Leverkusen – Hinter Simon Rolfes liegen anstrengende Tage. Federführend war Bayer 04 Leverkusens Sportdirektor an der Suche nach einem neuen Trainer für die Werkself beteiligt. Nachdem man sich mit der Option Hannes Wolf nicht anfreunden konnte und Edin Terzic schon bei Eintracht Frankfurt sah, entschied sich Bayers Chefetage für Gerardo Seoane – mit dem Erfolgscoach des dominanten Schweizer Meisters Young Boys Bern hatte sich Rolfes ohnehin am intensivsten auseinandergesetzt.
„Das erste Gespräch ist, ohne ins Detail zu gehen, schon einige Wochen her“, berichtet Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Gerardo hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Art, wie er Fußball spielen lässt und wie er kommuniziert – das alles ist überzeugend.“ Seoane hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben und kann – inklusive Bonuszahlungen – etwa zwei Millionen Euro Ablöse kosten. Der 42-Jährige soll nun endlich dafür sorgen, dass sich die hohen Leverkusener Ansprüche mehr mit der Realität decken als in den vergangenen Jahren. „Wir wollen in der nächsten Saison versuchen, anders als in diesem Jahr, das Maximum herauszuholen“, sagt Ex-Profi Rolfes.
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Dafür ist gerade in der Defensive eine Generalüberholung der Werkself nötig. Lukas Hradecky im Tor, Edmond Tapsoba in der Innenverteidigung sowie ein fitter Charles Aránguiz im defensiven Mittelfeld sind die einzig unumstößlichen Ankerpunkte der Hintermannschaft, drumherum gibt es nach dem Karriereende der Bender-Brüder keine fest vergebenen Plätze. Rolfes kündigt externe Verstärkungen zum Füllen der Lücke an, aber nicht nur. „Vor allem kommt so etwas auch immer aus dem Kader heraus. Da wird niemand von heute auf morgen der »neue Lars Bender« sein. Aber wenn Persönlichkeiten wie er oder Sven einen Kader verlassen, dann ist es zwangsläufig so, dass einige Spieler einen Schritt nach vorne machen müssen – auf dem Platz und in der Kabine.“ Exequiel Palacios ist einer der Kandidaten, von denen sich Rolfes einen Leistungssprung erhofft. „Ihm traue ich künftig zu, mehr Einfluss zu nehmen“, sagt der Sportdirektor. Klar sei aber auch: „Lars und Sven Bender sind nicht als diese Führungsfiguren auf die Welt gekommen. Und Lars war auch noch nicht dieser fertige Spieler, als er 2009 nach Leverkusen gewechselt ist. So etwas entwickelt sich.“
Dragovic wird wohl nach Belgrad wechseln
Um Kapazitäten für Neuzugänge zu schaffen, werden einige Profis Leverkusen verlassen. Rolfes bestätigte, dass das Spiel am Samstag in Dortmund (15.30 Uhr/Sky) das letzte von Aleksandar Dragovic für Bayer 04 sein wird. Der Vertrag des österreichischen Innenverteidigers läuft aus. „Er hat es in den letzten Wochen noch einmal gut gemacht. Aber es gab auch Phasen, wo er nicht so viel gespielt hat. Und für ihn war es immer wichtig, eine große Rolle in der Mannschaft zu spielen und viele Einsätze zu haben. Das war bei uns nicht immer der Fall“, sagt Rolfes. Der 1. FC Köln ist am ablösefreien Dragovic interessiert, dem 30-Jährigen liegt auch ein Angebot von Roter Stern Belgrad vor. Ein Wechsel nach Serbien ist wahrscheinlicher als zum FC.
Derweil bemüht sich Rolfes um einen Verbleib von Santiago Arias. Bayer 04 hatte den kolumbianischen Rechtsverteidiger im vergangenen Sommer für ein Jahr von Atlético Madrid ausgeliehen. Nach einem ersten ansprechenden Auftritt in der Bundesliga hatte sich Arias auf einer Länderspiel-Reise einen Beinbruch zugezogen. Weil er deshalb auf keinen weiteren Einsatz für Leverkusen kam, endet das Leih-Geschäft Ende Juni. „Ich bin mit Atlético im engen Austausch“, sagt Rolfes. „Wir klären, ob es eine Konstellation geben kann, die für beide Seiten interessant ist. Es hängt natürlich viel davon ab, wie seine Fitness ist und wann er wieder spielen kann. Das sind alles noch offene Fragen. Ausgeschlossen ist es aber nicht, dass er zum Beispiel noch ein Jahr ausgeliehen wird.“