Köln – Als in der Schlussphase des Pokaldramas gleich mehrere Kieler Spieler mit Krämpfen ins Gras sanken, durfte man sich die Frage stellen, was das wohl erst für eine Schlacht geworden wäre, hätte der FC Bayern diese Zweitrundenpartie wie vorgesehen kurz vor Weihnachten ausgetragen und nicht verlegen lassen, um sich eine Winterpause zu verschaffen und vergleichsweise ausgeruht an die Förde zu reisen. Das Pokalspiel am Mittwoch, es war erst die dritte Partie der Münchner seit dem 19. Dezember. Körperlich war der Meister am Mittwochabend nicht über der Grenze.
Seltsame Entscheidung des DFB
Zwar ist der FC Bayern belasteter als alle anderen Vereine, allein der Sieg in der Champions League hat den Klub einen Großteil des Sommers gekostet. Allerdings beschäftigt der Rekordmeister eben gerade deshalb einen Kader, der rund 30 Mal so teuer ist wie der des Zweitligisten aus Kiel. Dass der DFB der Verlegung zustimmte, hatte dem so beliebten Duell Davids mit Goliath einen großen Teil seines Reizes genommen. Der Kampf des Jungen mit der Schleuder gegen den gewaltigen Philister wird immer wieder bemüht, doch anders als im biblischen Vorbild gewinnt dann meist doch der Riese. Darauf schien auch dieser Mittwochabend zuzusteuern.
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Umso süßer die Sensation im Schneegestöber. Die Münchner sind in der Bundesliga seit Oktober nicht ohne Gegentor geblieben, und obwohl sie zweimal führten, gaben sie die Chance auf das nächste Double noch aus der Hand. Es war das erste Zweitrunden-Aus seit 20 Jahren, die Pleite hatte also eine historische Dimension für die stärkste Fußballmannschaft der Welt. Die Münchner werden nun den Betrieb nicht einstellen, im Gegenteil werden sie sich ihren Aufgaben in Bundesliga und Champions League widmen und im Februar womöglich den Weltpokal gewinnen, bevor sie im Mai wahrscheinlich wieder die Meisterschaft gesichert haben. Aber dieses Aus in Kiel, es wird sie schmerzen. Im gesamten Kalenderjahr 2020 kassierten die Münchner nur eine Niederlage. Mit dem Nach zwei Wochen 2021 sind es nun schon zwei, entsprechend unhöflich geriet der Auftritt des im Erfolg stets so charmanten Thomas Müller am Mikrofon der ARD.
Bartels als perfekter Protagonist
Freuen durfte sich dagegen der Tabellen-Dritte der Zweiten Liga mit seinem großartigen Trainer Ole Werner, der jünger ist als Fin Bartels, sein bester Spieler am Mittwochabend. Bartels, mit 33 Jahren auf der Zielgeraden seiner Karriere, traf nicht nur zum 1:1, sondern entschied auch als sechster Schütze das vielleicht beste Elfmeterschießen seit dem deutschen Auftritt im Viertelfinale der WM 2006 gegen Argentinien.
Der 69 Kilo leichte Bartels – womöglich war er der perfekte Mann, um dieses Duell zu entscheiden.