Leverkusen – Die wichtigsten Zahlen stimmen: drei Spiele, sieben Zähler. Seitdem Hannes Wolf das Traineramt bei Bayer 04 übernommen hat, punktet die Werkself konstanter. Die Chancen, den Europapokal-Platz zu halten, haben sich klar verbessert. Sollte Leverkusen 2021/22 erneut international spielen, wird man am Ende einer insgesamt verkorksten Saison einigermaßen zufrieden sein bei Bayer 04. Doch die drei Spiele gegen die fußballerisch limitierten Teams Schalke (2:1), Hoffenheim (0:0) und zuletzt Köln (3:0) haben gezeigt: Der Preis für die Stabilisierung war hoch.
Leverkusen hat sich durch den Trainerwechsel von Peter Bosz auf Hannes Wolf von seiner fußballerischen Identität verabschiedet. Vom offensiven und begeisternden Ansatz, mit dem sich Bayer 04 in der Vergangenheit immer wieder geschmückt hatte, war zuletzt kaum noch etwas zu sehen. Wolf hat der Werkself das Kunstvolle ausgetrieben und es vorerst durch etwas Rustikales und vergleichsweise Unansehnliches ersetzt. Gegen den Abstiegskandidaten aus Köln hatte Bayer 04 nur vier nennenswerte Torchancen und verteidigte in der zweiten Halbzeit tief mit einer Fünferkette.
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Angekündigt wurde etwas anderes. „Hannes steht für einen Fußball, den wir bei Bayer 04 spielen wollen: intensiv, offensiv, aggressiv, attraktiv. Und natürlich erfolgreich“, hatte Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes bei Wolfs Verpflichtung vor etwa einem Monat erklärt. Erfolgreich gegen Abstiegskandidaten ist der 40 Jahre alte Trainer mit Leverkusen – auf alles andere wartete man bislang vergebens. Dazu täuscht das klare Ergebnis gegen den FC über die vielen defensiven Unzulänglichkeiten der Werkself hinweg, die eigentlich überwunden schienen.
Diaby und Bailey glänzen
Das 3:0 im Derby kam vor allem dank der gravierenden Kölner Offensivschwäche und der individuellen Klasse von Moussa Diaby und Leon Bailey zustande. Der Franzose hatte dem Jamaikaner das 1:0 aufgelegt (5.). Beim 2:0 revanchierte sich Bailey bei seinem Flügel-Partner Diaby (51.). Der 3:0-Endstand gelang Bailey nach einem furiosen Solo durch die Kölner Defensive (76.). Allerdings hätte zu diesem Zeitpunkt ein Gegner mit bundesliga-tauglicher Offensive wohl bereits zwei Tore gegen Leverkusen erzielt. Gerade auf den Außenverteidiger-Positionen hat Bayer 04 abermals große Probleme offenbart. Tin Jedvaj, gegen Hoffenheim noch einer von Leverkusens stärksten Profis, wurde rechts nach desolater erster Halbzeit erlöst und die Lücke durch die Umstellung auf eine Dreier- (mit Ball) bzw. Fünferkette (ohne Ball) geschlossen. Die defensiven Defizite Wendells werden in Leverkusen inzwischen wohl Trainer-übergreifend akzeptiert. Und Charles Aránguiz konnte der Trainerwechsel bislang nicht von der ihn offensichtlich geistig und körperlich bremsenden Last befreien.
Wirtz-Einsatz gegen die Bayern offen
„Es waren in unserem Spiel einige Unsauberkeiten. Gegen Bayern im nächsten Spiel können wir uns das nicht erlauben. Da müssen wir uns verbessern“, kritisierte Torhüter Lukas Hradecky. Trainer Wolf sagte: „Wir mussten beißen. Und es ist wichtig, dass wir gebissen haben.“ Das alleine wird in den nächsten Wochen allerdings nicht reichen, die Werkself muss sich deutlich steigern. Denn die kommenden Gegner sind von einem anderen Kaliber als die vergangenen drei. Auf Leverkusen wartet im Saisonendspurt noch der FC Bayern, Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, Union Berlin und Borussia Dortmund.
Immerhin könnte Bayer 04 am Dienstag in München (20.30 Uhr/Sky) wieder Regisseur Florian Wirtz zur Verfügung stehen. Der 17-Jährige war im Derby gegen seinen Ausbildungsverein 1.FC Köln kurzfristig aufgrund von Adduktorenproblemen ausgefallen. „Eine Prognose ist schwer abzugeben. Wir müssen schauen, ob wir das bis Dienstag hinbekommen“, sagte Trainer Wolf. „Flo hat nach dem Abschlusstraining im Bereich Hüftbeuger muskulär reagiert. Das MRT ist schon gemacht, da war nichts zu sehen.“