Leipzig/Leverkusen – Es lagen fast alle Zutaten für eine Pokalüberraschung bereit am Samstagnachmittag im Leipziger Bruno-Plache-Stadion. Favorit Bayer 04 Leverkusen hatte komplizierte Wochen in der Sommervorbereitung voller Rückschläge und schlechter Leistungen hinter sich bringen müssen. Im ohnehin ausgedünnten Kader fehlte in Florian Wirtz kurzfristig noch der wichtigste Offensivspieler verletzungsbedingt, dazu ergab sich die Viererkette aus dem letzten Aufgebot an Abwehrspielern. In der Nacht vor dem Erstrundenduell hatte es gar eine Bombendrohung gegen das Leverkusener Hotel gegeben.
Auf der anderen Seite stand der bis in die Haarspitzen motivierte Regionalligist Lokomotive Leipzig schon im Meisterschaftsbetrieb und bot dem prominenten Gast einen Empfang auf holprigem Geläuf vor 6185 Zuschauern. Doch schaffte es der dreimalige DDR-Vizemeister und Europapokal-Finalist von 1987 nicht, diese Zutaten zum eigenen Vorteil zu verrühren – in der dritten Minute schoss Leipzigs Maik Salewski freistehend übers Leverkusener Tor. Von da an lief alles zugunsten der Werkself.
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Nach Standard-Toren von Kerem Demirbay (5./Foulelefmeter und 87./Freistoß) sowie Karim Bellarabis Treffer aus Abseitsposition im Anschluss an eine Ecke (14.) gelang Bayer 04 ein souveräner 3:0 (2:0)-Sieg in der ersten Pokalrunde. Glänzen konnte und musste Leverkusen nicht beim Viertligisten. Es reichte die Effektivität nach Standardsituationen und ein bisschen Glück in den wenigen Druckphasen der Leipziger. Nach dem geglückten Pflichtspiel-Debüt war aus der Stimme von Trainer Gerardo Seoane eine Mixtur aus Zufriedenheit und Erleichterung zu entnehmen. „Die Mannschaft hat die Aufgabe mit der nötigen Ernsthaftigkeit angenommen. Mit ein bisschen Glück haben wir das Spiel dann schnell in die richtige Bahn lenken können“, sagte der Schweizer. „Wir sind uns bewusst, dass wir noch nicht auf dem Stand sind, den es braucht, um ein gutes Bundesliga-Spiel zu machen. Aber wir haben noch eine Woche Zeit.“
„Schwachstelle im Adduktorenbereich“ bei Florian Wirtz
Diese Zeit wird Seoane wohl vor allem mit den Überlegungen verbringen, wie seine Startelf am kommenden Samstag bei Union Berlin aussehen könnte. Zwar wird Jonathan Tah nach seiner Sperre im Pokal zurückkehren, doch fällt Bellarabi aus, der Flügelstürmer musste in Leipzig nach starker Anfangsphase mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Hinzu kommen Edmond Tapsoba (Syndesmoseriss), Timothy Fosu-Mensah (Kreuzbandriss), Lucas Alario (Muskelfaserriss) sowie Brasiliens Goldmedaillengewinner Paulinho. In Leipzig war die Not auf den Flügeln so groß, dass Verkaufskandidat Wendell links offensiv aushelfen musste.
Und nun droht Bayer 04 auch noch der Ausfall von Wirtz. Seoane sprach von einer „Schwachstelle im Adduktorenbereich“ beim 18 Jahre alten Supertalent. „Er ist noch nicht soweit, dass er eine Spielbelastung aushalten kann. Bei ihm herrscht Hoffnung, dass er bald wieder zur Verfügung steht. Aber es ist ein heikler Fall, wir wollen einen längerfristigen Ausfall verhindern“, sagte der Trainer.