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Relegation gegen den 1. FC KölnDeshalb steht Holstein-Trainer Werner im Fokus

Lesezeit 3 Minuten
Ole Werner

Ole Werner, Trainer von Holstein Kiel

  1. Trainer Ole Werner hat den Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel bis ans Tor zur Bundesliga geführt.
  2. Seine Arbeit wird auch von anderen Vereinen verfolgt.
  3. Vor dem Relegations-Rückspiel gegen den 1. FC Köln wird viel spekuliert.
  4. Nur einen interessiert das nicht.

Kiel – Eine unglaubliche Saison macht auch unglaublich begehrt. Der mögliche Bundesliga-Aufstieg von Holstein Kiel nach einer Zweitliga-Spielzeit voller Widrigkeiten auf der einen und großer Erfolge auf der anderen Seite hat vor allem das Interesse an Trainer Ole Werner geweckt. Der mit 33 Jahren jüngste Coach im deutschen Profi-Fußball steht nicht erst vor dem Relegations-Rückspiel am Samstag (18.00 Uhr/DAZN, Liveticker auf ksta.de) gegen den Bundesliga-16. 1. FC Köln im Fokus. Doch gibt es einen, den das so gar nicht zu interessieren scheint: Ole Werner selbst.

Dabei schaut möglicherweise so mancher Verein auf Trainersuche wie aktuell Erstliga-Absteiger Werder Bremen genauer hin, ob Werners Kieler nach dem 1:0 im Hinspiel in Köln tatsächlich erstmalig den Aufstieg schaffen. Sollte ihnen das gelingen, hätte sich das Thema Werner-Abschied von der Förde wohl erledigt. Bleibt Holstein Zweitligist, dürften die Spekulationen richtig losgehen.

Am Anfang der Karriere

Anders als sein 34 Jahre älterer Kölner Gegenüber Friedhelm Funkel (67), der am Samstag definitiv zum letzten Mal auf einer Trainerbank bei einem Profiverein sitzt, steht Werner erst am Anfang seiner Karriere. In Zeiten, in denen Trainer dank Ausstiegsklauseln und Millionen-Ablösesummen aus Verträgen herausgekauft werden, regen Erfolge eines Vereins - zumal mit jungen Übungsleitern - schnell Wechsel-Fantasien an.

„Das wäre keine neue Erfahrung für uns, mit Markus Anfang und Tim Walter haben wir schon zweimal erfolgreiche Trainer verloren“, hatte Holsteins kaufmännischer Geschäftsführer Wolfgang Schwenke schon vor einem Monat in einem Interview des „Mannheimer Morgen“ und der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ recht gelassen gesagt.

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Und auch Sportchef Uwe Stöver bekommt beim Gedanken an potenzielle Interessenten keine Schnappatmung. Schließlich habe Werner noch einen Vertrag über das Saisonende hinaus. „Er fühlt sich hier in Kiel sehr wohl und wir fühlen uns mit Ole sehr wohl“, wird Stöver von den „Kieler Nachrichten“ zitiert. „Daher arbeiten wir eher an einer Zusammenarbeit über 2022 hinaus.“

Werner betont stets, wie gern er da ist, wo er jetzt ist. „Trotz alledem ist es natürlich auch so, dass es in dem Moment, wo Dinge gut laufen, schnell ein Thema werden kann“, sagte er Ende April der Tageszeitung „Welt“. „Aktuell bin ich aber in Kiel glücklich.“

In Kiel geboren und seit 15 Jahren im Verein

Werner ist mit dem Verein und der Region fest verwurzelt. Er wurde in Preetz bei Kiel geboren und ist seit 15 Jahren im Club. Wegen eines Hüftschadens musste er mit 20 Jahren seine eigenen fußballerischen Ambitionen aufgeben. Er wurde Trainer und studierte.

Bei Holstein arbeitete er im Jugendbereich und führte die zweite Mannschaft 2018 in die Regionalliga Nord. Als Trainer André Schubert im September 2019 nach nur sechs Spieltagen gehen musste, rückte Werner zum Profi-Team auf: erst als Interimscoach, später als Chef.

Innerhalb von anderthalb Jahren machte er aus einer Mittelklasse-Mannschaft eine der spiel- und defensivstärksten der 2. Liga. Nach dem Zweitrunden-Sieg im DFB-Pokal gegen Bayern München im Elfmeterschießen und dem Einzug bis ins Halbfinale bei Borussia Dortmund wurde nicht nur im Land zwischen Nord- und Ostsee registriert, dass da etwas in Kiel entsteht.

Werner bleibt norddeutsch-nüchtern bei Erfolgen wie Misserfolgen. Temperamentvoll kann er an der Seitenlinie werden. Doch was er seinen Spielern vor allem vermittelt hat, scheint Mentalität zu sein. Zwei Mal für je zwei Wochen in Corona-Quarantäne, elf Partien inklusive dem Relegations-Rückspiel am Samstag in etwas mehr als einen Monat, zwei Mal die Chance auf den direkten Aufstieg verpasst - doch weder Werner noch seine die Truppe ohne große Stars haben je gejammert. Ganz im Sinne des Banners, das im Quarantäne-Hotel „Birke“ aufgehängt wurde: „Scheißegal, wir packen das!“ (dpa)