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FC-Trainer Ruthenbeck„Ich muss nicht Millionen verdienen, um glücklich zu sein“

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Engagiert am Spielfeldrand: Stefan Ruthenbeck, der Trainer der U19 des 1. FC Köln. Sein Team kann sich noch für die Uefa-Youth-League qualifizieren.

  1. Stefan Ruthenbeck trainierte schon die Profis des 1. FC Köln, von Greuther Fürth und des VfR Aalen.
  2. Jetzt ist der gebürtige Kölner bei der U19 des FC erfolgreich, steht aber weniger im Rampenlicht.
  3. Im Interview spricht der 48-Jährige über die Arbeit mit Profis und Junioren und darüber, ob er sich die Rückkehr auf die große Bühne wieder vorstellen kann.

Herr Ruthenbeck, ist es in Corona-Zeiten eine ganz besondere Herausforderung, Trainer im Spitzen-Juniorenbereich zu sein?

Jetzt haben wir immerhin wieder Ziele vor Augen und wissen, dass unsere Liga am 19. September mit einen Spiel gegen Schalke beginnt. Die Zeit davor war schwierig. Wir mussten in Kleingruppen arbeiten, die Intensitäten hochhalten und wussten dabei überhaupt nicht, ob und wann es weitergeht. Es galt, die Jungs bei der Stange zu halten und auch ein bisschen zu beruhigen. Da war man mehr noch Pädagoge dann als Trainer gefragt. Es war schade für die Jungs, dass die Liga abgebrochen wurde, als wir Tabellenführer waren. Aber Favorit auf den Titel wären wir auch nicht gewesen.

Dennoch ist für Ihr Team die Teilnahme an der prestigeträchtigen Uefa-Youth-League möglich, sofern sie sich gegen Werder Bremen durchsetzt.

Beide Vereine wollen, dass es eine sportliche Entscheidung und nicht einen Losentscheid gibt. Das erste Mal in der Youth League dabei zu sein, wäre für den Verein und unsere Spieler etwas ganz Besonderes. Ab dem Achtelfinale kämen dann die Nachwuchsteams der Champions-League-Klubs dazu. Priorität hat allerdings immer, dass wir Talente für den Profi-Bereich ausbilden. Und mit Noah Katterbach, Ismail Jakobs, Jan Thielmann, Tim Lemperle und Can Bozdogan bei Schalke haben gleich fünf von ihnen bei den Profis debütiert, dazu kommt Robert Voloder, der fest oben mittrainiert. Das macht uns alle stolz. Diese Durchlässigkeit ist einmalig in Deutschland.

Diese gab es früher auch beim FC nicht. Was hat sich geändert?

Erst einmal brauchst du herausragende Talente. Und die gibt es nicht in jedem Jahrgang. Aber mittlerweile ist der FC im Nachwuchsleistungszentrum hervorragend aufgestellt, sodass man eine gewisse Entwicklung in jedem Jahrgang garantieren kann. Wenn jetzt noch die Infrastruktur besser wäre…

Der FC konnte es dennoch nicht verhindern, dass das vermeintlich größte Talent des Klubs nach Leverkusen gewechselt ist. Schmerzt der Abgang von Florian Wirtz immer noch?

Der FC hat alles getan, damit Florian bleibt. Die Kritik, wir hätten etwas falsch gemacht, kann ich nicht nachvollziehen. Die Familie wurde mit eingebunden. Florian wurde eine klare Perspektive aufgezeigt. Dass er sich für einen anderen Weg entschieden hat, ist am Ende legitim.

Hat es Sie gewundert, dass er bei einem Bundesliga-Spitzenteam so schnell zu Profi-Einsätzen kam?

Nein. Bayers offensiv angelegte Spielweise kommt Flo entgegen. Ich freue mich riesig, dass er da oben angekommen ist. Das hätte er auf Sicht auch beim FC geschafft. In seiner Altersklasse und auf seiner Position ist er sicherlich der Beste in Deutschland.

Wird der Kampf um Talente immer härter geführt?

Das hat man an dem Beispiel gesehen. Uns wurden auch Spieler aus Vereinen angeboten, mit denen der FC ein Nicht-Abwerbe-Abkommen hat. Ob das für die Zukunft noch gilt, wird sich zeigen. Bisher haben wir uns immer daran gehalten.

Sportchef Horst Heldt hat angekündigt, noch mehr auf die Jugend zu setzen. Predigen das nicht immer die Vereine an, die kein Geld mehr haben?

Für unseren Verein ist das ein legitimer Weg. Und es ist gut, dass nicht darüber hinweggesehen wird, dass unsere U19 und U17 Tabellenführer waren und es tolle Talente bei uns gibt. Das wird im Verein honoriert und von Horst Heldt wertgeschätzt. Wir hatten auch vorher schon einige Trainer bei den Profis, die Talente reingeschmissen haben. Doch Markus Gisdol ist von allen der mutigste.

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Sie waren Gisdols Vor-Vorgänger in der Saison 2017/18. Vermissen Sie nicht die große Bühne?

Die Aufgabe bei der U19 macht mir großen Spaß und ist sehr spannend, weil sich jede Saison etwas ändert. Im Jugendbereich muss man noch mehr Fußballlehrer sein als bei den Profis. Dort muss man viel mehr moderieren, öffentlich agieren und das große Ganze im Blick haben. Das Paket ist ein anderes. Ich vermisse die große Bühne nicht.

Sie hatten Anfragen aus dem Profibereich, die sie abgesagt haben. Warum?

Ja, ich hätte in die 2. oder 3. Liga oder nach England gehen können. Man beschäftigt sich mit den Anfragen. Irgendwann kann ich mir diesen Schritt auch wieder vorstellen, aber er muss sehr gut überlegt sein. Im Moment fühle ich mich sehr wohl.

Mehr Ruhm und Geld gibt es aber bei den Profis.

Mag sein. Ich denke, ich bin ein sehr bodenständiger Typ. Ich muss nicht die Millionen verdienen, um glücklich zu sein. Ich definiere mich nicht über Geld.

Ende 2017 hatten Sie den FC zu einem katastrophalen Zeitpunkt übernommen.

Ja, mit drei Punkten. Am Ende hatten wir 19 Punkte mehr.

Als Resultat stand aber der Abstieg. Hätten Sie im Nachhinein betrachtet doch etwas anders machen können?

Ja, wir hätten nicht jede Partie zum Endspiel ausrufen sollen. Wir hätten auch mal mit einem Punkt zufrieden sein sollen, um etwas den Druck herauszunehmen. Gegen Ende der Saison, als es immer enger wurde, haben wir vor allem versucht, die Stimmung hochzuhalten. Ich denke, wir hätten eher unsere fußballerische Linie durchziehen sollen. Daraus habe ich gelernt.

Fühlen Sie sich dann von Ex-Sportchef Armin Veh abserviert?

Nein, Armin und ich haben auch danach gut zusammenarbeitet.

Ihr Nachfolger wurde dann Ihr Großcousin. Lange gehalten hat sich Markus Anfang beim FC aber auch nicht.

Wir haben kein enges, aber ein gutes Verhältnis. Vom Profi-Bereich bin ich zu weit weg, um beurteilen zu können, warum es so gelaufen ist. Natürlich war es bitter für Markus, als Tabellenführer gehen zu müssen. Das Geschäft ist manchmal einfach unheimlich schnelllebig. Aber es kann auch richtig schön sein. Deshalb bin ich stolz auf meine Zeit bei den Profis.

Das Gespräch führteLars Werner