Bayer Leverkusen geht mit großem Respekt in die Aufgabe beim Aufsteiger am Samstagnachmittag.
„Er ist ein Top-Mensch und ein Top-Coach“Xabi Alonso schwärmt vor Duell mit Heidenheim von Frank Schmidt
Fußballromantiker rümpfen, wenn es um den 1. FC Heidenheim geht, mitunter die Nase. Ein Klub, der – so sagt man – nur dank der lokalen Großsponsoren Voith und Hartmann in der Beletage des deutschen Fußballs mitmischen darf, habe dort eigentlich nichts zu suchen. Dabei sitzt doch die personifizierte Fußballromantik genau dort auf der Trainerbank: Frank Schmidt. Der 50-Jährige übernahm die Trainerstelle in Heidenheim 2007 in der fünften Liga und ist mittlerweile Rekordhalter als dienstältester Trainer in der Bundesliga-Geschichte.
Am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) kommt es an der Brenz zum Topspiel der beiden Teams der Stunde in der Bundesliga. Heidenheim ist mittlerweile acht Spiele ohne Niederlage und tastet sich als Aufsteiger tatsächlich an die Europapokalplätze heran. Ein Abstieg scheint mittlerweile ausgeschlossen. Als Gast kommt Bayer 04 Leverkusen, das bei einem Sieg oder Unentschieden zum 32. Mal in dieser Saison in Serie ungeschlagen bleiben und damit den Ligarekord des FC Bayern aus der Saison 2019/2020 einstellen würde.
Auf der Bank beim Tabellenführer sitzt Xabi Alonso. Und wenn der Spanier beginnt über Heidenheim und Frank Schmidt zu sprechen, beginnen die Augen zu glänzen. „Heidenheim macht Vieles sehr stark“, sagt der Spanier. „Frank Schmidt hat große Leidenschaft, die er auf sein Team überträgt. Es ist vielleicht das schwerste Auswärtsspiel dieser Saison.“ Nach dem 5:2-Sieg der Leverkusener im Hinspiel hatte Schmidt seinem Trainerkollegen seine Biografie „Unkaputtbar - mein Leben, mein Fußball, mein Verein“ übergeben.
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Xabi Alonso liest Biografie von Frank Schmidt
Vor dem Wiedersehen erzählt Alonso: „Ich habe sie nicht komplett gelesen, aber ich habe reingelesen. Seine Geschichte ist kurios. So viele Jahre als Trainer bei einem Klub ist nicht normal im Fußball. Ich bewundere ihn und wünsche ihm alles Gute. Im Spiel am Samstag sind wir Gegner, aber er ist ein Top-Mensch und ein Top-Coach.“
Die Bewunderung ist keine Einbahnstraße. Schmidt betont vor dem Rückspiel: „Man muss ja bloß die Vita von Xabi Alonso anschauen, da bin ich ein ganz, ganz, ganz, ganz kleines Licht. Da gegenüberzustehen als Trainer ist definitiv was Besonderes. Als Trainer steht er kurz davor, sich noch einmal zu steigern. Als Spieler hatte er unfassbaren Erfolg. Das muss man sich alles auf der Zunge zergehen lassen. Da muss ich sagen, zwischen meiner und seiner Karriere – da liegt ein Universum dazwischen.“
Und dennoch wollen die Heidenheimer dem Titelaspiranten nicht nur einen großen Kampf bieten, sondern auch spielerisch überzeugen, um ihre Heimbilanz mit nur zwei Niederlagen aus zehn Auftritten auf der Ostalb weiter aufzuhübschen. „Wir haben zu Hause schon gezeigt, dass wir den vermeintlich großen Favoriten ein Bein stellen können“, sagt Schmidt. „Wir werden alles versuchen. Da musst du entweder-oder spielen. In der Mitte gibt es nicht viel. Da kannst du auch schnell mal chancenlos sein. Wir haben einen Plan. Entscheidend ist, dass wir das leben.“
Leverkusen hingegen will sich nach der Topspielwoche mit den Siegen im Pokal gegen Stuttgart (3:2) und in der Liga gegen Verfolger Bayern München (3:0) keine Blöße geben. Alonso glaubt nicht, dass seine Spieler die Aufgabe unterschätzen könnten. „Wir haben genug Zeit gehabt, um die ganze Woche über das kommende Spiel zu sprechen“, betont der Bayer-Coach. „Wir wissen, jedes Spiel ist wichtig – wir haben noch 13 Spiele. Davon wollen wir jedes gewinnen. Wir haben den nächsten Block vor uns und haben eine klare Zielsetzung.“ Eine besondere Warnung gibt der 42-Jährige seinem Team auch noch mit auf den Weg: „Niklas Beste ist womöglich der beste Standardschütze der Liga.“ Diese Aussage will etwas heißen, wenn man selbst Alejandro Grimaldo im Kader hat.
Mit in Heidenheim dabei sein wird auch Odilon Kossounou, der als Afrika-Cup-Sieger mit der Elfenbeinküste am Donnerstag wieder zur Leverkusener Mannschaft gestoßen ist und am Freitag beim Abschlusstraining dabei war. Er wird im Kader stehen, die Startelf könnte aber noch zu früh kommen – zumal die Konkurrenz zuletzt stark spielte. Nicht mit dabei ist hingegen Exequiel Palacios, der sich weiter von einer Muskelverletzung erholen muss. „Er braucht noch etwas Zeit. Mit dem Zeitpunkt seiner Rückkehr wollen wir intelligent umgehen“, betont Alonso. Gleiches gelte für die Langzeitverletzten Arthur und Victor Boniface: „Ich glaube, sie können uns im Saisonendspurt helfen. Sie arbeiten hart und erholen sich gut.“
Heidenheim: Müller, Busch, Mainka, Gimber, Föhrenbach - Maloney - Dinkci, Schöppner, Beste - Kleindienst, Pieringer; Bayer Leverkusen: Hradecky - Stanisic, Tah, Hincapie - Frimpong, Andrich, Xhaka, Grimaldo - Hofmann, Wirtz, Schick; Schiedsrichter: Osmers (Hannover).