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Spektakel in StuttgartKölner Oscar Otte ist Deutschlands neuer Tennis-Liebling

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Oscarbild

Oscar Otte

Stuttgart/Köln – Tennis-Profi Oscar Otte hat im Alter von fast 29 Jahren einen Rollenwechsel vollzogen, an den er noch vor wenigen Monaten selbst nicht geglaubt hätte. Aus dem Qualifikanten ist ein Hoffnungsträger geworden. Aus dem Überraschungsgast eine Attraktion.

Das Halbfinale von Stuttgart gegen Matteo Berrettini war ein Rasentennis-Spektakel, dem am Samstag nur der dritte Satz fehlte. Otte zwang den Wimbledon-Finalisten des Jahres 2021 in zwei Tiebreaks, in denen Kleinigkeiten entschieden. So verlor der Kölner mit einer Leistung, die aktuell gegen fast alle anderen Spieler der Welt auf Rasen zu einem Sieg gereicht hätte.

Der Lohn war das Lob der versammelten Fachwelt und eine weitere persönliche Höchstplatzierung in der Weltrangliste, die ihn ab Montag voraussichtlich auf Platz 50 oder besser führen wird. „Mein Motto ist: Immer weiter. Dem ordne ich alles unter. Der momentane Erfolg ist das Produkt harter Arbeit“, sagte Oscar Otte in Stuttgart.

Oscar Otte feiert größten Erfolg seiner Tennis-Karriere

Obwohl ihm im Viertelfinale die Verletzung des Italieners Benjamin Bonzi ein Freiticket in die Runde der letzten Vier bescherte, hatte sich der Kölner den großen Auftritt in Stuttgart verdient. Sein Zweisatz-Sieg im Achtelfinale über den Kanadier Denis Shapovalov (Nr. 16 der Weltrangliste), Wimbledon-Halbfinalist des Vorjahres, war der wertvollste Erfolg seiner sozusagen zweiten Karriere als Tennis-Profi.

Wie schon beim Sandplatz-Turnier in München hatte Otte am Stuttgarter Weißenhof die Rolle des deutschen Hoffnungsträgers übernommen und mühelos ausgefüllt. Als ranghöchster deutscher Spieler in Abwesenheit des schwerer verletzten Stars Alexander Zverev unterhielt er das Publikum mit seinem intuitiven Spiel, das sich vom gleichförmigen Power-Tennis der Weltspitze deutlich unterscheidet. Aufschlagstärke und Returnqualität besaß der langjährige Spitzenspieler von Rot-Weiss Köln schon immer. Die nötige körperliche Fitness hat er sich aber erst im vergleichsweise hohen Profi-Alter in der Essener Trainingsgruppe um Peter Moraing angeeignet.

Oscar Otte lässt Publikum an seinem Gefühlsleben teilhaben

Damit ist Otte jetzt in der Lage, Top-Spielern in langen Matches zu widerstehen und sie mit seinen typischen Rhythmuswechseln und seinem Touch zu bezwingen. Dazu überzeugt seine frische und ehrliche Art, mit der er das Publikum an seinem Gefühlsleben teilnehmen lässt.

Zwar hat den Kölner die Niederlage gegen Berrettini nach vergebenem Satzball im ersten Durchgang sehr geärgert, aber es waren oft Niederlagen, die ihn auf ein neues Niveau gebracht haben. Die unglücklich verlorenen Fünfsatz-Schlachten des Jahres 2021 gegen Alexander Zverev (French Open) und Andy Murray (Wimbledon) haben ihm gezeigt, dass die zur Gewohnheit gewordene Tingelei auf den kleinen Turnieren dieser Tennis-Welt kein Schicksal, sondern womöglich die Verschwendung seltenen Talentes war. Andy Murray hat ihm nach dem Drama von Wimbledon gesagt: „Mach genau so weiter, dann kommen die Ergebnisse von selbst.“

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In Halle/Westfalen wartet beim ATP-500-Turnier bereits die nächste Herausforderung. Oscar Otte spielt als deutscher Top Act gegen den Serben Miomir Kecmanovic, Nummer 31 der Welt. Vor ein paar Wochen wäre der Kölner noch Außenseiter gewesen. Jetzt ist er es nicht mehr.