Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Champions LeagueLeverkusen muss im Hit gegen FC Bayern auf Nationalspieler verzichten

Lesezeit 5 Minuten
Kiels Andu Kelati (r) setzt sich gegen Leverkusens Robert Andrich (l) und Florian Wirtz durch.

Kiels Andu Kelati (r) setzt sich gegen Leverkusens Robert Andrich (l) und Florian Wirtz durch.

Karl-Heinz Rummenigge sieht Leverkusen als Bayerns Hauptkonkurrenten, nachdem sie Dortmund abgelöst haben, während beide Teams aufs Champions-League-Viertelfinale hoffen.

El Clásico – das Spiel zwischen den beiden ruhmreichsten und besten spanischen Mannschaften, Real Madrid und FC Barcelona, zieht jährlich weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Das deutsche Pendant, der Bundesliga-Klassiker, waren über Jahre hinweg die Begegnungen zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund.

Karl-Heinz Rummenigge, früherer Vorstandschef und jetziges Aufsichtsratsmitglied beim Rekordmeister ist allerdings davon überzeugt, dass es eine neue Rangfolge im deutschen Fußball und einen neuen Straßenfeger gibt – und mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. „Leverkusen hat Borussia Dortmund inzwischen abgelöst, ganz klar. Das wird die Mannschaft sein, die uns wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren am meisten national fordern wird“, sagte der 69-Jährige in der vergangenen Woche. Am Mittwoch kommt es zum nächsten direkten Aufeinandertreffen der Teams – allerdings nicht in der Bundesliga, sondern erstmalig in der Champions League (21 Uhr, Dazn) im Achtelfinalhinspiel in München.

Bei Bayer 04 ist man sich der neuen Rolle in Fußballdeutschland durchaus bewusst. Man nimmt sie an und will sie mit Leben füllen. „Bayern gegen Bayer 04. Wir haben uns diesen Platz verdient, und es ist eines der interessantesten Duelle in dieser Runde“, schrieb Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer 04 bei „LinkedIn“. „Es wird unserer Marke und unserer Klubkultur erneut enorme Aufmerksamkeit verschaffen. Hier geht's nicht nur um Fußball – es geht auch um Ambitionen und das Wachstum des gesamten Vereins.“

Alles zum Thema Florian Wirtz

Leverkusen hat sechsmal nicht gegen Bayern verloren

Leverkusen hat sich vom belächelten Werksklub zum beachteten Topklub – auch international – entwickelt. Der Doublesieg aus Meisterschaft und DFB-Pokal im vergangenen Jahr ließ die Wachstumszahlen in allen Bereichen des Vereins explodieren. Wie nah Bayer 04 an den FC Bayern herangerückt ist, belegt vor allem die sportliche Statistik: Keines der vergangenen sechs Duelle verlor Leverkusen (drei Siege, drei Remis). Im vergangenen Herbst warf die Werkself die Münchner in ihrem eigenen Stadion aus dem DFB-Pokal (1:0). „In letzter Zeit haben wir in diesen Begegnungen stark ausgesehen, aber natürlich müssen wir ihre Qualität respektieren – als Team, als Klub und als Marke“, schrieb Carro. „Wir wissen, was uns erwartet. Wir wissen, worum es geht, und wir freuen uns sehr darauf.“

Auch in München gibt man zu Protokoll, dass man sich auf die Aufgabe freue. Doch der Druck ist für den Tabellendritten der Vorsaison ungleich höher. „Deshalb ist dieses Achtelfinale so wichtig“, betonte Rummenigge. „In der Champions League könnte uns ein Weiterkommen gegen Leverkusen den entscheidenden Schub Richtung Finale geben.“ Denn da wollen die Bayern unbedingt hin. Das Endspiel am 31. Mai wird in der heimischen Allianz Arena ausgetragen. Die Münchner wollen an diesem Tag ihr Trauma vom bisher letzten „Finale dahoam“, das 2011 gegen den FC Chelsea in den Sand gesetzt wurde, überwinden. Bayerns Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld tut sich schwer, eine Prognose für das Achtelfinale zu wagen. „Es ist schwer, einen Tipp abzugeben, weil das Duell wirklich völlig offen ist und es keinen Favoriten gibt. Die Tagesform wird entscheiden, auch wenn das platt klingt“, sagte der 76-Jährige der „Bild“. „Wir können uns auf jeden Fall auf zwei Weltklasse-Teams freuen, obwohl ich mich schon geärgert habe, dass sie schon im Achtelfinale aufeinandertreffen.“

Bei all der Lobhudelei ist Bayer 04 sehr darauf bedacht, die Favoritenrolle vor den Spielen am Mittwoch und kommenden Dienstag in Leverkusen (21 Uhr) dann doch weit von sich zu schieben. „Wenn Bayern München national nicht Favorit ist, dann ist das was Neues für mich. Es sind ja zwei deutsche Mannschaften gegeneinander, oder?“, entgegnete Sportgeschäftsführer Simon Rolfes auf die Favoritenfrage. Und Trainer Xabi Alonso betonte: „Es ist das Härteste für uns – Champions League in München gegen die beste Mannschaft in Deutschland. Wir sind in einem guten Moment und werden es versuchen. Aber wir sind nicht dumm, zu denken, dass wir der Favorit sind. Wir sind nicht „stupid“. Wir wissen, dass wir gegen den FC Bayern spielen, sie haben die Champions League fünfmal gewonnen. Wir müssen großen Respekt haben, es sind zwei Spiele, aber wir bleiben cool.“

Edmond Tapsoba dabei, Robert Andrich fällt aus

Der Trainer kann dabei wieder auf Edmond Tapsoba zurückgreifen, der beim 4:1 bei Eintracht Frankfurt am Samstag noch mit Oberschenkelproblemen ausgefallen war. Dafür ist Robert Andrich erkrankt und konnte die Fahrt nach München am Dienstag nicht mitantreten. Viele Augen werden sich hingegen auf Andrichs Nationalmannschaftskollegen Florian Wirtz und Jamal Musiala richten. Rummenigge hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, als er Wirtz als „besten Fußballer Deutschlands“ bezeichnete und eben nicht Bayerns Musiala. Rolfes entgegnete mit breitem Grinsen: „Das macht mit mir gar nichts, das ist seine Aussage und der werde ich mit Sicherheit nicht widersprechen.“

Fußballgenie Wirtz ist Teil einer Leverkusener Gruppe, die in München bei Zweikämpfen und Diskussionen mit dem Schiedsrichter aufpassen muss. Wirtz, Granit Xhaka, Jeremie Frimpong und Aleix Garcia haben in dieser Champions-League-Saison jeweils bereits zwei Gelbe Karten gesehen, eine weitere würde eine Sperre nach sich ziehen. „Da musst du auch intelligent sein, musst clever spielen, dich nicht provozieren lassen, erwachsen und reif spielen, das ist logisch“, sagte Rolfes. Besonders Wirtz und Xhaka sollen natürlich dabei sein, wenn am kommenden Dienstag in der Bay-Arena die Entscheidung über den Einzug ins Viertelfinale fallen wird.

Bei acht Punkten Rückstand in der Bundesliga zehn Spieltage vor Saisonende scheint die Meisterschaft kaum noch realistisch für die Leverkusener. Das wäre aber sicher zu verschmerzen, wenn man den großen Konkurrenten dafür aus Pokal und Champions League werfen würde.

München: Neuer - Laimer, Upamecano, Kim, Davies - Kimmich, Goretzka - Olise, Musiala, Coman - Kane.Leverkusen: Kovar - Mukiele, Tah, Tapsoba, Hincapie - Xhaka, Palacios - Frimpong, Wirtz, Grimaldo - Tella.Schiedsrichter: Michael Oliver (England)