- Ex-FC-Kapitän Dirk Lottner ist seit 2016 für den 1. FC Saabrücken als Coach tätig und fühlt sich im Saarland wohl.
- Zweieinhalb Jahren war der heute 47-Jährige nach seiner Beurlaubung beim FC arbeitslos, „meine härteste Zeit“, wie er sagt.
- Für den Zollstocker würde sich ein großer Traum erfüllen, sollte er irgendwann als Trainer zum FC zurückkehren.
Köln/Saarbrücken – Natürlich freut er sich auf das Spiel gegen seinen Heimatklub. Ach was – im Innersten fiebert er seit Wochen diesem Pokalduell entgegen. Das Los hat es mit Dirk Lottner ja auch gut gemeint, dem Cheftrainer des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken: In der zweiten Hauptrunde empfängt sein Team, der klare Außenseiter, am Dienstag (18.30 Uhr) den 1. FC Köln. Lottner, 47, in Köln geboren, Zollstocker durch und durch, ehemaliger Profi, Kapitän und Trainer des FC: Eine reizvollere Konstellation kann es für einen wie ihn nicht geben.
Doch da ist auch der Liga-Alltag. In seiner nun schon vierten Saison bei den Saarländern will er es endlich schaffen und den Traditionsklub zumindest zurück in die 3. Liga führen. Haarscharf war er mit dem FCS zweimal daran gescheitert: 2018 in der Relegation auf dramatische Art und Weise gegen 1860 München, in der vergangenen Saison musste sich seine Mannschaft nur den übermächtigen SV Waldhof aus Mannheim beugen.
Aufstieg als vorrangiges Ziel für Saarbrücken
„Der Aufstieg ist unser vorrangiges Ziel. Natürlich freue ich mich auf das Pokalspiel, es läuft derzeit auch gut bei uns, aber terminlich kommt es zur Unzeit zwischen zwei Spielen gegen absolute Konkurrenten um den Aufstieg“, sagt Lottner im Gespräch mit dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“. Aber es deutet einiges darauf hin, dass der 1. FC Saarbrücken endlich der wirtschaftlich unattraktiven Regionalliga entfliehen kann. Mit 5:0 demütigten die Saarländer am vergangenen Samstag Kickers Offenbach. Nach 15 Spieltagen führt der ehemalige Bundesligist die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung vor dem Saar-Rivalen SV Elversberg an, bei dem er bereits am kommenden Samstag antreten muss. Das Gute ist: Der Meister steigt in dieser Saison direkt auf, die Relegation entfällt. Schöne Aussichten.
Lottners Vertrag läuft im Sommer 2020 aus
Gelänge der Aufstieg, könnte es für Lottner in Saarbrücken weitergehen. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, aber natürlich würde es ihn reizen, die Früchte seiner Arbeit zu ernten und mit dem Klub im dann neu und endlich fertigstellten Stadion Ludwigspark in der 3. Liga anzutreten. Zumal er sich im Saarland wohl fühlt – auch wenn seine Frau Sarah und die gemeinsame Tochter Leni Mayra weiter überwiegend in Köln leben. „Das Saarland ist sehr lebenswert. Es ist landschaftlich schön, und die Menschen sind den Kölnern durchaus ähnlich: offen, kontaktfreudig, gesellig. Die Küche ist toll, es gibt auf die Einwohnerzahl gerechnet die meisten Sterneköche hier. Vielleicht lebt deshalb auch der Calli hier so gerne“, sagt der einstige Mittelfeld-Regisseur mit einem Schmunzeln. Ex-Bundesliga-Manager Reiner Calmund lebt in Saarlouis, beide sehen sich des Öfteren: „Der Calli ist einfach ein feiner und liebenswürdiger Typ.“
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Sollte es mit dem Aufstieg doch nichts werden, würden sich die Wege wohl trennen. „Mittelfristig muss es für mich in den Profi-Fußball zurückgehen. Ich denke auch, dass ich das Zeug dazu habe. Aber ganz egal, wie es sein wird: Dem 1. FC Saarbrücken werden ich immer dankbar sein.“
2,5 Jahre Arbeitslosigkeit: „Meine härteste Zeit"
Denn Lottner kennt auch andere Zeiten. Nach Jahren als Trainer beim 1. FC Köln (Co-Trainer der Profis, der U23, U17) wurde er im April 2013 von seinem geliebten Verein vor die Tür gesetzt. Für Lottner fühlte es sich wie ein Rausschmiss an. Nach einem unglücklichen Kurz-Engagement als Cheftrainer bei Hansa Rostock war der Ex-Profi, der mit Leverkusen in der Champions League gespielt hatte, dann zweieinhalb Jahre arbeitslos. „Das war meine härteste Zeit. Natürlich hatte ich zuvor einiges verdient und deshalb einen gewissen Lebensstandard. Aber dann gehst du zum Arbeitsamt, bekommst Arbeitslosengeld und machst dir sehr viele Gedanken, wie es weitergeht“, erklärt Lottner. Er war aber nicht untätig, gründete eine eigene Fußballschule und war an zwei Spielotheken beteiligt. Beides mittlerweile Vergangenheit.
Lottner blickt wieder zuversichtlich in die Zukunft. Auch für Dienstagabend? Es wäre eine Sensation, sollte seine Mannschaft den FC rauswerfen. Gespielt wird aufgrund der Bauarbeiten in Saarbrücken im kleinen, alten, mit 6800 Zuschauern ausverkauften Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. An die Gegebenheiten müsse sich der FC erst gewöhnen, meint Lottner, dem es aber nicht in den Kram passte, dass die Kölner am Freitag in Mainz mit 1:3 verloren. „Ich gehe davon aus, dass das den FC noch wurmt und viele Spieler jetzt ein Zeichen setzen oder sich dem Trainer anbieten wollen“, meint Lottner, der überzeugt ist, dass der FC den Kader dafür habe, um frühzeitig mit dem Bundesliga-Abstiegskampf nichts mehr zu tun zu haben.
Der Traum von der Rückkehr zum FC als Cheftrainer
Sollte Lottner am Dienstag dennoch der große Coup gelingen, dann hätte er auch Werbung in eigener Sache betrieben. Trotz des unschönen Abschieds hat Lottner mit dem FC noch nicht abgeschlossen – schon gar nicht emotional. „Wenn man als Kölner so lange beim FC war, wäre es natürlich ein Traum, den FC irgendwann mal als Cheftrainer zu übernehmen. Ich kann schon alles sehr realistisch einschätzen, aber diesen Traum lasse ich mir nicht nehmen.“
Kainz geschont – Duell mit Ex-Kölner Schorch
FC-Trainer Achim Beierlorzer wird im Pokal wohl auf einigen Positionen rotieren: Die zuletzt wenig oder nicht berücksichtigten Jhon Córdoba, Jorge Meré, Marco Höger und Benno Schmitz dürften eine neue Chance in der Startelf erhalten. Auch Anthony Modeste ist eine Option. Florian Kainz wird wegen Fersenproblemen geschont und reiste gar nicht erst mit.
Bei Gegner Saarbrücken stehen drei ehemalige FC-Spieler im Kader: Christopher Schorch (30), José Pierre Vunguidica (29) und Nino Miotke (21).
1. FC Saarbrücken: Batz - Barylla, Schorch, Uaferro - Jänicke, Zeitz, Perdedaj, Müller - Jacob - Eisele, Jurcher.1. FC Köln: Horn - Schmitz, Bornauw, Meré, Katterbach - Risse, Höger, Hector, Drexler – Córdoba, Terodde.Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart)