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Nach Europa-League-AusHavertz steht vor einem titellosen Abschied aus Leverkusen

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Kai Havertz

  1. Nach dem Ausscheiden aus der Europa League gegen Inter Mailand (1:2) war die Enttäuschung bei Bayer 04 Leverkusen nicht zu übersehen.
  2. Trainer Peter Bosz reagierte mit Galgenhumor, Lars Bender und Jonathan Tah haderten. Einen Titel wird es in dieser Saison nicht geben.
  3. Und Klub-Juwel Kai Havertz will eben jene gewinnen. Dass er das in der kommenden Spielzeit mit einem anderen versucht, wird immer wahrscheinlicher.

Düsseldorf/Leverkusen – Peter Bosz schien in einer Gemütslage irgendwo zwischen genervt und Galgenhumor verfallen, als er am späten Montagabend die erwartbare Frage nach der Zukunft von Kai Havertz beantwortete. War das sein letztes Spiel für Bayer 04? „Ja, ich kann euch mitteilen, dass Kai Havertz nächstes Jahr bei Heracles Almelo spielt“, scherzte der Niederländer nach dem 1:2 gegen Inter Mailand, dem Aus in der Europa League und dem Ende einer abermals titellosen Saison – ohne dabei eine Miene zu verziehen. Es gehört zu Boszs Naturell, sich in Ironie zu stürzen und keinen finsteren Wutausbruch zu produzieren, egal wie tief die Enttäuschung sitzt.

Und sie saß tief nach der Pleite im Viertelfinale, dem nächsten zerplatzten Sommertraum, nach Platz fünf in der Bundesliga und dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern. „Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, ist man natürlich enttäuscht“, sagte Bosz nach dem verdienten Ausscheiden gegen die abgeklärten Italiener um ihre famose Sturm-Kante Romelu Lukaku. „Es war das letzte Spiel. Jetzt realisiert man die Enttäuschung.“

Leverkusens Offensive überfordert

Der Belgier Lukaku, der mit Toren in neun aufeinanderfolgenden Europa-League-Spielen einen Rekord aufstellte, war schon an der Entstehung von Nicolo Barellas 1:0 (15.) beteiligt. Das 2:0 erzielte der 1,91 Meter große und 93 Kilogramm schwere Angreifer selbst, als er sich mühelos am Fünfmeterraum um den hilflosen Edmond Taposoba herumdrehte (21.).

Kai Havertz’ Anschlusstreffer (25.) sorgte zwar noch einmal für Spannung, doch konnte Leverkusens Offensive gegen die Italiener nicht viel mehr ausrichten. Auf der anderen Seite hatte Inter zahlreiche hochkarätige Konterchancen und Aussichten auf zwei Elfmeter, die nach Ansicht der Videobilder zurückgenommen wurden. In großer Gefahr war der Sieg des Mailänder nie.

Enttäuschung bei Bender und Tah

„Wenn man in der Bundesliga bis zum letzten Spieltag um die Qualifikation für die Champions League spielt, das nicht erreicht. Ein Pokalfinale bestreitet, gegen Inter ein Viertelfinale bestreitet, und immer als Verlierer vom Platz geht, ist klar, dass mehr drin war“, haderte Kapitän Lars Bender. Bayer 04 habe schlicht vergessen, sich für eine „weitgehend gute Spielzeit zu belohnen“.

Die Qualifikation für die Europa League sei ein schwacher Trost. Jonathan Tah, der den verletzten Abwehrchef Sven Bender ersetzte, sagte: „Es ist gut, dass wir so weit kommen. Im nächsten Schritt sollte es aber so sein, dass wir es schaffen, solche Spiele auch mal zu gewinnen.“

Wechsel zu Chelsea rückt näher

Genau das möchte auch Kai Havertz, allerdings nicht mit Bayer 04. Zwar schwieg der Nationalspieler nach dem Ausscheiden und auch von der Führungsebene gab es keine neuen Informationen. Doch dürfte klar sein, dass in die Verhandlungen zwischen Leverkusen und dem FC Chelsea als Wunschziel des 21-Jährigen nun Bewegung kommt. Und sollte Bayer 04 ein Angebot aus London zusagen, könnte der Transfer bald über die Bühne gehen.

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„Willkommen Kai“ hatte der niederländische Erstligist Heracles Almelo bereits in Anlehnung an den Scherz seines Ex-Trainers Bosz getwittert. Eine ähnliche, aber ernst gemeinte Formulierung könnte in Kürze vom FC Chelsea kommen. Denn der Zeitplan ist eng im Corona-Sommer.

Die Profis von Bayer 04 haben durch das Europa-League-Aus erneut Urlaub, ehe am 28. August die kurze letzte Phase der Saison-Vorbereitung startet. Am zweiten September-Wochenende steht bereits das Erstrunden-Pokalspiel beim Hamburger Verbandspokalsieger an. Es wird vermutlich der Start der Post-Havertz-Ära.