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Köln, Bayer und CoronaWas Sie zur Bundesliga-Rückrunde wissen müssen

Lesezeit 5 Minuten
Modeste zeigt den Weg

Im Training am Ball: Anthony Modeste

Die Rückrunde der Bundesliga soll am Freitagabend (20.30 Uhr/Dazn und Sat.1) mit dem Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach starten. Findet das Spiel statt?

Der Kampf um dieses Spiel schien bis am Tag zuvor nicht entschieden. Praktisch stündlich ereilten den FC Bayern München neue Verlustmelden vor allem durch positive Corona-Fälle. Alphonso Davies war am Mittwoch der neunte positiv getestete Profi. Allerdings schien eine Absage am Donnerstagmittag vom Tisch. „Wir haben uns die ganze Woche darauf vorbereitet, dass das Spiel stattfindet“, sagte Trainer Julian Nagelsmann, „aktuell gehe ich davon aus, dass ich morgen um 20.30 Uhr in der Allianz Arena an der Seitenlinie stehen werde.“ Nagelsmann räumte ein: „Meine Aufgabe ist es weniger, Statuten zu lesen und Dinge mit der DFL zu diskutieren, sondern mich um die Mannschaft zu kümmern.“ Borussia Mönchengladbach (aktuell vier Fälle) ist ebenfalls nicht coronafrei, aber weit weniger betroffen.

Wie viele Spieler müssen laut DFL-Regularien einsatzfähig sein, damit eine Partie ausgetragen werden kann?

Es müssen mindestens 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen. Zu diesen 15 Akteuren müssen mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart, zählen. Wichtig ist, dass verletzte oder gesperrte Spieler als „zur Verfügung stehend“ gelten, da es sich um sporttypische Sachverhalte handelt. Ein verletzungsbedingter Ausfall etwa von Nationalspieler Leon Goretzka vermindert das Bayern-Kontingent in diesem Fall nicht.

Sind zu Rückrunden-Beginn Zuschauer zugelassen?

Auf den Rängen beginnt das neue Jahr trist. Fast alle Partien finden auf Grundlage der aktuellen Corona-Verordnung als Geisterspiele statt. Den Berliner Sonderweg mit bis zu 3000 Fans bei Freiluftveranstaltungen wie die von Hertha BSC und Union wollen andere Klubs auch ihren Ministerpräsidenten vorschlagen. Große Hoffnung, dass sich am Status quo nach der Bund-Länder-Konferenz am Freitag etwas ändert, gibt es nicht.

Hat Corona auch dem 1. FC Köln Probleme in der kurzen Winterpause bereitet?

Hier die Antwort zum FC:Beim 1. FC Köln erfolgte zum Trainingsstart am 2. Januar das große Aufatmen: Alle PCR-Testungen bei Mannschaft und Stab fielen negativ aus. Das lag vielleicht auch daran, dass die Spieler der mittlerweile komplett immunisierten und geboosterten Mannschaft während des Urlaubs überwiegend auf Fernreisen verzichtet oder einfach etwas Glück hatten. Auch zuvor schon war der FC, der viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leistet, von erstaunlich wenigen Corona-Fällen betroffen. Das heißt aber natürlich nicht, dass beim FC Superkräfte walten. Der 1. FC Köln hat für sich entschieden, Corona-Fälle nicht öffentlich zu machen. Begründung: Wahrung der Persönlichkeitsrechte. Zuletzt galten einige Spieler offiziell als „erkrankt“. Das kann natürlich absolut so sein, denn am Donnerstag trainierten Kingsley Schindler und Sebastian Andersson beispielsweise wieder mit der Mannschaft beziehungsweise individuell, während sich Jorge Meré erkrankt abmeldete.

Und Bayer 04 Leverkusen?

Beim Werksklub hat sich Piero Hincapie während seines Weihnachtsurlaubes in seiner Heimat Ecuador infiziert. Doch konnte der 19-Jährige nach einem negativen PCR-Test die Heimreise antreten und absolvierte bereits am Mittwoch seine erste Trainingseinheit in Leverkusen. Sein Einsatz im Spiel gegen Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) gilt als möglich. Bei Bayer 04 sind alle Profis, Trainer und Betreuer entweder geimpft oder genesen und in großen Teilen geboostert.

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Welche Klubs sind neben den Bayern und Gladbach von Corona-Ausbrüchen betroffen?

RB Leipzig mit am Donnerstag sechs und Hertha BSC Berlin mit vier Fällen sind auch maßgeblich von der Pandemie betroffen. Ein Problem ist, dass trotz verschärfter Hygienevorschriften im Trainingsalltag täglich neue Ansteckungen entstehen können. Eine Situation wie in Spanien, Italien und England, wo regelmäßig Spiele abgesagt und verschoben werden, könnte mit weiter steigenden Omikron-Zahlen auch in Deutschland entstehen. Ein Problem sind für die Klubs die derzeit noch geltenden Quarantäne-Regelungen für die neueste Variante – es ist noch eine 14-tägige Isolation für Infizierte vorgesehen. Für Kontaktpersonen gilt je nach Bundesland eine häusliche Quarantäne von mindestens zehn Tagen, ohne Ausnahme für geimpfte oder genesene Personen. Allerdings wird diese Regelung vermutlich schon am Freitag beim politischen Corona-Gipfel entschärft werden.

Wie hoch ist die Impfquote in der Bundesliga?

Eine genaue Zahl gibt es nicht. Ende Oktober lag die Quote unter den Spielern, Trainern und Betreuern der Bundesliga und Zweiten Liga laut DFL bei über 90 Prozent. Zum Vergleich: In der englischen Premier League lag sie damals bei nur 68 Prozent.

Was ist sportlich von der Rückrunde zu erwarten?

Aller Voraussicht nach kaum Spannung im Titelrennen, selbst wenn der FC Bayern noch einige Wochen mit Personalproblemen zu kämpfen haben sollte. Neun Punkte sind ein komfortables Polster, zumal ähnliche Virus-Ausbrüche auch jederzeit die „Verfolger“ heimsuchen können. Spannender ist der Kampf um die internationalen Plätze. Von Platz zwei bis neun können sich alle Teams dank ihrer Punktzahl Hoffnungen machen. Dahinter RB Leipzig, Wolfsburg und Gladbach dank der individuellen Qualität der Mannschaften. Als Absteiger steht Greuther Fürth mit nur fünf Punkten eigentlich fest. Für die Plätze 16 und 17 gilt ähnliches wie für den Europapokal.

Gibt es prominente Wintertransfers?

Eigentlich nur einen. Alle Klubs müssen wegen der Pandemie sparen – nur der FC Augsburg scheinbar nicht. Der Klub verpflichtete das amerikanische Sturmjuwel Ricardo Pepi vom FC Dallas für die Vereinsrekordsumme von 17,5 Millionen Euro. An dem 18-Jährigen sollen auch die Bayern und Real Madrid interessiert gewesen sein. Der nicht unbedingt als strahlender Bundesligist bekannte FCA konnte sich Pepi wohl dank der Hilfe des US-Milliardärs David Blitzer leisten. Dem US-Investor gehören seit April 2021 45 Prozent der Anteile des FC Augsburg.