Leverkusen – Viele Wochen lang traf Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga regelmäßig auf Gegner, die einen, zwei oder auch mal vier Tage mehr Zeit nach dem letzten Spiel zur Regeneration hatten.
Es ist das Los einer Mannschaft mit der Dreifachbelastung aus Meisterschaft, DFB- und Europapokal – vor allem, wenn in der Europa League und somit donnerstags gespielt wird. Mit Blick auf die herausragenden Leverkusener Ergebnisse in diesen Wochen hat die Werkself aber stets sehr gut regeneriert. Ohnehin, so formulierte es Trainer Peter Bosz am Freitag, sei die Müdigkeit nach vielen Siegen in Folge kaum zu spüren. Die Annahme, dass Bayer 04 durch die hohe Belastung einen Vorteil haben könnte, würde aber zu weit führen.
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Am Sonntag haben die Kontrahenten nun erstmals ähnliche Voraussetzungen, wenn Leverkusen den zweiten deutschen Europa-League-Überwinterer 1899 Hoffenheim in der Bay-Arena empfängt (18 Uhr/Sky). Hier hat die Werkself gar ein paar Stunden Vorteil – sie spielte am Donnerstag ab 18.55 Uhr gegen Slavia Prag (4:0), während die TSG bis 21 Uhr auf ihre Partie gegen KAA Gent (4:1) warten musste. Parallelen gibt es auch bei der Souveränität des Erreichens der K.o.-Runde, beide Teams wurden Gruppenerster. Bayer 04 Leverkusen gelang mit 21 Treffern ein deutscher Europa-League-Rekord für die Vorrunde. Hoffenheim erzielte zwar vier Tore weniger, holte dafür aber einen Punkt mehr und spielte somit die zweitbeste deutsche Europa-League-Vorrunde. Nur Eintracht Frankfurt war vor zwei Jahren mit sechs Siegen besser.
Corona-Welle bei der TSG
„Sie haben das sehr gut gemacht“, sagte Leverkusens Trainer Bosz durchaus beeindruckt. Alexander Rosen sprach von einer „überragenden Bilanz“. Der TSG-Sportchef weiter: „Unser Trainer Sebastian Hoeneß sagt immer, dass wir diesen Wettbewerb zu unserem Wettbewerb machen wollen. Und genau das hat die Mannschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“
Die Bundesliga konnte Hoffenheim bislang noch nicht zu „ihrem Wettbewerb“ machen, trotz des furiosen 4:1-Sieges gegen einen allerdings auch entkräfteten FC Bayern Ende September. Es folgten Niederlagen gegen Frankfurt und Union Berlin sowie Unentschieden gegen Werder Bremen und Mainz 05. Durch einen Sieg am vergangenen Spieltag gegen Augsburg, dem ersten nach sieben Partien ohne Erfolg, schob sich Hoffenheim zumindest auf Platz zehn. Die Ursache des Tiefs in der Liga ist leicht auszumachen – es hat nichts mit der Arbeit des neuen Trainers mit dem berühmten Namen zu tun. Viel mehr traf die Mannschaft von Coach Hoeneß eine Coronavirus-Welle mit voller Wucht. Zehn Infektionen gab es insgesamt im Profi-Kader, dazu mehrere bei den Betreuern. Zeitweise hatte sich die TSG in Quarantäne begeben und mit dem Training pausiert.
Hoffenheim konnte Stammkräfte schonen
Diese Krise ist vorerst ausgestanden, in der Europa League hatte Trainer Hoeneß sogar viele Stammkräfte schonen können, ähnlich wie Bosz bei der Werkself. Schlüsse aus dem Gent-Spiel der TSG konnte Leverkusens Coach somit nur wenige ziehen. „So oder so sind wir auf eine Mannschaft vorbereitet, die es uns schwer machen will“, sagte der Niederländer. Von seinem Gegenüber Hoeneß gab es ebenfalls respektvolle Töne, Bayer 04 sei „die Mannschaft der Stunde. Sie haben eine gute Form, sind erster Bayern-Jäger, das sind alles Dinge, die für Leverkusen sprechen. Wir haben eine riesige Aufgabe.“