Köln – Neukunden der Rhein-Energie zahlen ab dem ersten Januar mehr als doppelt so viel für Strom und Gas wie Bestandskunden. Im Grundversorger-Tarif für Strom sind dann 72,8 Cent pro Kilowattstunde fällig, bestehende Grundversorgungskunden zahlen 30,76 Cent. Das Gefährliche: Auch Kunden mit bestehenden Lieferverträgen bei anderen Anbietern können ungewollt in einen dieser teuren Tarife rutschen.
Geht etwa ein Stromversorger pleite, erhält ein Kunde weiterhin Strom – und zwar dann zum Grundversorgungstarif des regionalen Anbieters. In Köln und den umliegenden Gemeinden ist das die Rhein-Energie. Laut dem Versorger können Zehntausende Kölner davon betroffen sein, in den teuren Tarif zu wechseln. Der Grund: Es gibt eine Reihe von Insolvenzen von Stromanbietern, die mit zu niedrigen Tarifen Kunden angelockt hatten.
Keine alternativer Tarif bei der Rhein-Energie
Wichtig zu wissen ist für Verbraucher: Einen Wechsel in einen anderen Tarif bietet die Rhein-Energie derzeit Kunden nicht an, die in den Grundversorgungstarif („Ersatzversorgung“) fallen. Wer dann andere Preise zahlen möchte, muss einen anderen Anbieter als die Rhein-Energie wählen.
„Aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt überarbeiten wir gerade unsere derzeitigen Tarife und Angebote. Aus diesem Grund ist unser Tarifrechner vorübergehend nicht erreichbar“, heißt es auf der Homepage der Rhein-Energie. Es gibt derzeit keine Möglichkeit außerhalb des Grundversorgungstarif, um neuer Kunde der Rhein-Energie zu werden.
Dritte Preiserhöhung seit Mitte Dezember
Es ist bereits das dritte Mal binnen weniger als drei Wochen, dass die Rhein-Energie den Tarif „FairRegio Strom basis“ für Neukunden anpasst. Anfang Dezember lag der Preis noch bei 28,68 Cent. Zum 16. Dezember wurde ein Preisanstieg auf 33,78 Cent je Kilowattstunde für Neukunden bekanntgegeben. Nur sechs Tage später, am 22. Dezember, wurde die nächste Preisanpassung auf 43,30 Cent wirksam – jetzt kommen fast 30 Cent noch einmal oben drauf.
Bestandskunden sind nicht betroffen
Die Rhein-Energie betont, dass die neuen Preise ausschließlich für Neukunden gelten. „Die Preiserhöhung ist deshalb notwendig, damit wir unsere bestehenden Kunden vor dem dramatischen Anstieg schützen können“, sagte ein Sprecher des kommunalen Energieversorgers. Ein schwacher Trost für umweltbewusste Verbraucher: Ab Januar ist der Strom der Rhein-Energie für Privatkunden ausschließlich grüner Strom.
Neukunden kommen von Discount-Versorgern
Allerdings ist die Zahl der sogenannten Neukunden in den vergangenen Wochen drastisch gestiegen. Denn viele Discount-Stromhändler sind in existenziellen Krisen. Erst vorige Woche hatte der freie Stromlieferant Stromio seine Lieferungen an Kunden eingestellt.
Diverse andere waren vorausgegangen oder wegen Insolvenz nicht mehr lieferfähig. Wer auf diesem Wege seinen Stromlieferanten verliert, fällt in Deutschland automatisch an den Grundversorger, damit er nicht ganz ohne elektrische Energie dasteht. Das System ist sinnvoll, kann für Verbraucher aber hohe Kosten mit sich bringen.
Tarifwechsel aktuell für Neukunden nicht möglich
In früheren Zeiten rieten Rhein-Energie und Verbraucherschützer solchen unfreiwilligen Neukunden zu einem Wechsel in einen preiswerteren Tarif. Doch die Rhein-Energie etwa bietet Neukunden aktuell gar keine Alternativen zu dem teuren Grundversorgungstarif. Grund dafür sind explodierende Preise an den Strommärkten.
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Von November 2020 bis November 2021 ist der Großmarktpreis für eine Megawattstunde Strom von 39 Euro auf mehr als 176 Euro gestiegen, danach ging es weiter aufwärts. Vor allem kleinere Stromhändler zwang das reihenweise in die Knie. Stadtwerke und Großkonzerne sehen sich ebenfalls zunehmend gezwungen, ihre Preise deutlich anzuheben.
Gaspreise steigen auch für Bestandskunden
Noch drastischer ist der Anstieg der Gaspreise – auch in Köln. So wird die Rhein-Energie ab dem 1. Januar 26,43 Cent pro Kilowattstunde Gas von ihren Neukunden nehmen. Bis dahin waren nur 6,07 Cent fällig. Auch der Preis für Bestandskunden wird angehoben, verglichen damit aber zunächst moderat.
Eine Kilowattstunde Gas kostet für bestehende Kunden der Rhein-Energie ab dem Jahreswechsel 7,87 statt 6,07 Cent. Gas wird in Kilowattstunden, also dem Brennwert abgerechnet, nicht in Kubikmetern wie oft vermutet.