Am Freitagabend empfängt der FC Viktoria Köln den 1. FC Magdeburg.
FCM-Trainer Stefan Krämer verbindet viel mit Köln.
Im Interview spricht der Coach über seine Freundschaft zu Franz Wunderlich, seine Zeit in Uerdingen und den 1. FC Köln.
Köln – Herr Krämer, am Freitag kehren Sie mit dem 1.FC Magdeburg in Ihre Wahlheimat Köln zurück. Freuen Sie sich auf ein Wiedersehen mit einigen alten Bekannten?
Absolut, weil ich ohnehin immer sehr gerne in Köln bin. In der Nähe der Stadt habe ich meine Basis, viele Freunde werden im Stadion sein, für die ich hoffentlich kurz Zeit habe. Und zu Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich pflege ich ja auch ein freundschaftliches Verhältnis.
Sie haben an der Kölner Sporthochschule studiert. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit und was bedeutet Köln für Sie?
Ich bin in der Tiefe meines Herzens Rheinländer und als gebürtiger Mainzer kurz vor meinem Abitur nach Köln gezogen. Die Zeit an der Uni im Dunstkreis des 1.FC Köln war einfach überragend. Und von ihrer Mentalität kommen mir die Kölner schon sehr entgegen. Die Menschen sind größtenteils äußerst optimistisch und offen.
Sie haben einst neun Jahre für eine Versicherung gearbeitet. Warum nicht als Trainer?
Das stimmt so nicht ganz. Ich habe bis 2011 den SV Roßbach in der Oberliga Südwest betreut, einen kleinen Klub ohne professionelle Strukturen. Parallel habe ich damals für eine Krankenversicherung gearbeitet.
Anschließend nahm Ihre Trainerkarriere Fahrt auf. Im November 2011 wurden Sie Coach von Arminia Bielefeld in der Dritten Liga.
Da gab es aber noch einen Zwischenschritt. Zunächst habe ich meinen Fußballlehrer in Köln gemacht und am Anfang noch als Assistent in Bielefeld gearbeitet. Dass wir nicht in die Regionalliga abgestiegen sind, bewerte ich immer noch als unfassbaren Erfolg. Wenn wir das nicht geschafft hätten, wäre dieser große Klub wohl kaputt gegangen.
Ein Jahr später stiegen Sie mit der Arminia in die Zweite Liga auf. Wie verkraftet man eine solche Erfolgsgeschichte?
Das war wirklich nicht unbedingt zu erwarten, wobei das Jahr davor mit dem abgewendeten Untergang für mich noch ein größeres Ding war. Die Geschichte mit dem Aufstieg habe ich extrem gut verkraftet, weil ich meiner Arbeit in der Oberliga mit derselben Akribie nachgegangen bin wie später im Profibereich. Bei mir ist es so: Das Spiel und nicht die Gegebenheiten drum herum treiben mich an.
Über Cottbus und Erfurt führte Sie Ihre Trainerreise im März 2018 zum damaligen Regionalligisten KFC Uerdingen. Und in Ihrem dritten Spiel trafen Sie auf...
Ja, ja, den FC Viktoria Köln. Wir haben 1:1 gespielt.
Zu jenem Zeitpunkt wurde die Viktoria von Olaf Janßen betreut. Auch Sie sollen schon ein Kandidat in Höhenberg gewesen sein.
Es ist schon so, dass ich immer wieder Kontakt zu Franz Wunderlich hatte, den ich unheimlich schätze. Er war übrigens auch einer der Ersten, der uns damals zum Drittliga-Aufstieg gratuliert hat. Sagen wir es einmal so: Wir haben uns schon öfter über den FC Viktoria unterhalten. Da haben Sie recht.
Am Ende der Saison 2017/2018 stieg Uerdingen und nicht die Viktoria in die Dritte Liga auf. Hatten Sie Mitleid mit den Kölnern?
Ich finde, in diesem Jahr hätten beide Teams den Aufstieg verdient gehabt. Wir haben zwölf Mal in Folge gewonnen und waren deshalb auch ein verdienter Aufsteiger. Trotzdem freut es mich für die Viktoria-Verantwortlichen, dass dem Klub der Sprung nun gelungen ist.
In Krefeld wurden Sie Anfang des Jahres freigestellt. Wie bewerten Sie die vielen Trainerwechsel beim KFC und das Gebaren von Uerdingens Mäzen und Präsidenten Mikhail Ponomarev?
Er ist der Chef des Klubs und bestimmt wie es läuft. Aber natürlich war es irritierend, im Winter als Tabellendritter bei einem Aufsteiger entlassen zu werden. Wobei mein Vorgänger Michael Wiesinger ja sogar als Tabellenzweiter freigestellt wurde.
Nun treffen Sie als Trainer des 1. FC Magdeburg auf die Viktoria. Als Zweitliga-Absteiger belegen Sie Rang elf. Wie groß ist der Druck im Umfeld?
Zunächst einmal sind wir uns der schwierigen Aufgabe in diesem Spiel bewusst. Was den FCM angeht, ist es schon so, dass dieser Verein viele Menschen in unserer Stadt bewegt. Magdeburg ist einfach eine Legende. Mein Auftrag lautet, die Mannschaft zu formen und zu entwickeln und mit ihr eine stabile Saison zu spielen, wobei ich die Unzufriedenheit im Umfeld wahrnehme. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir in die Zweite Liga zurück. Das ist das kommunizierte Ziel.
Sie sind bekennender FC-Fan. Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf?
Ich würde mich eher als FC-Sympathisant bezeichnen, da ich ja lange in der Nachbarschaft dieses Klubs unterwegs war. Mit dem Kader und dem tollen Publikum im Rücken müssten sie den Klassenerhalt packen.
Während Ihres Studiums haben Sie in den Kölner Kneipen als DJ Platten aufgelegt. Kann man Sie nach wie vor buchen?
(lacht) Diese Information ist nicht ganz korrekt. Auf privaten Feiern habe ich schon gerne mal aufgelegt mit zwei Plattenspielern nebeneinander und einem Mischpult für ein paar Mark. Das war es dann aber auch schon.
Nach dem Aufstieg mit Bielefeld 2013 haben Sie sich eine Tätowierung mit der Arminia-Fahne stechen lassen. Existiert sie noch?
Selbstverständlich. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich sie wieder weg bekommen sollte. Wobei ich das ja auch gar nicht möchte. Es ging damals um eine Wette, die ich verloren habe. Und da man sich auf mich verlassen kann, habe ich mein Wort gehalten.