Düsseldorf – Der Traum ist aus, mal wieder. Mit hängenden Köpfen verließen Profis und Verantwortliche von Bayer 04 Leverkusen den Innenraum der Düsseldorfer Arena. Der Werksklub wird die Saison 2019/20 titellos beenden, das ist seit Montagabend 22.55 Uhr Gewissheit. Bayer 04 unterlag im Viertelfinale der Europa League dem italienischen Vize-Meister Inter Mailand 1:2 (1:2).
Für den Bundesliga-Fünften und Verlierer des DFB-Pokalfinals ist somit ebenfalls klar, dass die Saison 2020/21 ohne ruhm- und geldreiche Abende in der Champions League gespielt werden muss. Im weiteren Verlauf des NRW-Finalturniers werden nach dem Leverkusener Aus deutsche Mannschaften keine Rolle mehr spielen. Inter trifft am nächsten Montag in Düsseldorf im Halbfinale auf den FC Basel oder Schachtar Donezk. Zwei den Namen nach auch für Bayer 04 Leverkusen machbare Gegner. Doch zielführend sind solche Überlegungen nicht mehr.
Drei Änderungen im Vergleich zu Glasgow
Im Vergleich zum 1:0-Sieg im Achtelfinal-Rückspiel gegen die Glasgow Rangers hatte Trainer Peter Bosz drei Positionen seiner Startelf geändert. Einmal, weil er es so wollte: Kerem Demirbay ersetzte den 17-jährigen Florian Wirtz im offensiven Mittelfeld. Und zweimal, weil er musste.
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Für den gelbgesperrten Strategen Charles Aránguiz rückte Julian Baumgartlinger ins Team. Kurz vor Anpfiff meldete sich dann Abwehrchef Sven Bender mit muskulären Problemen ab, Jonathan Tah kam für ihn zum Einsatz. Mit seinem kompakten Mittelfeldzentrum um Baumgartlinger, Demirbay und Exequiel Palacios wollte Bosz für viel Ballbesitz und Dominanz sorgen.
Inter nutzt Bayers schwache Anfangsphase
Der Plan ging in der Anfangsphase allerdings überhaupt nicht auf. Leverkusen hatte zwar viel Ballbesitz – allerdings nur rund um den eigenen Sechzehnmeterraum. Die Versuche, das Spiel geordnet und mit Kurzpässen aufzubauen, wurden immer wieder durch leichte Fehler torpediert. Inter Mailand zeigte diese Schwächen nicht, nutzte aber die von Bayer 04 konsequent aus. In der 15. Minute traf Nicolò Barella sehenswert mit dem rechten Außenrist ins linke untere Eck, nachdem Daley Sinkgraven den ersten Abschluss noch abblocken konnte.
Die Werkself wirkte in den folgenden Momenten wie erstarrt und schien sich ihrem Schicksal ohne Gegenwehr frühzeitig zu ergeben. Das 2:0 war die logische Folge: Romelu Lukaku wurde flach im Strafraum angespielt. Knapp sechs Meter sowie Edmond Tapsoba und Lukas Hradecky trennten den beeindruckend wuchtigen Belgier von Leverkusens Tor. Vor Probleme stellte das Lukaku nicht, er drehte sich mit Ball um den Innenverteidiger herum und traf zum 2:0 (21.). Das Fehlen von Aránguiz und Sven Bender war spürbar.
Havertz trifft zum Anschluss
Nur Momente später rannte der Belgier nach simpler Passstafette allein auf Hradecky zu. Trainer Bosz drehte sich in Erwartung des 3:0 und der Entscheidung genervt vom Spielfeld weg und verpasste, wie sein Keeper stark parierte und Bayer 04 vor dem Beginn einer großen Demütigung bewahrte. Mehr noch: Denn wenig später kam Leverkusen mit der ersten Offensivaktion zum Anschluss. Kai Havertz traf nach Doppelpass mit Kevin Volland (24.). Es waren die ersten Minuten der Partie, die für Bayer 04 liefen. Der spanische Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande nahm einen vermeintlich durch Sinkgraven verursachten Handelfmeter nach Studium des Videomaterials zurück. Leverkusen ging nach schlimmer Anfangsphase und etwas besseren Minuten mit einem 1:2 und weiter realistischen Chancen auf das Halbfinale in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie offen. Bayer 04 zeigte jenen Mut, den sie im Vorfeld angekündigt hatten. Angeführt vom stärker werdenden Havertz kam mehr Struktur ins Spiel, auch wenn große Chancen fehlten. Demirbay sorgte nach einer Stunde mit einem Distanzschuss für Gefahr, den Samir Hadanovic aber entschärfen konnte. Bosz wechselte offensiv, brachte Leon Bailey, um für mehr Gefahr über die Außenbahnen zu sorgen. Doch eröffnete das auch Mailand wieder mehr Räume. Es fielen nach und nach alle taktischen Fesseln, Hradecky hielt sein Team mehrfach mit guten Paraden in der Verlosung. Auf der anderen Seite flog Havertz ein einer starken Bailey-Flanke vorbei. Schreie der Erleichterung hallten von der Mailänder Bank durch die leere Arena. Was Leverkusen einmal mehr fehlte, war ein Zielspieler im Strafraum – in der Schlussphase segelten viele Flanken ins Nichts. Inter behielt die Ruhe und hätte fast noch einen Elfmeter bekommen, der allerdings wieder zurückgenommen wurde.
Mailand: Handanovic - Godin, de Vrij, Bastoni -(84. Skriniar) d'Ambrosio (59. Moses), Barella, Brozovic, Gagliardini (59, Eriksen), Young - Lukaku, Martinez (64. Sanchez). – Leverkusen: Hradecky - Lars Bender (85. Bellarabi), Tah, Tapsoba, Sinkgraven (68. Wendell) - Baumgartlinger (68. Amiri) - Palacios (59. Bailey), Demirbay - Havertz, Diaby - Volland (85. Alario). - Schiedsrichter: Del Cerro Grande (Spanien). – Tore: 1:0 de Vrij (15.), 2:0 Lukaku (21.), 2:1 Havertz (25.).