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Vor Spiel in KrefeldFragen und Antworten zum Kellerderby der Kölner Haie

Lesezeit 4 Minuten
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2:0 für Augsburg - Haie-Torwart Wesslau und Zach Sill (r.) sind konsterniert.

  1. Fast alle Haie-Spieler, besonders die Stürmer, sind außer Form.
  2. Trainer Mike Stewart, vor der Saison aus Augsburg gekommen, darf weiter machen.
  3. Zurzeit holt er nicht das Beste, sondern das Schlechteste aus seinen Spielern heraus.

Köln – Wenn die Kölner Haie am Sonntag (17 Uhr) in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Krefeld Pinguinen antreten, dann trifft Frustration auf Verzweiflung. Der KEC hat einen sensationell schlechten Saisonstart hingelegt mit acht Niederlagen in zehn Spielen. Die Pinguine haben genauso oft verloren, zudem scheint obendrein der Eishockey-Standort Krefeld in seiner Existenz bedroht zu sein – hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum rheinischen Kellerderby.

Was läuft schief beim KEC?

Fast alle Spieler, besonders die Stürmer, sind außer Form. Die Ausbeute von 17 Toren in zehn Partien spricht für sich. Der Auftritt beim 1:3 im Heimspiel am Freitag gegen Augsburg markierte einen neuen Tiefpunkt. In einem halbwegs fehlerfreien ersten Drittel erzielten die Kölner trotz einiger Möglichkeiten wieder kein Tor. Das zog das Team derart hinunter, dass ab dem Mitteldrittel so gut wie nichts mehr ging. Die Haie fingen sich in Unterzahl zwei Gegentreffer ein und ergaben sich nach 35 Minuten in die Niederlage. Es gab Momente, in denen sie sich gegenseitig umfuhren – vor gut 10000 meist enttäuschten Zuschauern in der Lanxess-Arena. „Wir haben die Schnauze voll“, riefen die Fans.

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Wieder muss Torhüter Wesslau ein Haie-Gegentor hinnehmen.

Woran liegt denn das?

Sechs neue Profis sind im Sommer gekommen, elf gegangen. Ausgewählt hat die neuen Spieler Sportdirektor Mark Mahon, und zwar, sagt er, in Absprache mit dem neuen Trainer Mike Stewart. Das Mantra der Haie-Chefs lautet offenbar: Immer weiterarbeiten, immer weiter aufs Tor schießen, dann wird der Knoten schon platzen.

Was klappt denn nicht?

Es ist offensichtlich, dass der Coach nicht das Beste, sondern das Schlechteste aus den Spielern herausholt. Ein Beispiel ist Jon Matsumoto. Der Kanadier, in der vergangenen Saison in Iserlohn zweitbester DEL-Scorer mit 22 Treffern und 34 Vorlagen, hat erst ein Tor geschossen und einen Assist geleistet. Oder Freddie Tiffels (ein Tor, drei Vorlagen) – spielte der Nationalspieler unter dem kanadischen Interimscoach Dan Lacroix in den letzten Playoffs noch sehr stark, so wirkt er nun verunsichert und verkrampft.

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Darf Trainer Stewart weiter verlieren?

Ja. Geschäftsführer Philipp Walter betont, er habe keine Zweifel, dass der Trainer die Krise meistern werde. Stewart, aus Augsburg nach Köln gekommen und mit einem Zweijahres-Vertrag ausgestattet, sollte der Stareinkauf des KEC sein. Ein erstaunlicher Vertrauens-Vorschuss, der Kanadier hat nie zuvor einen Großstadt-Klub wie Köln betreut. Seine Karriere als Coach startete der 47-Jährige im österreichischen Villach, kam über den damaligen Zweitligisten Bremerhaven im Jahr 2015 in die DEL nach Augsburg, wo er in seiner ersten Saison Tabellenplatz zwölf belegte, dann Rang sechs, wieder zwölf und schließlich drei. Die Haie können es sich jedoch anders als Augsburg nicht leisten, nur Zwölfter zu werden. Sie zählen sich trotz Etatkürzung zu den DEL-Spitzenklubs und kalkulieren mit der direkten Playoff-Teilnahme, also einem Platz unter den ersten Sechs.

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Kölns Fabio Pfohl (rechts) beim Check gegen Scott Valentine (Augsburg).

Und was ist in Krefeld los?

Der Verein erhielt seine DEL-Lizenz im Sommer ohne Auflagen. Es sah aus, als könnte es eine ruhige Saison werden. Zumal sich die Pinguine gut verstärkten, unter anderem mit dem langjährigen Haie-Stürmer Kai Hospelt. Doch vor zwei Wochen forderte Geschäftsführer Matthias Roos plötzlich den russischen Gesellschafter Mikhail Ponomarev in einem Schreiben auf, seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Verein zu erfüllen; er nannte dessen Verhalten „respektlos und an Unzuverlässigkeit kaum mehr zu überbieten“.

Klingt übel.

Ponomarev, der 46 Prozent der Anteile an dem Verein hält, stellte die Sache in einem WDR-Interview ganz anders dar: Nicht er schulde dem Klub Geld, sondern der Klub ihm, teilte er unter anderem mit. Es geht laut „Rheinischer Post“ um eine halbe Million Euro, die dem Verein fehlen, sodass der Klub akut von der Insolvenz bedroht sein soll. Auf einer Pressekonferenz des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen, bei dem Ponomarev ebenfalls aktiv ist, sagte der Russe am Donnerstag: „Ich versuche, meine Anteile an den Krefeld Pinguinen zu verkaufen und bin guter Dinge, dass es noch in dieser Woche Fortschritte geben wird.“

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Haie-Spieler Jason Bast.

Und jetzt?

Wie es weitergeht, ist offen. Die KEV-Mannschaft ist verunsichert, wie am Freitag beim 2:6 in Berlin zu erkennen war. Immerhin werden am Sonntag 6000 Zuschauer in der Krefelder Arena erwartet. Viele Fans wollen sich mit Transparenten für den Erhalt des Eishockey-Standorts Krefeld stark machen.