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Autoindustrie auf steinigem WegWomit deutsche Hersteller zu kämpfen haben

Lesezeit 4 Minuten
Autos

Tausende Neuwagen von Mercedes warten auf einem ehemaligen Flugplatz im niedersächsischen Alhorn auf ihre Auslieferung.

  1. Die Internationale Automobilaustellung IAA steht vor einem Standort- und Imagewechsel. In Zukunft soll die Messe keine PS-Schau mehr sein, sondern eine Mobilitätsplattform mit Kongressangebot.
  2. Ein Wandel, den die gesamte deutsche Automobilbranche dringend nötig hat.
  3. Experten sind sich einig, dass VW, Daimler, BMW und Audi vor einem steinigen Weg stehen.

Berlin/Köln – Jahrelang ging es für die deutsche Autoindustrie stetig bergauf. Kaum eine andere deutsche Schlüsselbranche konnte sich als ähnlich erfolgsverwöhnt rühmen. Aber die Zeiten haben sich geändert.

Der Dieselskandal hat das Vertrauen in die deutschen Hersteller nachhaltig erschüttert, das Image ist angeschlagen. Bei der Suche nach neuen Antriebsarten und Mobilitätskonzepten der Zukunft können die deutschen Hersteller längst nicht mehr wie einst Spitzenpositionen beanspruchen.

Ein Jahrhundert lang setzten sie Maßstäbe, nun versuchen VW, Daimler, BMW und Audi mit der Entwicklung Schritt zu halten. Getrieben von kalifornischen Erfindern und der Konkurrenz aus China, sucht die deutsche Autoindustrie ihren Platz in der neuen Welt der Robotaxis und Elektromobile.

VW; Daimler und Co. machen weniger Gewinne

Augenscheinlich wird die Lage durch die jüngsten Ankündigungen. Audi streicht in den nächsten drei Jahren 9.500 Stellen. Auch bei Daimler soll die Belegschaft um mindestens 10.000 Beschäftigte verringert werden.

Auch wenn es auf dem Inlandsmarkt insgesamt noch gut läuft, setzen den Herstellern die Absatzeinbrüche auf den großen Märkten China und den USA zu. Weltweit würden in diesem Jahr rund 80,1 Millionen Autos verkauft und damit fünf Prozent weniger als 2018, sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), der Ende des Jahres nach internen Querelen sein Amt niederlegen wird.

„Der Rückgang ist größer als während der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren“, sagte Mattes. Auf dem chinesischen Markt liefen die Geschäfte 2019 um zehn Prozent schlechter als im Vorjahr. Das Problem der deutschen Hersteller: Drei von vier Fahrzeugen gehen in den Export.

Hersteller vor steinigem Weg

Nächstes Jahr drohe ein weiteres Minus auf dann noch 78,9 Millionen Stück. „Der Weg wird also steil, steinig, beschwerlich.“ Schon jetzt seien die Werke weniger ausgelastet, es würden weniger befristete Arbeitsverträge verlängert und Kurzarbeit eingesetzt.

Die Zahl der Mitarbeiter in den Stammbelegschaften werde in diesem Jahr leicht sinken, im nächsten stärker. Die weltweite Pkw-Produktion der deutschen Konzernmarken werde sich 2019 und 2020 „um die 16-Millionen-Marke bewegen“ (2018: 16,3 Mio.). Das ist gut jedes fünfte Auto, das weltweit gebaut wird.

Laut einer Bilanz-Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young fahren die Autokonzerne ihren Gewinnen aus dem Vorjahr hinterher. Die operativen Ergebnisse liegen nach neun Monaten im Schnitt 11,5 Prozent unter den Vorjahreswerten. „Der Trend zu größeren und teureren Autos federt derzeit noch die Auswirkungen sinkender Stückzahlen ab und sorgt für steigende Gewinne“, resümiert EY-Experte Peter Fuß. „Mittelfristig stellt diese Entwicklung aber ein Problem dar - es wird immer schwerer, die strengen CO2-Vorgaben einzuhalten.“

Umbruch wird nötig

In Deutschland warten die Hersteller dringend auf die konkrete Umsetzung des erhöhten Umweltbonus für Elektroautos. Die entsprechende Verordnung müsse in den nächsten Tagen erscheinen. „Alle warten auf die Durchführungsbestimmungen“, sagte der Deutschland-Chef von Renault, Uwe Hochgeschurtz.

Für 2020 erwartet der Importeursverband VDIK in einem leicht abnehmenden deutschen Markt einen um 60 Prozent auf 160.000 Autos steigenden Absatz von Elektroautos, die dann gut vier Prozent Anteil erreichen würden.

Die Bundesregierung plant im Zuge ihres Klimapakets, die Kaufprämie bis zum Jahr 2025 zu verlängern. Sie gilt für Pkw mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoff-Antrieb. Die Prämie soll für Autos mit einem Listenpreis von unter 40.000 Euro auf bis zu 6.000 Euro steigen. Derzeit gibt es 4.000 Euro für reine E-Fahrzeuge. Die Mittel kommen zur Hälfte vom Bund und den Herstellern. Die E-Autos sollen helfen, die strengen EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß zu erreichen.

Neues Messeformat

Auf dem deutschen Markt lief es zuletzt rund für nahezu alle Anbieter. Die beiden Herstellerverbände erwarten für 2019 übereinstimmend eine Steigerung um vier Prozent auf 3,57 Millionen Neuzulassungen.

Mit Blick auf eine Ausrichtung der Messe IAA sagte Mattes, mehrere Städten hätten ihr Interesse bekundet – es werde ein spannendes Rennen. Die Kölner Messe, die bereits sehr früh mit einem Konzept auf den VDA zugegangen ist, hat nun jüngst auch offiziell ihre Bewerbung eingereicht. Die Industrie möchte weg von einer reinen PS-Schau hin zu einer Mobilitätsplattform mit Kongressangebot.

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Auch außerhalb des Messegeländes soll Mobilität für die Besucher erlebbar werden, das heißt Teststrecken und Parcours zum Probefahren – auch für autonome Fahrzeuge. Gleichzeitig sollen die Städte auch investieren, etwa für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Strom und Wasserstoff.