Leverkusen – Inmitten der vielen braunen und verdorrten einstigen Grünflächen wirkt Leverkusens perfekt gewässerter Trainingsplatz zu Füßen der Bay-Arena wie eine grüne Oase. Gebührend entspannt war am Dienstagvormittag auch die Stimmung bei den Oasen-Bewohnern – den Spielern, Betreuern und dem Trainerteam von Bayer 04. Ein Zuschauer, der irgendwie von den vergangenen zweieinhalb Wochen nichts mitbekommen haben könnte, wäre nicht auf die Idee gekommen, dass hier die im DFB-Pokal blamierte und am Ende der Bundesliga-Tabelle rangierende Werkself den katastrophalen Saisonstart aufarbeitet.
Doch Trainer Gerardo Seoane möchte es genau so. Der Schweizer hält nichts von langem Hadern über schlechte Leistungen oder harscher und lauter Kritik, die ein Zeichen nach innen wie außen setzen könnte. „Die Mannschaft geht mit der Situation richtig um. Sie lebt die Enttäuschung. Aber sie verarbeitet sie auch am freien Tag und richtet den Blick dann nach vorne“, sagt Seoane.
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Seine betonte Gelassenheit kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bayer 04 Baustellen in fast allen Mannschaftsteilen hat: Die Stürmer, die das Tor nicht treffen. Das Mittelfeld, das kaum Ideen liefert. Und die Defensive, die sich reihenweise Aussetzer leistet. In der Abwehr ist die Position des Linksverteidigers herauszuheben. Sie ist durch Mitchel Bakker, Piero Hincapie und Daley Sinkgraven in der Theorie gleich dreifach prominent besetzt. Doch konnte sich in der Praxis keiner der Profis durch Leistung fest spielen.
Bakker, vor einem Jahr für sieben Millionen Euro von Paris Saint-Germain verpflichtet, ist durch seine Schnelligkeit und Physis in der Lage, taktische Defizite auszugleichen – wenn sich diese Aussetzer in Grenzen halten. Doch das ist saisonübergreifend schon seit der vergangenen Rückrunde nicht mehr der Fall. Bakker steht regelmäßig viel zu offensiv und produziert durch Leichtsinns-Dribblings Ballverluste – so war der Niederländer gegen Elversberg (3:4) und zuletzt in der Liga gegen Augsburg (1:2) nicht weniger als ein Sicherheitsrisiko für Bayer 04.
Rechtslastiges Spiel von Bayer 04
Am Samstag hatte Bakker derart chaotisch begonnen, dass Seoane frühzeitig den deutlich defensiveren Ersatzmann Hincapie zum Warmmachen schickte. „Ich habe gedacht: Wenn er mit der Situation nicht klarkommt, dann muss ich handeln. Obwohl ich bin kein Freund davon bin, solche Entscheidungen zu treffen. Das hat auch mit Vertrauen dem Spieler gegenüber zu tun“, berichtet Seoane. „Mitch hat sich dann etwas stabilisiert.“
Am Samstag ist die TSG Hoffenheim zu Gast in Leverkusen (15.30 Uhr/Sky). Da Trainer Seoane hinten links eigentlich zu einer Reaktion gezwungen ist, dürfte Hincapie die erste Wahl für die Startelf sein. In Normalform kann der Ecuadorianer seine Seite gut abdichten, verirrt sich aber selten hinter die Mittellinie. Gift für das dank der Kombination aus Jeremie Frimpong und Moussa Diaby ohnehin rechtslastige Leverkusener Spiel.
Samstag gegen die TSG Hoffenheim
Der Niederländer Sinkgraven hat dennoch nur Außenseiterchancen bei Seoane, selbst wenn im Vergleich zu Bakkers Auftritt gegen Augsburg nicht mehr viel Luft nach unten ist. „Vielleicht behandele ich Daley von allen Spielern am wenigsten gerecht“, räumt Seoane ein: „Weil ich neben ihm auf der Position mit Bakker und Hincapie zwei Spieler habe, die ein enorm großes Potenzial haben.“ Doch Sinkgraven, der den Klub bei einem passenden Angebot verlassen darf, trainiere immer gut, betont Seoane. Und kommt zu dem Ergebnis: „Es ist offen.“
Für den Trainer gilt bei der Personal-Auswahl das, was er als entscheidend für seine Spieler auf dem Rasen ausgegeben hat: „Es geht darum, auf dem Platz gute Entscheidungen zu treffen. Das ist übergeordnet. Wenn das Momentum nicht auf deiner Seite ist, dann werden die kleinen Fehler in der Regel bestraft.“
Sollten Trainer und Mannschaft weiter so viele schlechte Entscheidungen treffen wie sie es bislang taten, dürfte es bald ungemütlich in der Leverkusener Oase werden.