen Standort Köln allem Anschein nach verinnerlicht hat.
Struber kann dabei mit einer Mannschaft arbeiten, in der der Geist und die Chemie stimmen. Mittlerweile hat sie auch kein offensichtliches Führungsvakuum mehr. Das war in der Bundesliga-Saison noch ein großes Manko. Die erfahrenen Kräfte, der neue und alte Stammtorhüter Marvin Schwäbe (29), Kapitän Timo Hübers (28) und seit seiner Hereinnahme Dominique Heintz (31), aber auch (der jetzt verletzte) junge Eric Martel (22) geben die Richtung vor. Flügelspieler Linton Maina (25, zwölf Scorer-Punkte) hat sich mittlerweile zu einem echten Leistungsträger entwickelt, der junge Damion Downs (20) hat in seiner ersten echten Profi-Saison beim FC eine erstaunliche Entwicklung hingelegt und zeigt seine Fähigkeiten vor allem im Strafraum. Neun Tore erzielte der Stürmer in der Liga bereits, zudem bereitete er vier vor.
Für Zweitliga-Verhältnisse verfügt Struber über einen Kader, in dem sich auch verletzungsbedingt Ausfälle zumindest zeitweise kompensieren lassen. Winter-Neuzugang Joel Schmied, einer von drei Transfers nach dem Auslaufen der Fifa-Sperre, könnte für das Team noch wichtig werden beziehungsweise ist es schon. Fast alles spricht dafür, dass er neben Heintz und Hübers weiterhin den defensiven Dreierverbund bilden wird – erst recht nach dem Martel-Ausfall. Mit den weiteren Winter-Neuzugängen, Stürmer Imad Rondic und Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic, hat der Trainer zumindest neue Optionen. Auch Neo Telle, der 19-jährige Verteidiger aus dem eigenen Nachwuchs, legte jetzt ein ordentliches Debüt in der Liga hin und verspricht vor allem für die Zukunft einiges.
In die Karten spielt den Kölnern zudem die Schwäche der Konkurrenz. Die aktuelle 2. Bundesliga ist zwar die namhafteste, traditionsreichste und vielleicht auch spannendste aller Zeiten, doch das Niveau ist deutlich schwächer als geglaubt. Viele vermeintlich höher eingeschätzte Teams haben große Probleme: Schalke (24 Punkte), 2019 im Achtelfinale der Champions League, steht weiter vor den Trümmern seiner völlig verfehlten Politik. Hertha BSC (25) spielt bis dato eine desaströse Saison. Der Karlsruher SC (30), den einige nach einem starken Herbst auf der Rechnung hatten, bekommt im neuen Jahr kein Bein auf den Boden. Hannover 96 (33) und Fortuna Düsseldorf (34) laufen ihren eigenen Ansprüchen weitgehend hinterher. Dritter ist überraschend der 1. FC Kaiserslautern (38), Zweiter der Hamburger SV (38), der im Vergleich zu den vergeblichen Aufstiegs-Anläufen in dieser Saison zumindest einen stabileren Eindruck macht.
Das macht Sorgen bei der Mission direkter Wiederaufstieg
Nur Liga-Durchschnitt sind die Ballbesitz- (51 Prozent) und die Passquote (83,8 Prozent). Und das sieht man manchmal den Kölner Bemühungen an. Auch 36 erzielte Treffer sind nicht der Wert einer Spitzenmannschaft. Der FC tut sich schwer, das Spiel selbst zu gestalten. Meistens reicht die individuelle Klasse eines Einzelnen, um die Partie zu entscheiden. Für den FC zählt in dieser Spielzeit allein der Aufstieg und somit die direkte Rückkehr in die Bundesliga, diesem Ziel ist alles untergeordnet. Sollte er gelingen, dürften allerdings punktuelle Verstärkungen nicht ausreichen, um auch im Oberhaus zu bestehen.
Zu einem größeren Problem hat sich die personelle Situation entwickelt. Mittlerweile beklagt der FC sieben Ausfälle (Julian Pauli, Luca Kilian, Eric Martel, Jacob Christensen, Marvin Obuz, Tim Lemperle, Mark Uth); viel mehr darf also nicht passieren. Einige Personalien bereiten echte Sorgen. Leistungsträger Martel könnte aufgrund seines Muskelfaserrisses im Oberschenkel bis zu einem Monat ausfallen. Bei Pauli (19), Senkrechtstarter der Hinrunde, lassen die Kölner nach dessen Kopfverletzung weiterhin größte Vorsicht walten. Zwar verliefen die neurologischen Tests positiv, der Verein bezog sogar den Rat von Experten aus den USA ein, doch der Verteidiger leidet weiter unter gelegentlichen Symptomen, die plötzlich auftreten.
Der von Verletzungen in den vergangenen Jahren heimgesuchte Mark Uth spielt vorläufig gar keine Rolle mehr in den Planungen, heißt es. Ganz einfach, weil keiner beim FC weiß, wann und ob man noch mit dem Routinier planen kann, der einem schon leidtun kann. Der Ausfall des am Oberschenkel verletzten Angreifers Lemperle, der eine starke Hinserie hingelegt hatte (acht Tore, vier Vorlagen), zieht sich nun auch schon deutlich länger als prognostiziert.
Luca Waldschmidt außen vor
Und dann haben einige Spieler mit sich und ihrer Situation zu kämpfen. Ex-Kapitän Florian Kainz, zu Beginn der Saison verletzt, spielt nicht die Rolle, die ihm selbst vorschwebt. Denis Huseinbasic scheint im neuen Jahr seine Form verloren zu haben. Neuzugang Gazibegovic muss sich wohl noch akklimatisieren und offenbarte bisher einige Probleme. Es zeigt sich, dass er kein gelernter Schienenspieler ist. Doch mit einem klassischen Rechtsverteidiger lässt Struber eben nicht spielen. Auch Jan Thielmann drängt sich nicht wirklich auf.
Rätsel gibt Luca Waldschmidt auf, der siebenfache A-Nationalspieler, der sich eigentlich zu Höherem berufen fühlt. Zum Jahresauftakt konnte der Offensivspieler seine Chance im Spiel bei Ex-Klub Hamburg (0:1) nicht nutzen. Dann fiel er krankheitsbedingt gegen Elversberg aus. Im Pokal in Leverkusen, in Braunschweig und gegen Schalke kam der 28-Jährige dann gar nicht mehr zum Einsatz. Und das ist gewiss nicht mit seinen eigenen Ansprüchen vereinbar.