Leverkusen – Schüchtern klingt Odilon Kossounou, wenn er das Wort ergreift, um von seinen Zielen mit Bayer 04 Leverkusen in seiner ersten Saison zu berichten. „Ich hoffe, dass auch ich hier die Möglichkeit habe, meine Entwicklung fortzusetzen“, sagt der 20 Jahre alte Ivorer, immerhin Königstransfer des Werksklubs. „Es ist mir eine Ehre, die Farben des Vereins zu vertreten“, erklärt er in verschiedensten Variationen. Er wolle dabei helfen, Bayer 04 dorthin zu führen, wo es hingehört. Ein grundsätzliches „auf jeden Fall Champions League“ kommt dem Innenverteidiger nicht über die Lippen, auch die Europa League habe ein gutes Niveau. Kossounou klingt wie die meisten jungen Fußballer – wobei auf dem Zugang vom FC Brügge noch die 26 Millionen Euro Ablöse lasten.
Sein erster Einsatz über 72 Minuten im Testspiel gegen den FC Utrecht am Mittwoch verlief ordentlich, auch wenn Kossounou die fehlende Abstimmung anzumerken war. „Es war ein tolles Gefühl, das erste Mal mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen“, sagt der Abwehrspieler mit der blond gefärbten Strähne an der linken Schläfe. „Individuell hat er das gezeigt, was wir erwarten. Zweikampfstärke, Dynamik. Aber es fehlt die Bindung zu den Mitspielern“, sagte Trainer Gerardo Seoane nach dem Testspiel, das Bayer 04 nach dreimal 45 Minuten 1:5 verloren hatte, wobei Utrecht die letzten drei Tore gegen eine Leverkusener Jugend-Auswahl erzielte. „Odilon hat ein Training mitgemacht. Wenn jemand neu dazu kommt, braucht das ein bisschen Zeit“, so Seoane.
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Doch ist das ein Problem für Bayer 04 und den Schweizer Coach. Zeit hat der Werksklub kaum. Leverkusens Sommervorbereitung ist von Trainings- und Spielausfällen geprägt, dazu konnte Seoane noch nicht mit seinem vollständigen Kader arbeiten. Wichtige Profis sind bei ihren Nationalteams, verletzt oder noch nicht verpflichtet. Andere sollen abgegeben werden, doch ziehen sich die Verhandlungen in die Länge.
Deshalb ist Kossounou ein schon jetzt unverzichtbarer Baustein für die Verteidigung. Im Pokal-Erstrundenspiel in knapp einer Woche beim Nordost-Regionalligisten Lok Leipzig (7. August/15.30 Uhr) steht neben dem Ivorer nur Panagiotis Retsos als Innenverteidiger zur Verfügung – doch ist der Grieche in Leverkusen seit seinem 17,5-Millionen-Transfer im Sommer 2017 nur eine Notlösung. Beim Bundesliga-Auftakt eine Woche später (14. August/Union Berlin) kehrt zumindest der im Pokal gesperrte Jonathan Tah zurück.
Testspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen
Kossounous Bericht von seiner Zeit in Brügge klingt für einen Spieler seines Alters zwar absolut einleuchtend und verständlich, könnte im Wiederholungsfall für Bayer 04 aber zum Problem werden: „Ich hatte eine Saison, um mich einzugewöhnen. Und in der zweiten konnte ich das zeigen, was ich kann.“ Der Werksklub benötigt eine schnellere Akklimatisierung.
Ein Schritt in diese Richtung soll das dritte und letzte Testspiel der Vorbereitung sein. Nach der coronabedingten Absage von Celta Vigo trifft Bayer 04 am Samstag (14 Uhr) im Ulrich-Haberland-Stadion auf den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen.