Beim 0:0 in Niedersachsen konnte der Trainer wichtige Kräfte für das Rückspiel in der Europa League bei Union St. Gilloise schonen.
Bayer 04 hakt Wolfsburg abFür Xabi Alonso zählt nur noch der Europapokal
Es gibt Termine vor Terminen, die man einfach nur irgendwie überstehen will. Wurzelbehandlung am Tag vor der Führerscheinprüfung zum Beispiel. Oder Führerscheinprüfung am Tag vor der Hochzeit. So einen Termin hatten die Fußballer von Bayer 04 Leverkusen am Sonntag in Wolfsburg. Das Spiel bei der vielleicht humorlosesten, unangenehmsten und körperlichsten Mannschaft der Bundesliga vier Tage vor dem ersten großen Höhepunkt der Saison.
Als die Angelegenheit mit einem schmucklosen 0:0 einigermaßen unfallfrei beendet war, wären die Leverkusener am liebsten kollektiv in einen Transporter gestiegen und hätte sich sofort nach Hause beamen lassen. Aber so etwas gibt es gar nicht außerhalb von Science-Fiction-Geschichten. So mussten die Gedanken vorauseilen zu diesem großen Spiel gegen Union St. Gilloise am Donnerstag in Brüssel.
„Das Wichtigste ist, dass sich keiner verletzt hat“, erklärte der erfahrene Torhüter Lukas Hradecky nach dem Spiel. Darüber, was der erste Punkteverlust in der Liga nach fünf Siegen in Folge dort bedeutet, wollte sich keiner viele Gedanken machen. Dass Platz sechs gefestigt ist, Wolfsburg auf vier Punkte Abstand gehalten wurde, der ersehnte vierte Platz und die Champions-League-Qualifikation nun aber wieder sieben Punkte entfernt ist, spielte für die Gemütsverfassung keine große Rolle. Der Traum vom Halbfinale der Europa League ist viel größer. Und hier könnte die Königsklasse mit dem Gesamtsieg in vier Spielen erreicht werden.
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St. Gilloise schont fast das gesamte A-Team
Deshalb war es logisch, dass Trainer Xabi Alonso im Duell der Werksklubs auf fünf Positionen rotierte und vor allem Jungstar Florian Wirtz die erste Stunde ersparte. Auch der zuletzt hervorragende Abwehrchef Jonathan Tah wurde ebenso draußen gelassen wie Amine Adli. Denn St. Gilloise, das wusste alle, würde es beim zeitgleichen Spiel in der belgischen Liga gegen den Tabellenletzten Seraing ebenso machen. Tatsächlich saßen sieben Mann des Teams, das in Leverkusen ein 1:1 erkämpft hatte, auf der Bank, während die B-Vertretung 2:1 gewann.
Obwohl im Lotto-Park zu Anderlecht am Donnerstag nicht das echte Endspiel um die Europa League stattfindet, wird es für den Verlierer das Endspiel sein. Die Erfahrenen in Leverkusen haben viel mehr Erfahrung im Umgang mit unerfüllten Sehnsüchten als ihr Trainer Xabi Alonso, der seine Karriere vornehmlich mit dem Gewinnen großer Titel verbrachte, und als Weltmeister, Europameister und vielfacher Landesmeister und Pokalsieger wissen müsste, wie es geht.
„Jetzt Vollgas. Wir haben eine Superchance auf das Halbfinale“, sagte der Spanier vor dem Viertelfinal-Duell in der Europa League mit dem belgischen Club Union Saint-Gilloise am Donnerstag. „Wir haben alle eine große Motivation.“
Über den arbeitsintensiven Abend in Wolfsburg musste der Trainer nicht mehr viele Worte verlieren. Beide Mannschaften hatten Chancen für drei Punkte, allerdings nicht so viele, dass ein Team am Ende traurig dem Sieg hinterhertrauerte. „Wenn du nicht gewinnen kannst, darfst du eben nicht verlieren“, erklärte Xabi Alonso nüchtern.
Dieser Satz wird insbesondere für die reguläre Spielzeit des Europa-League-Viertelfinalrückspiels am Donnerstag gelten. Gegen die muskelbepackte und taktisch extrem disziplinierte belgische Überraschungsmannschaft wird es nach dem 1:1 im Hinspiel ohne Geduld nicht gehen. Und wie Elfmeterschießen funktioniert, hat die Werkself im Achtelfinal-Rückspiel von Monaco gelernt.
Nachdem der unangenehme Termin in Wolfsburg ohne Schaden abgehakt war, sprach Geschäftsführer Simon Rolfes noch einmal aus, was alle dachten: „Wir wollen in Belgien weiterkommen. Das ist das Einzige, was zählt.“