AboAbonnieren

Bayer 04 in der KriseKlubchef Fernando Carro stellt sich vor Trainer Seoane

Lesezeit 4 Minuten
bayer04niederlagehoffenheim

Viertes Pflichtspiel, vierte Niederlage: Bayer 04 Leverkusen steckt in der Krise.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat auch das vierte Saisonspiel in Folge verloren. Die Werkself unterlag der TSG Hoffenheim in jeder Hinsicht verdient mit 0:3 Toren. Damit ist die Mannschaft so schlecht in die Saison gestartet wie keine Bayer-Mannschaft je zuvor. Vier Niederlagen in Folge sind ein Tiefpunkt der Klubgeschichte.

Dennoch stellte sich Klubchef Fernando Carro demonstrativ vor den angeschlagenen Trainer Gerardo Seoane. „Gerardo Seoane ist der richtige Trainer. Davon sind wir hundertprozentig überzeugt. Wir haben großes Vertrauen in diese Konstellation. Natürlich ist es seine Aufgabe, aber auch die der ganzen Mannschaft und von uns allen, die in der Verantwortung stehen, da gemeinsam rauszukommen“, äußerte sich Carro am Sonntag gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Tore

Das 0:1 in der neunten Minute beginnt mit einem Ballverlust von Azmoun im Mittelfeld. Rutter spielt den Ball ans rechte Strafraumeck, wo eine in der Bundesliga seltene Kombination beginnt. Baumgartner und Prömel inszenieren einen ungestörten Doppelpass. Baumgartner entscheidet sich mit dem Rücken zum Tor dafür, den Ball mit der Hacke an Lukas Hradecky vorbei ins Tor zu schießen. Es ist das vierte Mal in Folge, dass die Werkself in dieser Saison in den ersten zehn Minuten in Rückstand gerät.

Das 0:2 in der 35. Minute entspringt wieder einem Fehler von Azmoun, der im Mittelfeld 30 Meter lang hinter Ozan Kabak her rennt, ohne entweder den Ball zu gewinnen oder die Aktion zu unterbrechen. Der frühere Schalke darf dann in Ruhe flanken und findet den Kopf von Andrej Kramaric, der bequem ins leere Tor nicken kann, weil Schlussmann Lukas Hradecky unter der Flanke hindurchgeflogen war.

Vier Minuten später scheint die Entscheidung schon gefallen, als Rutter den Leverkusener Edmund Tapsoba sozusagen auf dem Bierdeckel narrt und dann mit einem Pass durch die Beine von Hradecky den Mitspieler Skov findet, der einschießt. Im Glauben, es stehe 0:3, stellen sich alle wieder auf. Aber der VAR pfeift alle wieder zurück. Ein Foul von Kabak an Hlozek, das dem vermeintlichen Tor vorausging, 21 Sekunden zuvor, entwertet angeblich die ganze Szene. Grenzwertige Entscheidung. Es bleibt beim 0:2.

Das dritte Tor fällt schließlich tief in der zweiten Halbzeit. Georginio Rutter schließt in der 78. Minute einen Angriff mit einem sagenhaften Linksschuss in den linken Torwinkel ab. Das zweite Traumtor des Tages.

Das war gut

Bei Bayer 04 wie schon die gesamte Saison hindurch verlässlich nur der Anhang. Die Fans hatten ihr Team zurecht mit Pfiffen in die Halbzeit geschickt und nach dem Schlusspfiff schweigend die Begegnung mit den Spielern akzeptiert. Nachdem Hradecky und Andrich im direkten Gespräch Asche auf ihre Häupter schütteten und versprachen, sich künftig für den Klub zu zerreißen, schallte es durch die Kurve: „Bayer 04, Bayer 04“. Das war allerdings das einzig Gute im Namen der Werkself.

Das war schlecht

Nach Niederlagen durch Überheblichkeit (Elversberg), Pech (Dortmund), Schusseligkeit (Augsburg) verlor Bayer 04 dieses Spiel aufgrund eines durchgehenden, anhaltenden, kollektiven Spielversagens. Wie es so oft geschieht, wenn aus sogenannten Ergebniskrisen tiefe fußballerische Krisen werden. Alle Basisdinge wurden schlecht gemacht. Jeder Spieler schien vor allem im Kampf gegen sich selbst. Und jeder einzelne hat ihn am Ende auch verloren.

Mann des Spiels

Georginio Rutter, der französische Stürmer mit Hang zu spektakulären Aktionen. Er war praktisch an allen gefährlichen Situationen beteiligt und belohnte sich mit einem fulminanten Schuss zum 3:0.

Moment des Spiels

Nach dem Abpfiff der ersten Halbzeit trotteten alle Leverkusener Spieler mit tief hängenden Köpfen in die Kabine. Als hätten sie sich gewünscht, dass sie gerade den Schlusspfiff gehört hätten.

Das sagten die Trainer

Gerardo Seoane (Bayer 04 Leverkusen): „Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situationen, die Mannschaft, aber auch ich als Trainer. Der Mannschaft hat heute das Selbstvertrauen gefehlt, wir müssen alles dafür tun, gemeinsam aus dieser Krise zu kommen.“

André Breitenreiter (TSG Hoffenheim): „Ein verdienter Sieg und eine gute Leistung meiner Mannschaft. Ich bleibe jedoch sowohl nach Niederlagen als auch nach Siegen auf dem Boden. Es gibt für uns keinen Grund, abzuheben.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Das sagen wir

Was nach den ersten drei Niederlagen der Saison abzusehen war, ist im vierten Spiel eingetreten. Aus unzureichenden Ergebnissen, für die es eine Vielzahl von Erklärungen wie mangelndes Glück und schlechte Chancenverwertung gab, ist eine handfeste Krise geworden. Der Tabellendritte der Vorsaison, Teilnehmer der Champions-League-Gruppenphase, ist völlig aus der Spur geraten. Es stellt sich in Teilen des Kaders sogar die Qualitätsfrage. Nie zuvor hat Bayer 04 vier Pflichtspiele in Folge verloren. Das zeigt den Anspruch des Werksklubs. Es wird für alle Beteiligten sehr gefährlich.