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Kommentar

Harte Arbeit statt Leichtigkeit
Bayer 04 Leverkusen hat sein Erfolgsrezept den Umständen angepasst

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Lesezeit 3 Minuten
10.12.2024, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Fußball: Champions League, Bayer Leverkusen - Inter Mailand, Vorrunde, 6. Spieltag, BayArena. Leverkusens Granit Xhaka winkt nach dem Spiel den Fans. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Vorarbeiter des Werksklubs: Mittelfeldstratege Granit Xhaka

Die Werkself eilt wieder von Sieg zu Sieg. Mit etwas Anlauf ist die Mannschaft von Xabi Alonso in der Saison angekommen – und hat Tempo aufgenommen.

In der Champions League auf bestem Weg in Richtung Achtelfinale. Im DFB-Pokal den schärfsten Konkurrenten ausgeschaltet und Topfavorit unter den letzten Acht. Und in der Bundesliga immerhin auf Tuchfühlung mit Tabellenplatz zwei. Das Zwischenzeugnis von Bayer 04 Leverkusen Mitte Dezember, kurz vor dem Ende der Hinrunde, kann sich sehen lassen – gerade, wenn man die diversen sportlichen und personellen Tiefschläge der vergangenen Monate betrachtet: Die Werkself hatte nach Führungen reihenweise Punkte verschenkt und mehrere Leistungsträger verletzungsbedingt verloren. Doch die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hat Mittel und Wege gefunden, diese Widrigkeiten zu überwinden.

Die Doublesaison ohne Bundesliga-Niederlage wurde gedanklich inzwischen zu den Akten gelegt. Denn wie Bayer 04 in diesen sagenhaften Monaten Spiele gewann, lässt sich weder auf taktischer noch auf mentaler Ebene ausreichend erklären. Für eine ganze Saison war es schlicht ein Gesetz, dass die Werkself irgendwie am Ende doch noch jubelt – egal gegen wen, egal wo. Der mit Abstand größte Erfolg der Vereinshistorie war die logische Konsequenz.

Bayer 04 Leverkusen ist lange noch nicht satt

Doch in jeder Sportart findet jede Erfolgsserie irgendwann ein Ende. Die Selbstverständlichkeit, mit umfassendem Selbstvertrauen in ein Spiel zu gehen und es zu gewinnen, geht verloren. Der Körper meldet sich und verlangt nach Ruhe, Schmerzen lassen sich nicht mehr mit einem Dauer-Bombardement von Glücksgefühlen betäuben. Und letztlich findet die Konkurrenz gegen jede noch so fantastisch aufspielende Mannschaft eine Herangehensweise, die den Erfolg der Seriensieger ausbremst. Mit all diesen Widerständen hatte Bayer 04 Leverkusen seit Beginn der Saison 2024/25 zu kämpfen. Plötzlich griffen nicht mehr alle Zahnräder auf magische Weise ineinander. Es kriselte unterm Bayer-Kreuz.

Wie Xabi Alonso und seine Mannschaft aus diesem Tal den Weg zurück nach oben und in den Kreis der Titelanwärter fanden, beweist die Leverkusener Entwicklung der vergangenen Monate. Fußballerisch ist vieles noch nicht wieder auf dem Niveau der Vorsaison. Statt Leichtigkeit und Lust am Spiel wirken die Auftritte der Werkself in der Regel wie harte Arbeit – sowohl im Pokal gegen München (1:0), als auch in der Liga gegen St. Pauli (2:1) oder jüngst in der Champions League gegen Inter Mailand (1:0). Bayer 04 bewies jeweils Geduld und haderte nicht mit seinem Spiel, selbst wenn bis vor wenigen Monaten selbstverständliche Dinge nicht auf Anhieb gelangen.

Mit etwas Anlauf ist Bayer 04 in der Saison angekommen

Auch eine Erfolgssättigung ist nicht zu erkennen. Sonst hätte sich Leverkusen am Dienstagabend mit dem 0:0, auf das es die Italiener unzweifelhaft angelegt hatten, zufriedengegeben – und niemand hätte sich beschwert. Xabi Alonsos Handschrift hat sich allerdings zu tief in den Kern der Mannschaft eingeprägt, um den Erfolgshunger einfach so loszuwerden. Nach sechs Pflichtspielsiegen in Serie lässt sich festhalten: Mit etwas Anlauf ist Bayer 04 Leverkusen in seiner ersten Saison als Gejagter angekommen und hat nun jenes Tempo aufgenommen, das es braucht, um wieder als Erster die Ziellinie zu überqueren.