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Wechsel in der Spitze1. FC Köln trennt sich von Geschäftsführer

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Philipp Türoff, Christian Keller und Markus Rejek bildeten in den vergangenen Jahren die Dreier-Geschäftsführung des 1. FC Köln.

Philipp Türoff, Christian Keller und Markus Rejek (v.l.) bildeten in den vergangenen Jahren die Dreier-Geschäftsführung des 1. FC Köln.

Der 56-Jährige arbeitete seit November 2022 für den 1. FC Köln, zuvor hatte er unter anderem bei Borussia Dortmund, 1860 München und Arminia Bielefeld gewirkt.

Der 1. FC Köln vollzieht einen Wechsel in der Geschäftsführung. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ trennen sich Klub und Marketing-Chef Markus Rejek. Der 56-Jährige war seit 2022 einer von drei Geschäftsführern des 1. FC Köln, sein Vertrag am Geißbockheim wäre noch bis Sommer 2025 gelaufen, wird aber nicht verlängert. Dem Vernehmen nach wird Rejek vorerst beim FC bleiben, um Projekte zu beenden. Grund der Trennung seien „persönliche Gründe“, hieß es.

Der FC hatte noch in der vergangenen Woche eine tiefgreifende Veränderung verkündet: Man werde den Vertrag mit Vermarkter Infront, der im Jahr 2026 ausgelaufen wäre, nicht verlängern. Die Partnerschaft war im Jahr 2014 geschlossen worden und hatte dem Klub rund 400 Millionen Euro eingebracht. Zuletzt hatten sich zahlreiche Schwergewichte der Branche darum bemüht, den 1. FC Köln künftig vermarkten zu dürfen und neben großzügigen Vertragsangeboten auch lukrative Abschluss-Zahlungen in Aussicht gestellt. Doch die Kölner hatten sich dazu entschlossen, die Vermarktung künftig im eigenen Haus zu organisieren. Rejek hatte bereits erklärt, diese Maßnahme sei Teil der Strategie.

Die Kölner versuchen, ohne Investor im Profifußball erfolgreich zu sein, dafür hat der Vorstand ein Wachstumsprogramm aufgelegt, zu dem neben der Eigenvermarktung zählt, dass der Verein seit dieser Saison das Catering im Stadion selbst organisiert. Nach den Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre war der Klub nun in der Lage, auf einen Abschlussbonus zu verzichten und künftig Marketingverträge abschließen zu können, ohne Provisionen an einen Partner zahlen zu müssen.

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Insgesamt waren die Marketingerlöse zwar zuletzt gestiegen, um mehr als 20 Prozent. Außerdem eröffnete der neue Pachtvertrag für das Stadion den Kölnern neue Möglichkeiten, da sie neue VIP-Bereiche erschließen konnten. Doch offenbar ist der Vorstand nicht umfassend zufrieden mit dem Fortschritt des Plans, der vor dreieinhalb Jahren unter dem Namen „Matchplan“ gestartet wurde und darauf angelegt war, innerhalb von sieben Jahren 25 Millionen Euro Mehreinnahmen pro Jahr zu erwirtschaften.

Catering-Einnahmen, verbesserte Abschlüsse mit Sponsoren, dazu die Erlöse aus den Spieltagen, die auch durch teils drastische Erhöhungen der Ticketpreise erzielt wurden. Der 1. FC Köln hat tüchtig an den Schrauben gedreht – und liegt doch nur etwa bei der Hälfte dessen, was man sich aus dem Matchplan versprochen hatte. Vor allem die Erlöse aus der Internationalisierung liegen weit hinter dem, was man sich ausgemalt hatte. Das überrascht nur bedingt, die Planungen waren einst mit viel Skepsis begleitet worden. Der FC-Vorstand ist noch bis Herbst 2025 gewählt. Die Aussichten des Präsidiums um Werner Wolf auf eine erneute Nominierung sind jedoch gering.

Christian Keller und Markus Rejek sollen wegen ihrer sehr unterschiedlichen Ansätze immer wieder Konflikte gehabt haben.

Christian Keller und Markus Rejek sollen wegen ihrer sehr unterschiedlichen Ansätze immer wieder Konflikte gehabt haben.

Ob das nun am Wirken des Marketing-Geschäftsführers liegt oder daran, dass der Plan überambitioniert war und vor allem angesichts des Abstiegs schwer gebremst wurde, sei dahingestellt. Im Ergebnis steht die Trennung vom Geschäftsführer nach nur zwei Jahren, was etwas viel Fluktuation. Klar ist auch, dass Rejek und sein Kollege Christian Keller nie wirklich zueinandergefunden haben. Die beiden Geschäftsführer arbeiten vollends unterschiedlich. Während Keller ein Mann der Protokolle und Präsentationen ist, pflegt Rejek den kreativen Ansatz des Marketingexperten.

Sowohl Rejek als auch Keller waren bei ihren vorherigen Stationen schon als kaufmännische Geschäftsführer in der Verantwortung, offenbar gab es auch Unklarheiten über den Zuschnitt der jeweiligen Aufgabenbereiche. Im Geißbockheim heißt es, Keller habe in den Gesprächen über seine Zukunft beim FC deutlich gemacht, nach Möglichkeit nicht weiter mit Rejek zusammenarbeiten zu wollen.

Dass die Geschlossenheit in der Geschäftsführung nur noch begrenzt gegeben war, äußerte sich zuletzt möglicherweise in einem weiteren Detail: Der Verein hatte sich große Mühe gegeben, Christian Kellers Vertragslaufzeit geheimzuhalten. Dann aber war die Information an die „Sport Bild“ geraten, Keller sei nur noch bis Februar 2025 an den FC gebunden. Vor zwei Wochen hatte der Klub dann rasch die Vertragsverlängerung mit Keller vollzogen und bekanntgegeben. Diese Art Unruhe durch Indiskretionen entsteht in einem Verein nur, wenn die Spitze streitet. Offenbar hat man auch deshalb die Trennung von Rejek vollzogen.