Köln – Barbara Süsterhenn wollte langfristig helfen. Die heute 61-jährige Kostümbildnerin wollte sich 2013 engagieren, mit geflüchteten Kindern etwas basteln oder malen. Dass es so dauerhaft wird, hätte sie aber auch nicht gedacht: Bereits seit acht Jahren ist sie Bildungspatin der Schwestern Semran und Melek, hat sie durch die Grundschule bis in die jetzt achte Klasse begleitet. Kennengelernt haben sich die drei bei Rom e. V., einem Kölner Verein, der sich für die Gleichberechtigung von Roma und Sinti in Köln einsetzt. Ihr Durchhaltevermögen wurde am Sonntag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit dem Ehrenamtspreis „Köln-Engagiert 2021“ ausgezeichnet.
„Ich wurde damals von einem Lehrer im Schulprojekt Amaro Kher gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte“, erinnert sich Süsterhenn ein paar Tage vor der Preisverleihung in ihrer Wohnung im Belgischen Viertel. Semran und Melek, heute 16 und 15 Jahre alt, waren da gerade mit ihrer zehnköpfigen Familie aus Mazedonien nach Deutschland gekommen. Am Anfang haben die drei einmal in der Woche etwas in der Stadt unternommen, waren im Zoo oder ein Eis essen. Dann hat sie Süsterhenn auch oft in der städtischen Unterkunft abgeholt und mit zu sich nach Hause genommen. Anfangs sprachen die Mädchen kaum Deutsch, haben es aber sehr schnell gelernt, sagt Süsterhenn. Sie hilft ihnen bis heute bei allem, was anfällt, geht zum Elternsprechtag, ist Ansprechpartnerin für die Lehrer und hat für die Großfamilie sogar eine Wohnung gefunden.
Gemeinsamer Urlaub und Zukunftspläne
In der Corona-Krise druckt Süsterhenn anfangs die Hausaufgaben für die Schwestern aus und bringt sie bei ihnen vorbei. Mittlerweile haben beide ein Tablet von der Schule bekommen. „Es war ganz schwierig. Ich konnte mich zuhause überhaupt nicht zum Lernen motivieren“, sagt Semran.
Sieht man die drei Frauen miteinander scherzen, ist klar, dass Süsterhenn mehr ist als eine Bildungspatin. „Wir sind eine Familie“, sagt die 16-jährige Semran und muss lachen, weil das ein bisschen kitschig klingt. Süsterhenn war mit ihnen bereits ein Wochenende in Berlin und jedes Jahr in den Sommerferien am Liblarer See zelten. Bei insgesamt neun Kindern und schon ersten Enkeln, sagt Semran, haben die Eltern nicht viel Zeit für jeden einzelnen. Deshalb können sie mit Süsterhenn über viel sprechen, für das zuhause wenig Raum ist, zum Beispiel ihre Zukunft. Semran will einen medizinischen Beruf lernen, Melek kann sich nach einem Praktikum im Kindergarten vorstellen, Erzieherin zu werden.
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Beide würden außerdem gerne wieder regelmäßig Fußball spielen. „Da müssen wir bald mal einen Verein suchen“, ruft Süsterhenn aus der Küche und die Mädchen grinsen sich an.
So können Sie helfen
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.
Die Spendenkonten lauten:
„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155
Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225