Durch das 2:1 gegen Frankfurt festigt Leverkusens Position in der Bundesliga-Spitzengruppe - und nimmt Rückenwind mit.
„Das habe ich nicht direkt so erwartet“Hradecky mit Sonderlob für Wirtz nach Bayer-04-Sieg
Im Bauch der Bay-Arena gab es am späten Samstagnachmittag zunächst nur ein Thema: War die Aktion von Jonathan Tah an Hugo Ekitiké in der Schlussminute der Partie zwischen Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt elfmeterwürdig oder nicht? Beide Seiten fühlten sich dabei in dieser Diskussion absolut im Recht. Die Frankfurter waren sich einig: klarer Elfmeter. Die Leverkusener waren ebenso entschlossen in ihrer Haltung: kein Strafstoß. Schiedsrichter Felix Brych und Videoassistent Günter Perl hatten auf Weiterspielen entschieden und so endete diese richtungweisende Partie mit 2:1 (1:1) für die Werkself.
„Leider sind nicht alle in Topform gewesen. Ich schätze Felix Brych sehr, aber heute war das nicht gut“, sagte ein sichtlich angefressener Eintracht-Coach Dino Toppmöller. Zwei Stühle weiter saß sein Kollege Xabi Alonso, der dieser Einschätzung nicht folgen wollte: „Ich sehe es total anders. Es war für mich eine sehr, sehr intelligente Aktion von Jona. Ich erwarte diese gute Aktion von ihm. Er hatte den richtigen Kontakt. Ekitiké hat das nicht erwartet und war ein bisschen instabil.“
Die Aktion, als Tah nach katastrophalem Fehler von Lukas Hradecky Stürmer Hugo Ekitiké in der Luft mit dem Arm weggedrängt und ihn so beim freien Kopfball ins leere Tor gestört hatte, war nicht die einzig strittige Situation an diesem Nachmittag gewesen. Schon in der ersten Halbzeit rief VAR Perl den Hauptschiedsrichter zwei Mal an den Bildschirm. Beide Male entschied Brych auf Elfmeter. Auch diese vermeintlichen Foulspiele waren nicht zwingend eindeutig – vor allem der erste von Dina Ebimbe an Amine Adli. Was die Frankfurter Verstimmung nach der Partie natürlich noch verstärkte.
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Dabei hatte dieser erste Strafstoßpfiff keinerlei positive Auswirkungen für die Hausherren. Denn Victor Boniface trat an und schoss den Ball kläglich in die Arme von Keeper Kevin Trapp. Und der nächste Rückschlag für Leverkusen folgte kurze Zeit später. Denn Frankfurts Omar Marmoush zeigte, wie man einen Elfmeter sicher verwandelt und schoss den Ball hart und platziert knapp neben den linken Pfosten ins Eck zur 1:0-Führung. Es wäre nicht ganz abwegig gewesen, zu glauben, dass dieser Spielverlauf nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Kiel vor der Länderspielphase den Leverkusenern sehr zusetzen würde. Doch die Köpfe der Meisterspieler blieben klar. Die Werkself brach nicht in sich zusammen, sondern spielte weiter mit viel Ballbesitz nach vorn. Der Lohn war der Ausgleich noch vor der Halbzeitpause nach einem herrlichen Doppelpass zwischen Robert Andrich und Martin Terrier. Den Abschluss platzierte der deutsche Nationalspieler ebenso präzise neben den Pfosten wie Marmoush zuvor.
Nach dem Seitenwechsel dominierte Bayer die Partie vollends, Frankfurt konnte sich kaum noch befreien. Entscheidend für den Spielausgang war dann die Einwechslung von Florian Wirtz, der nach einer Kapselverletzung im rechten Sprunggelenk noch nicht bereit für 90 Minuten gewesen war. „Ich weiß natürlich auch, was er die drei, vier Tage hier durchgemacht hat mit Physios und vielem Reha-Training, so dass er auf dem Platz stehen konnte“, sagte Hradecky mit Hochachtung vor der Disziplin des 21-jährigen Jungstars. „Dass er ohne Angst auch in die Duelle geht und die Bälle gewinnt, das habe ich nicht direkt so erwartet. Aber natürlich ist klar, dass er den Unterschied ausmacht.“
Xabi Alonso mit Lob für Victor Boniface
Und so war es ein Flügellauf von Wirtz über die rechte Seite und eine scharfe Hereingabe, die den Siegtreffer einleitete. Trapp versuchte den Ball mit einer unorthodoxen Rettungsaktion zu entschärfen, doch die Kugel landete auf dem Kopf von Victor Boniface, der zum 2:1-Siegtreffer einnickte. Dem Stürmer war zuvor rein gar nichts gelungen, doch Alonso hielt an ihm fest, wechselte ihn nicht aus und wurde dafür belohnt. „Ich glaube, gegen Boniface ist es immer unangenehm für jeden Verteidiger“, sagte Alonso. „Ich habe ihm vertraut. Er gibt uns viel, auch um den Ball vorne zu halten. Und am Ende macht er das Siegtor. Das ist für mich genug.“
Der Trainer ist sich bewusst, dass diese drei Punkte enorm wichtig sind. Zunächst setzte sich Bayer 04 damit in der Spitzengruppe der Bundesliga fest. Und – fast noch wichtiger – dieser Sieg kann einen Schub geben für die kommenden drei Englischen Wochen bis zur nächsten Länderspielphase im November. „Wir wissen, dass es ein guter Moment für uns ist, dieses Gefühl zu haben, zu Hause stark zu spielen“, sagte Alonso. „Wir haben große Mentalität und Energie gezeigt, von einem 0:1 und einem verschossenen Elfmeter zurückzukommen. Am Ende haben wir die letzten Minuten zusammengehalten, es war wichtig, drei Punkte zu Hause zu behalten. Ich glaube, es ist ein Sieg, auf den wir aufbauen können.“
Die nächste Aufgabe wartet am Mittwoch in der Champions League in Guingamp gegen Stade Brest (18.45 Uhr, Dazn). Die Franzosen haben wie Leverkusen an den ersten beiden Spieltagen in der Königsklasse Siege eingefahren. Am Samstag geht es dann in der Bundesliga bei Werder Bremen (18.30 Uhr, Sky) weiter.