Köln – Das Stadion von Rotterdam war leer, als am Dienstagabend die Fußball-Nationalmannschaft der Niederlande in der WM-Qualifikation gegen Norwegen antrat. Da die Coronazahlen in den Niederlanden angestiegen sind, ordnete die Regierung einen Teil-Lockdown an, dazu gehört ein Zuschauerverbot bei Sportveranstaltungen. Zuvor waren für das wichtige Spiel im Stadion De Kuip alle 44.000 Eintrittskarten verkauft worden. Hierzulande herrscht ebenfalls Corona-Alarm, wird es bald auch die deutschen Profisport-Klubs treffen? Müssen auch sie die Rückkehr der Geisterspiele befürchten?
Es wird auf jeden Fall Verschärfungen geben, allerdings (zunächst) wohl keine Geisterspiele. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach sich am Dienstag flächendeckend für eine 2-G-Regel im Freizeitbereich aus, wozu Sport gezählt werden dürfte. Und 2-G-Plus für Karnevalsveranstaltungen, Klubs und ähnliches.
Köln will 2G-Plus in Innenräumen
Der Krisenstab der Stadt Köln hätte es sogar gern noch drastischer. Man wünsche sich, dass die Coronaschutzverordnung des Landes dahingehend verschärft werde, „dass die 2-G-Regel für Freizeitaktivitäten im Freien und die 2-G-Plus-Regel für Freizeitaktivitäten in Innenräumen gelten“ solle, teilte ein Sprecher der Stadt Köln mit.
Beschlossen ist noch nichts. Nach der Ministerpräsidenten-Konferenz mit der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel, die am Donnerstag stattfindet, wird man Genaueres wissen.
Für den 1. FC Köln, der ohnehin nur gegen Corona geimpfte und genesene Zuschauer ins Rhein-Energie-Stadion lässt, wird sich nichts ändern. Wohl aber für die Kölner Haie, die seit dem DEL-Saisonstart Mitte September in allen neun Heimpartien in der Lanxess-Arena die 3-G-Regel praktiziert haben; heißt: Neben Geimpften und Genesenen hatten auch ungeimpfte Menschen Zutritt, sofern sie einen negativen Antigen-Test vorweisen können. Die Ungeimpften werden nun voraussichtlich mit Inkrafttreten einer neuen Verordnung draußen bleiben müssen. Bei 2-G-Plus, sollte es kommen, müssten die Geimpften und Genesenen zusätzlich negativ getestet sein.
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Haie-Geschäftsführer Philipp Walter ist davon nicht begeistert. „3 G hat sich bewährt, unser Konzept ist aufgegangen“, sagte er. „Es funktioniert, unsere Fans verhalten sich verantwortungsvoll.“ Hinweise auf eine Ansteckungsgefahr beim Eishockey gibt es tatsächlich nicht. Auf Nachfrage dieser Zeitung hieß es von Seiten der Stadt Köln: „Dem Gesundheitsamt sind keine gehäuften positiven Fälle im Zusammenhang mit den Spielen der Kölner Haie bekannt.“ Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher verweist darauf, dass die Deutzer Halle eine leistungsstarke Lüftungsanlage hat: „In weniger als einer halben Stunde wird die Luft einmal durch Frischluft ausgetauscht, es ist wie Open Air.“
2G als Existenzfrage für die Haie
Der Zuschauerschnitt der Kölner liegt bei knapp 10.000, damit veranstaltet der DEL-Klub die landesweit meistbesuchten Hallenspiele. 5000 Dauerkarten haben die Haie verkauft. Wie viele Fans bald nicht mehr in die Halle dürfen, kann der Verein nicht beziffern, da ihm der Impfstatus seiner Kunden nicht bekannt ist. Für die wirtschaftliche Situation des KEC, der die vorige Geister-Saison nur dank Spenden seiner Anhänger überleben konnte, sind neue Einschränkungen auf jeden Fall folgenschwer. Der Verein bestreitet seine Einnahmen zu 80 Prozent aus Ticket- und Spieltagerlösen.
Befürchtungen auch im Fußball
Auch im Profi-Fußball macht man sich Gedanken. Am Mittwoch tagt das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga, um die neue Corona-Situation zu erörtern und das weitere Vorgehen zu besprechen. Es gibt Bundesliga-Verantwortliche, die bereits befürchten, dass die Politik noch im Laufe der Hinrunde die Stadion-Kapazitäten wieder begrenzen könnte. Im Moment wenden einige Vereine die 2-G-, andere die 3-G-Regel an. Und man rechnet nun damit, dass 2 G Pflicht wird.
Sollten die Coronazahlen im Winter weiter steigen, könnte es, so die Besorgnis, auf eine 50-prozentige Auslastung der Stadien hinauslaufen – und dies möglicherweise sogar unter 2-G-Plus-Bedingungen. Das wäre Gift für die Vereine. Im Gegensatz zum 1. FC Köln, dessen Fans auch in den schwierigen Corona-Zeiten für ausverkaufte Stadien sorgen, beklagen viele andere Bundesligisten Umsatzverluste, da sie jetzt schon Probleme haben, ihre Ränge zu füllen.
1. FC Köln als Vorreiter bei 2G
Der 1. FC Köln gilt in der Fußball-Bundesliga als Vorreiter in Sachen 2G. Seit Ende August akzeptiert der Klub überhaupt keine Corona-Tests mehr und gewährt nur Geimpften oder Genesenen den Einlass zu den Heimspielen – als erster Verein in der Liga überhaupt. Vorerst ändert sich daher für den FC mit dem NRW-Beschluss zu 2G nichts. „Wir haben bislang keine konkreten Hinweise aus dem Gesundheitsamt, dass wir etwas an unseren Hygienekonzepten für Heimspiele im Rheinenergiestadion ändern müssen“, sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle auf Nachfrage.
Sollte es tatsächlich zu einer Maßnahme wie 2-G-Plus kommen, müsste der FC seine Prozesse anpassen. „Wir müssten erst die technische Umsetzbarkeit prüfen, grundsätzlich erscheint das aber möglich. Wir müssten die Einlasssituation ändern, neben dem Impfnachweis auch den QR-Code des Tests kontrollieren und die Drehkreuze entsprechend anders programmieren“, sagte Wehrle „allerdings wäre das natürlich insgesamt eine ziemliche Herausforderung.“
Bayer 04 Leverkusen praktiziert wie der 1. FC Köln seit Monaten konsequent 2 G für sein Publikum und sieht dieses Modell nicht gefährdet. Auch hier gab es bis Dienstag keine neuen Rückmeldungen vom Gesundheitsamt. Zum Spiel gegen den VfL Bochum dürften am Samstag 29542 Zuschauer Einlass finden. Daran wird sich auch nach der Konferenz der Ministerpräsidenten am Donnerstag nichts ändern. (FN, LW)